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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Vorrede.
Tugenden und Fehler der Regenten, falsche oder gute
Maaßregeln, Handel, Geld, Städte, Dienst,
Adel, Sprachen, Meynungen, Kriege und Verbin-
dungen auf jenen Körper und auf dessen Ehre und Ei-
genthum gehabt; die Wendungen, welche die Gesetz-
gebende Macht oder die Staatseinrichtung überhaupt
bey diesen Einflüssen von Zeit zu Zeit genommen; die
Art, wie sich Menschen, Rechte und Begriffe allmäh-
lich gebildet; die wunderbaren Engen und Krüm-
mungen, wodurch der menschliche Hang die Territo-
rialhoheit empor getrieben und die glückliche Mäßi-
gung, welche das Christenthum, das deutsche Herz,
und eine der Freyheit günstige Sittenlehre gewürket
hat, würde sich wie ich glaube, solchergestalt in ein
vollkommenes fortgehendes Gemählde bringen lassen
und diesem eine solche Füllung geben, daß der Histo-
rienmahler alle überflüßige Groupen entbehren könnte.

Diese Geschichte würde vier Hauptperioden haben.
Jn der ersten und güldnen war noch mehrentheils jeder
deutscher Ackerhof mit einem Eigenthümer oder Weh-
ren
besetzt; kein Knecht oder Leut auf dem Heerbanns-
gute gefestet; alle Freyheit, als eine schimpfliche
Ausnahme von der gemeinsamen Vertheidigung ver-
haßt; nichts als hohe und gemeine Ehre in der Na-
tion bekannt; niemand, ausser dem Leut oder Knech-
te einem Herrn zu folgen verbunden; und der gemeine
Vorsteher ein erwählter Richter, welcher blos die
Urtheile bestätigte, so ihm von seinen Rechtsgenossen
zugewiesen wurden. Diese güldne Zeit daurete noch
guten Theils, wiewohl mit einer auf den Hauptzweck
schärfer anziehenden Einrichtung unter Carln dem

Gros-
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Vorrede.
Tugenden und Fehler der Regenten, falſche oder gute
Maaßregeln, Handel, Geld, Staͤdte, Dienſt,
Adel, Sprachen, Meynungen, Kriege und Verbin-
dungen auf jenen Koͤrper und auf deſſen Ehre und Ei-
genthum gehabt; die Wendungen, welche die Geſetz-
gebende Macht oder die Staatseinrichtung uͤberhaupt
bey dieſen Einfluͤſſen von Zeit zu Zeit genommen; die
Art, wie ſich Menſchen, Rechte und Begriffe allmaͤh-
lich gebildet; die wunderbaren Engen und Kruͤm-
mungen, wodurch der menſchliche Hang die Territo-
rialhoheit empor getrieben und die gluͤckliche Maͤßi-
gung, welche das Chriſtenthum, das deutſche Herz,
und eine der Freyheit guͤnſtige Sittenlehre gewuͤrket
hat, wuͤrde ſich wie ich glaube, ſolchergeſtalt in ein
vollkommenes fortgehendes Gemaͤhlde bringen laſſen
und dieſem eine ſolche Fuͤllung geben, daß der Hiſto-
rienmahler alle uͤberfluͤßige Groupen entbehren koͤnnte.

Dieſe Geſchichte wuͤrde vier Hauptperioden haben.
Jn der erſten und guͤldnen war noch mehrentheils jeder
deutſcher Ackerhof mit einem Eigenthuͤmer oder Weh-
ren
beſetzt; kein Knecht oder Leut auf dem Heerbanns-
gute gefeſtet; alle Freyheit, als eine ſchimpfliche
Ausnahme von der gemeinſamen Vertheidigung ver-
haßt; nichts als hohe und gemeine Ehre in der Na-
tion bekannt; niemand, auſſer dem Leut oder Knech-
te einem Herrn zu folgen verbunden; und der gemeine
Vorſteher ein erwaͤhlter Richter, welcher blos die
Urtheile beſtaͤtigte, ſo ihm von ſeinen Rechtsgenoſſen
zugewieſen wurden. Dieſe guͤldne Zeit daurete noch
guten Theils, wiewohl mit einer auf den Hauptzweck
ſchaͤrfer anziehenden Einrichtung unter Carln dem

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[0015] Vorrede. Tugenden und Fehler der Regenten, falſche oder gute Maaßregeln, Handel, Geld, Staͤdte, Dienſt, Adel, Sprachen, Meynungen, Kriege und Verbin- dungen auf jenen Koͤrper und auf deſſen Ehre und Ei- genthum gehabt; die Wendungen, welche die Geſetz- gebende Macht oder die Staatseinrichtung uͤberhaupt bey dieſen Einfluͤſſen von Zeit zu Zeit genommen; die Art, wie ſich Menſchen, Rechte und Begriffe allmaͤh- lich gebildet; die wunderbaren Engen und Kruͤm- mungen, wodurch der menſchliche Hang die Territo- rialhoheit empor getrieben und die gluͤckliche Maͤßi- gung, welche das Chriſtenthum, das deutſche Herz, und eine der Freyheit guͤnſtige Sittenlehre gewuͤrket hat, wuͤrde ſich wie ich glaube, ſolchergeſtalt in ein vollkommenes fortgehendes Gemaͤhlde bringen laſſen und dieſem eine ſolche Fuͤllung geben, daß der Hiſto- rienmahler alle uͤberfluͤßige Groupen entbehren koͤnnte. Dieſe Geſchichte wuͤrde vier Hauptperioden haben. Jn der erſten und guͤldnen war noch mehrentheils jeder deutſcher Ackerhof mit einem Eigenthuͤmer oder Weh- ren beſetzt; kein Knecht oder Leut auf dem Heerbanns- gute gefeſtet; alle Freyheit, als eine ſchimpfliche Ausnahme von der gemeinſamen Vertheidigung ver- haßt; nichts als hohe und gemeine Ehre in der Na- tion bekannt; niemand, auſſer dem Leut oder Knech- te einem Herrn zu folgen verbunden; und der gemeine Vorſteher ein erwaͤhlter Richter, welcher blos die Urtheile beſtaͤtigte, ſo ihm von ſeinen Rechtsgenoſſen zugewieſen wurden. Dieſe guͤldne Zeit daurete noch guten Theils, wiewohl mit einer auf den Hauptzweck ſchaͤrfer anziehenden Einrichtung unter Carln dem Groſ- * 5

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/15>, abgerufen am 23.11.2024.