teresse ihm nicht entging, so hieß er mich Zeit und Ort bestimmen, wo wir uns gelegener sprechen könn- ten, und so verabschiedete er sich mit einem unwillkür- lichen Anstande, der ihm selbst in diesen Kleidern treff- lich ließ.
Um mir nun die ganze sonderbare Erscheinung einigermaßen zu erklären, lag freilich der Gedanke am nächsten, es habe dem Künstler gefallen, die niedrige Natur eine Zeitlang an der Quelle selbst zu studiren, wiewohl derselbe Zweck gewiß auf andre Art bequemer zu erreichen war. Als wir kurz nachher auf meinem Gute zusammenkamen, schien er mich auch wirklich auf meinem Glauben lassen zu wollen; doch dachte er zu redlich, um nicht die wahre Absicht, deren er sich viel- leicht schämen mochte, wenigstens als ein Neben-Motiv bemerklich zu machen, und da überdieß eine hypochondri- sche Seite in seinem Gespräche mehrmals anklang, so errieth ich leicht, daß dieß wohl der einzige Beweg- grund seyn müsse. Ich vermied natürlich von nun an die Materie gerne, aber auffallend war es mir, daß Larkens, wenn ich das Gespräch auf Kunst und dergleichen hinlenkte, nur einen zerstreuten und beinahe erzwungenen Antheil zeigte. Er zog praktische oder ökonomische Gegenstände, auch die unbedeutendsten, jedes Mal vor. Mit wahrer Freude untersuchte er meine Baumschule und jede Art von Feldwerkzeug, zugleich suchte er sich beim Gärtner über alle diese Dinge gele- gentlich zu unterrichten und gab mitunter die sinnrei-
tereſſe ihm nicht entging, ſo hieß er mich Zeit und Ort beſtimmen, wo wir uns gelegener ſprechen könn- ten, und ſo verabſchiedete er ſich mit einem unwillkür- lichen Anſtande, der ihm ſelbſt in dieſen Kleidern treff- lich ließ.
Um mir nun die ganze ſonderbare Erſcheinung einigermaßen zu erklären, lag freilich der Gedanke am nächſten, es habe dem Künſtler gefallen, die niedrige Natur eine Zeitlang an der Quelle ſelbſt zu ſtudiren, wiewohl derſelbe Zweck gewiß auf andre Art bequemer zu erreichen war. Als wir kurz nachher auf meinem Gute zuſammenkamen, ſchien er mich auch wirklich auf meinem Glauben laſſen zu wollen; doch dachte er zu redlich, um nicht die wahre Abſicht, deren er ſich viel- leicht ſchämen mochte, wenigſtens als ein Neben-Motiv bemerklich zu machen, und da überdieß eine hypochondri- ſche Seite in ſeinem Geſpräche mehrmals anklang, ſo errieth ich leicht, daß dieß wohl der einzige Beweg- grund ſeyn müſſe. Ich vermied natürlich von nun an die Materie gerne, aber auffallend war es mir, daß Larkens, wenn ich das Geſpräch auf Kunſt und dergleichen hinlenkte, nur einen zerſtreuten und beinahe erzwungenen Antheil zeigte. Er zog praktiſche oder ökonomiſche Gegenſtände, auch die unbedeutendſten, jedes Mal vor. Mit wahrer Freude unterſuchte er meine Baumſchule und jede Art von Feldwerkzeug, zugleich ſuchte er ſich beim Gärtner über alle dieſe Dinge gele- gentlich zu unterrichten und gab mitunter die ſinnrei-
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tereſſe ihm nicht entging, ſo hieß er mich Zeit und
Ort beſtimmen, wo wir uns gelegener ſprechen könn-
ten, und ſo verabſchiedete er ſich mit einem unwillkür-
lichen Anſtande, der ihm ſelbſt in dieſen Kleidern treff-
lich ließ.
Um mir nun die ganze ſonderbare Erſcheinung
einigermaßen zu erklären, lag freilich der Gedanke am
nächſten, es habe dem Künſtler gefallen, die niedrige
Natur eine Zeitlang an der Quelle ſelbſt zu ſtudiren,
wiewohl derſelbe Zweck gewiß auf andre Art bequemer
zu erreichen war. Als wir kurz nachher auf meinem
Gute zuſammenkamen, ſchien er mich auch wirklich auf
meinem Glauben laſſen zu wollen; doch dachte er zu
redlich, um nicht die wahre Abſicht, deren er ſich viel-
leicht ſchämen mochte, wenigſtens als ein Neben-Motiv
bemerklich zu machen, und da überdieß eine hypochondri-
ſche Seite in ſeinem Geſpräche mehrmals anklang, ſo
errieth ich leicht, daß dieß wohl der einzige Beweg-
grund ſeyn müſſe. Ich vermied natürlich von nun
an die Materie gerne, aber auffallend war es mir,
daß Larkens, wenn ich das Geſpräch auf Kunſt und
dergleichen hinlenkte, nur einen zerſtreuten und beinahe
erzwungenen Antheil zeigte. Er zog praktiſche oder
ökonomiſche Gegenſtände, auch die unbedeutendſten, jedes
Mal vor. Mit wahrer Freude unterſuchte er meine
Baumſchule und jede Art von Feldwerkzeug, zugleich
ſuchte er ſich beim Gärtner über alle dieſe Dinge gele-
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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten02_1832/212>, abgerufen am 25.11.2024.
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