Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

die erste Sorge zur Bereicher. eines Landes seyn?
fuhr seine ungenutzten Heyden anzubauen gereitzet würde?
Denn ohne Ausfuhr im Großen wird der Kornbau kein Land
bereichern. Aller Mißwachs und alle glückliche Erndten schrän-
ken sich immer auf 60, 80 oder hundert Meilen in der Breite
ein. Auf diese Weise sind diejenigen, so blos das Korn auf
ihr eignes Markt bringen, immer geschoren. Hat einer et-
was: so haben sie es alle. Und wenn sie alle darben, so hat
einer auch nichts. Dieses ist aber bey der großen Ausfuhr
nie zu besorgen. Italien hat zwey Jahr Mangel gehabt,
währender Zeit Deutschland Ueberfluß hatte: und nun es uns
fehlt, ist die Erndte in Italien glücklich gewesen .....

Allein es ist unnöthig auf diese Declamation zu antworten.
Der Handel wird allemal die erste Anfmerksamkeit des Ge-
setzgebers verdienen, weil selbst in England, wo man glauben
sollte, daß der Ackerbau sich selbst heben könnte, die Ausfuhr
durch besondre Prämien begünstiget werden muß, um einen
Ziemlichen Preis und durch denselben den Flor eines bessern
Ackerbaues zu erhalten. Diese Prämien sind eine milde Gabe
der Handlung, welche der Ackerbau denen zu danken hat die
jene auf den Thron gesetzt. In einigen Gegenden von Ame-
rika tödtet man die Büffel um der Häute willen, und läßt das
Fleisch in den Wäldern liegen, dies ist Wirthschaft ohne Ge-
werbe und Handlung.



XXXVI.
R 5

die erſte Sorge zur Bereicher. eines Landes ſeyn?
fuhr ſeine ungenutzten Heyden anzubauen gereitzet wuͤrde?
Denn ohne Ausfuhr im Großen wird der Kornbau kein Land
bereichern. Aller Mißwachs und alle gluͤckliche Erndten ſchraͤn-
ken ſich immer auf 60, 80 oder hundert Meilen in der Breite
ein. Auf dieſe Weiſe ſind diejenigen, ſo blos das Korn auf
ihr eignes Markt bringen, immer geſchoren. Hat einer et-
was: ſo haben ſie es alle. Und wenn ſie alle darben, ſo hat
einer auch nichts. Dieſes iſt aber bey der großen Ausfuhr
nie zu beſorgen. Italien hat zwey Jahr Mangel gehabt,
waͤhrender Zeit Deutſchland Ueberfluß hatte: und nun es uns
fehlt, iſt die Erndte in Italien gluͤcklich geweſen .....

Allein es iſt unnoͤthig auf dieſe Declamation zu antworten.
Der Handel wird allemal die erſte Anfmerkſamkeit des Ge-
ſetzgebers verdienen, weil ſelbſt in England, wo man glauben
ſollte, daß der Ackerbau ſich ſelbſt heben koͤnnte, die Ausfuhr
durch beſondre Praͤmien beguͤnſtiget werden muß, um einen
Ziemlichen Preis und durch denſelben den Flor eines beſſern
Ackerbaues zu erhalten. Dieſe Praͤmien ſind eine milde Gabe
der Handlung, welche der Ackerbau denen zu danken hat die
jene auf den Thron geſetzt. In einigen Gegenden von Ame-
rika toͤdtet man die Buͤffel um der Haͤute willen, und laͤßt das
Fleiſch in den Waͤldern liegen, dies iſt Wirthſchaft ohne Ge-
werbe und Handlung.



XXXVI.
R 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0283" n="265"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">die er&#x017F;te Sorge zur Bereicher. eines Landes &#x017F;eyn?</hi></fw><lb/>
fuhr &#x017F;eine ungenutzten Heyden anzubauen gereitzet wu&#x0364;rde?<lb/>
Denn ohne Ausfuhr im Großen wird der Kornbau kein Land<lb/>
bereichern. Aller Mißwachs und alle glu&#x0364;ckliche Erndten &#x017F;chra&#x0364;n-<lb/>
ken &#x017F;ich immer auf 60, 80 oder hundert Meilen in der Breite<lb/>
ein. Auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e &#x017F;ind diejenigen, &#x017F;o blos das Korn auf<lb/>
ihr eignes Markt bringen, immer ge&#x017F;choren. Hat einer et-<lb/>
was: &#x017F;o haben &#x017F;ie es alle. Und wenn &#x017F;ie alle darben, &#x017F;o hat<lb/>
einer auch nichts. Die&#x017F;es i&#x017F;t aber bey der großen Ausfuhr<lb/>
nie zu be&#x017F;orgen. Italien hat zwey Jahr Mangel gehabt,<lb/>
wa&#x0364;hrender Zeit Deut&#x017F;chland Ueberfluß hatte: und nun es uns<lb/>
fehlt, i&#x017F;t die Erndte in Italien glu&#x0364;cklich gewe&#x017F;en .....</p><lb/>
        <p>Allein es i&#x017F;t unno&#x0364;thig auf die&#x017F;e Declamation zu antworten.<lb/>
Der Handel wird allemal die er&#x017F;te Anfmerk&#x017F;amkeit des Ge-<lb/>
&#x017F;etzgebers verdienen, weil &#x017F;elb&#x017F;t in England, wo man glauben<lb/>
&#x017F;ollte, daß der Ackerbau &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t heben ko&#x0364;nnte, die Ausfuhr<lb/>
durch be&#x017F;ondre Pra&#x0364;mien begu&#x0364;n&#x017F;tiget werden muß, um einen<lb/>
Ziemlichen Preis und durch den&#x017F;elben den Flor eines be&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
Ackerbaues zu erhalten. Die&#x017F;e Pra&#x0364;mien &#x017F;ind eine milde Gabe<lb/>
der Handlung, welche der Ackerbau denen zu danken hat die<lb/>
jene auf den Thron ge&#x017F;etzt. In einigen Gegenden von Ame-<lb/>
rika to&#x0364;dtet man die Bu&#x0364;ffel um der Ha&#x0364;ute willen, und la&#x0364;ßt das<lb/>
Flei&#x017F;ch in den Wa&#x0364;ldern liegen, dies i&#x017F;t Wirth&#x017F;chaft ohne Ge-<lb/>
werbe und Handlung.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">R 5</fw>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">XXXVI.</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0283] die erſte Sorge zur Bereicher. eines Landes ſeyn? fuhr ſeine ungenutzten Heyden anzubauen gereitzet wuͤrde? Denn ohne Ausfuhr im Großen wird der Kornbau kein Land bereichern. Aller Mißwachs und alle gluͤckliche Erndten ſchraͤn- ken ſich immer auf 60, 80 oder hundert Meilen in der Breite ein. Auf dieſe Weiſe ſind diejenigen, ſo blos das Korn auf ihr eignes Markt bringen, immer geſchoren. Hat einer et- was: ſo haben ſie es alle. Und wenn ſie alle darben, ſo hat einer auch nichts. Dieſes iſt aber bey der großen Ausfuhr nie zu beſorgen. Italien hat zwey Jahr Mangel gehabt, waͤhrender Zeit Deutſchland Ueberfluß hatte: und nun es uns fehlt, iſt die Erndte in Italien gluͤcklich geweſen ..... Allein es iſt unnoͤthig auf dieſe Declamation zu antworten. Der Handel wird allemal die erſte Anfmerkſamkeit des Ge- ſetzgebers verdienen, weil ſelbſt in England, wo man glauben ſollte, daß der Ackerbau ſich ſelbſt heben koͤnnte, die Ausfuhr durch beſondre Praͤmien beguͤnſtiget werden muß, um einen Ziemlichen Preis und durch denſelben den Flor eines beſſern Ackerbaues zu erhalten. Dieſe Praͤmien ſind eine milde Gabe der Handlung, welche der Ackerbau denen zu danken hat die jene auf den Thron geſetzt. In einigen Gegenden von Ame- rika toͤdtet man die Buͤffel um der Haͤute willen, und laͤßt das Fleiſch in den Waͤldern liegen, dies iſt Wirthſchaft ohne Ge- werbe und Handlung. XXXVI. R 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/283
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/283>, abgerufen am 22.11.2024.