Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Osnabrücksche Geschichte

den Kauchischen und Friesischen Sassen, als welche
mehrentheils vor sich blieben, und sehr oft eine
Freundschaft mit den Germaniern unterhielten, um
die in der Mitte gesessene Cherusker von beyden Sei-
ten in einer Spannung zu halten.

(a) Her kann Osten orientem, und Herusker Ost-Sassen
S. §. 75. n. b. so wie Bruckter einen Abend-
oder Nieder-Länder bedeuten. Die Enge ist aber im-
mer eine Mitte. Dann wäre Ost- und West-falen eben
das; und etwan ein Fränkischer Ausdruck. Falen
aber ist wie plaga, (auf Westphälisch eine Flage) juxta
NON. MARC. ex Varrone, coeli vel terrae immensum spa-
tium. An statt daß regiones, tractus, regna, provinciae
besonders bey den autoribus limitum und nach der Con-
stantinischen Eintheilung, mensa spatia waren. Daher ist
Fehlen absque mensura & limite vagari. S. auch PEL-
LETIER dict. Breton. v. Fall. Man sagte nie regio vel
regnum aut provincia; sondern terra Saxonum Sachsen-
land, um das spatium absque mensura auszudrücken.
Eben so hat man Westfalen sagen müssen. So wie
aber die Ost- und Westfälinger, Sassen, und jetzt unter
den Nahmen Westfälinger: Osnabrücker, Emßländer,
Ravensperger etc. verstanden sind; eben so ist es auch
wol mit den Cheruskern und Brucktern gewesen.

(b) S. LODTMAN in monum. Osn. I. §. 3. Ob die Ge-
gend von Brochter-becke, im Tecklenburgischen, und
die von Angelbecke in dem Amte Wittlage, wovon
die Freygrafschaft wie auch die Mark Angelbecke ihren
Nahmen hat, einige Beziehung auf diese Gränzen habe,
ist ungewiß. Doch treffen beyde ungemein nahe mit der
vermuthlichen Lage überein.

(c) Die Angrivarier z. E. standen mit den Cheruskern nicht
in Verbindung, wie diese vom Germanikus bekrieget
wurden. Sie machten auch ihren besondern Frieden
mit den Römern. TAC. Ann. II. 8. 24. Conciti per hoc

Oſnabruͤckſche Geſchichte

den Kauchiſchen und Frieſiſchen Saſſen, als welche
mehrentheils vor ſich blieben, und ſehr oft eine
Freundſchaft mit den Germaniern unterhielten, um
die in der Mitte geſeſſene Cherusker von beyden Sei-
ten in einer Spannung zu halten.

(a) Her kann Oſten orientem, und Herusker Oſt-Saſſen
S. §. 75. n. b. ſo wie Bruckter einen Abend-
oder Nieder-Laͤnder bedeuten. Die Enge iſt aber im-
mer eine Mitte. Dann waͤre Oſt- und Weſt-falen eben
das; und etwan ein Fraͤnkiſcher Ausdruck. Falen
aber iſt wie plaga, (auf Weſtphaͤliſch eine Flage) juxta
NON. MARC. ex Varrone, cœli vel terræ immenſum ſpa-
tium. An ſtatt daß regiones, tractus, regna, provinciæ
beſonders bey den autoribus limitum und nach der Con-
ſtantiniſchen Eintheilung, menſa ſpatia waren. Daher iſt
Fehlen absque menſura & limite vagari. S. auch PEL-
LETIER dict. Breton. v. Fall. Man ſagte nie regio vel
regnum aut provincia; ſondern terra Saxonum Sachſen-
land, um das ſpatium absque menſura auszudruͤcken.
Eben ſo hat man Weſtfalen ſagen muͤſſen. So wie
aber die Oſt- und Weſtfaͤlinger, Saſſen, und jetzt unter
den Nahmen Weſtfaͤlinger: Oſnabruͤcker, Emßlaͤnder,
Ravenſperger ꝛc. verſtanden ſind; eben ſo iſt es auch
wol mit den Cheruskern und Brucktern geweſen.

(b) S. LODTMAN in monum. Oſn. I. §. 3. Ob die Ge-
gend von Brochter-becke, im Tecklenburgiſchen, und
die von Angelbecke in dem Amte Wittlage, wovon
die Freygrafſchaft wie auch die Mark Angelbecke ihren
Nahmen hat, einige Beziehung auf dieſe Graͤnzen habe,
iſt ungewiß. Doch treffen beyde ungemein nahe mit der
vermuthlichen Lage uͤberein.

(c) Die Angrivarier z. E. ſtanden mit den Cheruskern nicht
in Verbindung, wie dieſe vom Germanikus bekrieget
wurden. Sie machten auch ihren beſondern Frieden
mit den Roͤmern. TAC. Ann. II. 8. 24. Conciti per hoc

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0198" n="168"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">O&#x017F;nabru&#x0364;ck&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</hi></fw><lb/>
den Kauchi&#x017F;chen und Frie&#x017F;i&#x017F;chen Sa&#x017F;&#x017F;en, als welche<lb/>
mehrentheils vor &#x017F;ich blieben, und &#x017F;ehr oft eine<lb/>
Freund&#x017F;chaft mit den Germaniern unterhielten, um<lb/>
die in der Mitte ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ene Cherusker von beyden Sei-<lb/>
ten in einer Spannung zu halten.</p><lb/>
          <note place="end" n="(a)"><hi rendition="#fr">Her</hi> kann O&#x017F;ten <hi rendition="#aq">orientem,</hi> und <hi rendition="#fr">Herusker</hi> O&#x017F;t-Sa&#x017F;&#x017F;en<lb/>
S. §. 75. <hi rendition="#aq">n. b.</hi> &#x017F;o wie <hi rendition="#fr">Bruckter</hi> einen <hi rendition="#fr">Abend-</hi><lb/>
oder Nieder-La&#x0364;nder bedeuten. Die <hi rendition="#fr">Enge</hi> i&#x017F;t aber im-<lb/>
mer eine Mitte. Dann wa&#x0364;re O&#x017F;t- und We&#x017F;t-falen eben<lb/>
das; und etwan ein Fra&#x0364;nki&#x017F;cher Ausdruck. <hi rendition="#fr">Falen</hi><lb/>
aber i&#x017F;t wie <hi rendition="#aq">plaga,</hi> (auf We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;ch eine <hi rendition="#fr">Flage</hi>) <hi rendition="#aq">juxta<lb/>
NON. MARC. ex Varrone, c&#x0153;li vel terræ <hi rendition="#i">immen&#x017F;um</hi> &#x017F;pa-<lb/>
tium.</hi> An &#x017F;tatt daß <hi rendition="#aq">regiones, tractus, regna, provinciæ</hi><lb/>
be&#x017F;onders bey den <hi rendition="#aq">autoribus limitum</hi> und nach der Con-<lb/>
&#x017F;tantini&#x017F;chen Eintheilung, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">men&#x017F;a</hi> &#x017F;patia</hi> waren. Daher i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#fr">Fehlen</hi> <hi rendition="#aq">absque men&#x017F;ura &amp; limite vagari.</hi> S. auch <hi rendition="#aq">PEL-<lb/>
LETIER dict. Breton. v. <hi rendition="#i">Fall.</hi></hi> Man &#x017F;agte nie <hi rendition="#aq">regio vel<lb/>
regnum aut provincia;</hi> &#x017F;ondern <hi rendition="#aq">terra Saxonum</hi> Sach&#x017F;en-<lb/>
land, um das <hi rendition="#aq">&#x017F;patium absque <hi rendition="#i">men&#x017F;ura</hi></hi> auszudru&#x0364;cken.<lb/>
Eben &#x017F;o hat man We&#x017F;tfalen &#x017F;agen <hi rendition="#fr">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi> So wie<lb/>
aber die O&#x017F;t- und We&#x017F;tfa&#x0364;linger, Sa&#x017F;&#x017F;en, und jetzt unter<lb/>
den Nahmen We&#x017F;tfa&#x0364;linger: O&#x017F;nabru&#x0364;cker, Emßla&#x0364;nder,<lb/>
Raven&#x017F;perger &#xA75B;c. ver&#x017F;tanden &#x017F;ind; eben &#x017F;o i&#x017F;t es auch<lb/>
wol mit den Cheruskern und Brucktern gewe&#x017F;en.</note><lb/>
          <note place="end" n="(b)">S. <hi rendition="#aq">LODTMAN in monum. O&#x017F;n. I.</hi> §. 3. Ob die Ge-<lb/>
gend von <hi rendition="#fr">Brochter-becke,</hi> im Tecklenburgi&#x017F;chen, und<lb/>
die von <hi rendition="#fr">Angelbecke</hi> in dem Amte Wittlage, wovon<lb/>
die Freygraf&#x017F;chaft wie auch die Mark Angelbecke ihren<lb/>
Nahmen hat, einige Beziehung auf die&#x017F;e Gra&#x0364;nzen habe,<lb/>
i&#x017F;t ungewiß. Doch treffen beyde ungemein nahe mit der<lb/>
vermuthlichen Lage u&#x0364;berein.</note><lb/>
          <note place="end" n="(c)">Die Angrivarier z. E. &#x017F;tanden mit den Cheruskern nicht<lb/>
in Verbindung, wie die&#x017F;e vom Germanikus bekrieget<lb/>
wurden. Sie machten auch ihren be&#x017F;ondern Frieden<lb/>
mit den Ro&#x0364;mern. <hi rendition="#aq">TAC. Ann. II. 8. 24. Conciti per hoc</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">non</hi></fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[168/0198] Oſnabruͤckſche Geſchichte den Kauchiſchen und Frieſiſchen Saſſen, als welche mehrentheils vor ſich blieben, und ſehr oft eine Freundſchaft mit den Germaniern unterhielten, um die in der Mitte geſeſſene Cherusker von beyden Sei- ten in einer Spannung zu halten. ⁽a⁾ Her kann Oſten orientem, und Herusker Oſt-Saſſen S. §. 75. n. b. ſo wie Bruckter einen Abend- oder Nieder-Laͤnder bedeuten. Die Enge iſt aber im- mer eine Mitte. Dann waͤre Oſt- und Weſt-falen eben das; und etwan ein Fraͤnkiſcher Ausdruck. Falen aber iſt wie plaga, (auf Weſtphaͤliſch eine Flage) juxta NON. MARC. ex Varrone, cœli vel terræ immenſum ſpa- tium. An ſtatt daß regiones, tractus, regna, provinciæ beſonders bey den autoribus limitum und nach der Con- ſtantiniſchen Eintheilung, menſa ſpatia waren. Daher iſt Fehlen absque menſura & limite vagari. S. auch PEL- LETIER dict. Breton. v. Fall. Man ſagte nie regio vel regnum aut provincia; ſondern terra Saxonum Sachſen- land, um das ſpatium absque menſura auszudruͤcken. Eben ſo hat man Weſtfalen ſagen muͤſſen. So wie aber die Oſt- und Weſtfaͤlinger, Saſſen, und jetzt unter den Nahmen Weſtfaͤlinger: Oſnabruͤcker, Emßlaͤnder, Ravenſperger ꝛc. verſtanden ſind; eben ſo iſt es auch wol mit den Cheruskern und Brucktern geweſen. ⁽b⁾ S. LODTMAN in monum. Oſn. I. §. 3. Ob die Ge- gend von Brochter-becke, im Tecklenburgiſchen, und die von Angelbecke in dem Amte Wittlage, wovon die Freygrafſchaft wie auch die Mark Angelbecke ihren Nahmen hat, einige Beziehung auf dieſe Graͤnzen habe, iſt ungewiß. Doch treffen beyde ungemein nahe mit der vermuthlichen Lage uͤberein. ⁽c⁾ Die Angrivarier z. E. ſtanden mit den Cheruskern nicht in Verbindung, wie dieſe vom Germanikus bekrieget wurden. Sie machten auch ihren beſondern Frieden mit den Roͤmern. TAC. Ann. II. 8. 24. Conciti per hoc non

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/198
Zitationshilfe:	Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/198>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.