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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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erster Abschnitt.
Franc. gefaßt gewesen: De homicidio ita jussimus observa-
ri ut quieunque ausu temerario alium sine causa occiderit,
vitae periculum feriatur; & nullo pretio redemtionis se re-
dimat aut componat. Et si forsitan convenerit, ut ad so-
lutionem quisque descendat, nullus de parentibus & amicis
ei adjuvat.
Nisi qui praesumserit ei aliquid adjuvare suum
Werigeldum omnino componat. Quia justum est ut qui
injuste novit occidere discat juste morire. Cap I.
18. beym
BALVZ. In LL. Edmundi §. f. wird den Verwandten
das beneficium derelinquendi homicidam unter dem Be-
dinge gestattet, daß sie ihm kein Essen und Trinken rei-
chen und auch an seinem Wehrgelde keinen Antheil ha-
ben sollten. Jm Stift Osnabrück verlohr sich das Wehr-
geld im XV Saec. wovon zu seiner Zeit. Jm Dänischen
wurden im Jahr 1540 die Verwandte von der Mithaft
befreyt. S. HEIMERICH in der Nordfres. Chronick III.
5. p.
246.
§. 24.
Nebst der Nothwendigkeit die Brüch-
ten-Taxen festzusetzen.

Die Richterliche schwankende Willkühr wurde zu-
gleich durch das Wehrgeld ungemein verhindert; und
um derselben endlich auch nicht den geringsten mögli-
chen Raum zu geben: so wurden alle Wunden nach
der Maasse berechnet, alle Glieder auf das sorgfältig-
ste gezählet; und jedes zu einem besondern Anschlag
gebracht. Der Richter behielt nicht die Macht von
dem linken Zähe auf den rechten zu schliessen. (a) Sein Amt war die Gemeine zu fragen; (b) und
dieser ihre Pflicht, Recht nach der Abrede zu weisen.
Aus einem hartnäckigen Triebe zur Freyheit verbann-
ten sie alle moralische Bewegungs-Gründe, (c) weil
Einbildung und Laune zu viel dabey würken. Sie

dul-
C 5
erſter Abſchnitt.
Franc. gefaßt geweſen: De homicidio ita juſſimus obſerva-
ri ut quieunque auſu temerario alium ſine cauſa occiderit,
vitæ periculum feriatur; & nullo pretio redemtionis ſe re-
dimat aut componat. Et ſi forſitan convenerit, ut ad ſo-
lutionem quisque deſcendat, nullus de parentibus & amicis
ei adjuvat.
Niſi qui præſumſerit ei aliquid adjuvare ſuum
Werigeldum omnino componat. Quia juſtum eſt ut qui
injuſte novit occidere diſcat juſte morire. Cap I.
18. beym
BALVZ. In LL. Edmundi §. f. wird den Verwandten
das beneficium derelinquendi homicidam unter dem Be-
dinge geſtattet, daß ſie ihm kein Eſſen und Trinken rei-
chen und auch an ſeinem Wehrgelde keinen Antheil ha-
ben ſollten. Jm Stift Oſnabruͤck verlohr ſich das Wehr-
geld im XV Sæc. wovon zu ſeiner Zeit. Jm Daͤniſchen
wurden im Jahr 1540 die Verwandte von der Mithaft
befreyt. S. HEIMERICH in der Nordfreſ. Chronick III.
5. p.
246.
§. 24.
Nebſt der Nothwendigkeit die Bruͤch-
ten-Taxen feſtzuſetzen.

Die Richterliche ſchwankende Willkuͤhr wurde zu-
gleich durch das Wehrgeld ungemein verhindert; und
um derſelben endlich auch nicht den geringſten moͤgli-
chen Raum zu geben: ſo wurden alle Wunden nach
der Maaſſe berechnet, alle Glieder auf das ſorgfaͤltig-
ſte gezaͤhlet; und jedes zu einem beſondern Anſchlag
gebracht. Der Richter behielt nicht die Macht von
dem linken Zaͤhe auf den rechten zu ſchlieſſen. (a) Sein Amt war die Gemeine zu fragen; (b) und
dieſer ihre Pflicht, Recht nach der Abrede zu weiſen.
Aus einem hartnaͤckigen Triebe zur Freyheit verbann-
ten ſie alle moraliſche Bewegungs-Gruͤnde, (c) weil
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[41/0071] erſter Abſchnitt. ⁽e⁾ Franc. gefaßt geweſen: De homicidio ita juſſimus obſerva- ri ut quieunque auſu temerario alium ſine cauſa occiderit, vitæ periculum feriatur; & nullo pretio redemtionis ſe re- dimat aut componat. Et ſi forſitan convenerit, ut ad ſo- lutionem quisque deſcendat, nullus de parentibus & amicis ei adjuvat. Niſi qui præſumſerit ei aliquid adjuvare ſuum Werigeldum omnino componat. Quia juſtum eſt ut qui injuſte novit occidere diſcat juſte morire. Cap I. 18. beym BALVZ. In LL. Edmundi §. f. wird den Verwandten das beneficium derelinquendi homicidam unter dem Be- dinge geſtattet, daß ſie ihm kein Eſſen und Trinken rei- chen und auch an ſeinem Wehrgelde keinen Antheil ha- ben ſollten. Jm Stift Oſnabruͤck verlohr ſich das Wehr- geld im XV Sæc. wovon zu ſeiner Zeit. Jm Daͤniſchen wurden im Jahr 1540 die Verwandte von der Mithaft befreyt. S. HEIMERICH in der Nordfreſ. Chronick III. 5. p. 246. §. 24. Nebſt der Nothwendigkeit die Bruͤch- ten-Taxen feſtzuſetzen. Die Richterliche ſchwankende Willkuͤhr wurde zu- gleich durch das Wehrgeld ungemein verhindert; und um derſelben endlich auch nicht den geringſten moͤgli- chen Raum zu geben: ſo wurden alle Wunden nach der Maaſſe berechnet, alle Glieder auf das ſorgfaͤltig- ſte gezaͤhlet; und jedes zu einem beſondern Anſchlag gebracht. Der Richter behielt nicht die Macht von dem linken Zaͤhe auf den rechten zu ſchlieſſen. ⁽a⁾ Sein Amt war die Gemeine zu fragen; ⁽b⁾ und dieſer ihre Pflicht, Recht nach der Abrede zu weiſen. Aus einem hartnaͤckigen Triebe zur Freyheit verbann- ten ſie alle moraliſche Bewegungs-Gruͤnde, ⁽c⁾ weil Einbildung und Laune zu viel dabey wuͤrken. Sie dul- C 5

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/71>, abgerufen am 23.11.2024.