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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832.

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von Volkers Bande denken muß. Ich will, wenn
die Frauenzimmer nicht schon durch das vorige" -- --

Plötzlich wurde der Erzähler von den Tönen eines
Saiteninstruments unterbrochen, welche ganz nahe aus
dem Eipfel der dichtbelaubten Linde hervorzukommen
schienen. Die Anwesenden erschracken und Aller Augen
waren nach dem Baume gerichtet. Niemand bewegte
sich vom Platze; tiefe Stille herrschte, während die
Musik in den Zweigen von Neuem begann und der
unsichtbare Spielmann mit lebhafter Stimme Folgen-
des sang:

Jung Volker das ist der Räuberhauptmann
Mit Fidel und mit Flinte,
Damit er geigen und schießen kann
Nachdem just Wetter und Winde,
Ja Winde!
Fidel oder Flint',
Fidel oder Flint',
Volker spielt auf!
Ich sah ihn hoch im Sonnenschein
Auf seinem Hügel sitzen;
Da spielt er die Geig' und schluckt rothen Wein,
Seine blauen Augen ihm blitzen,
Ja blitzen!
Fidel oder Flint',
Fidel oder Flint',
Volker spielt auf!
Ich sah ihn schleudern die Geig' in die Luft,
Ich sah ihn sich werfen zu Pferde,
Da hörten wir Alle wie er ruft:
Brecht los wie der Wolf in die Heerde!
Ja Heerde!

von Volkers Bande denken muß. Ich will, wenn
die Frauenzimmer nicht ſchon durch das vorige“ — —

Plötzlich wurde der Erzähler von den Tönen eines
Saiteninſtruments unterbrochen, welche ganz nahe aus
dem Eipfel der dichtbelaubten Linde hervorzukommen
ſchienen. Die Anweſenden erſchracken und Aller Augen
waren nach dem Baume gerichtet. Niemand bewegte
ſich vom Platze; tiefe Stille herrſchte, während die
Muſik in den Zweigen von Neuem begann und der
unſichtbare Spielmann mit lebhafter Stimme Folgen-
des ſang:

Jung Volker das iſt der Räuberhauptmann
Mit Fidel und mit Flinte,
Damit er geigen und ſchießen kann
Nachdem juſt Wetter und Winde,
Ja Winde!
Fidel oder Flint’,
Fidel oder Flint’,
Volker ſpielt auf!
Ich ſah ihn hoch im Sonnenſchein
Auf ſeinem Hügel ſitzen;
Da ſpielt er die Geig’ und ſchluckt rothen Wein,
Seine blauen Augen ihm blitzen,
Ja blitzen!
Fidel oder Flint’,
Fidel oder Flint’,
Volker ſpielt auf!
Ich ſah ihn ſchleudern die Geig’ in die Luft,
Ich ſah ihn ſich werfen zu Pferde,
Da hörten wir Alle wie er ruft:
Brecht los wie der Wolf in die Heerde!
Ja Heerde!
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[454/0140] von Volkers Bande denken muß. Ich will, wenn die Frauenzimmer nicht ſchon durch das vorige“ — — Plötzlich wurde der Erzähler von den Tönen eines Saiteninſtruments unterbrochen, welche ganz nahe aus dem Eipfel der dichtbelaubten Linde hervorzukommen ſchienen. Die Anweſenden erſchracken und Aller Augen waren nach dem Baume gerichtet. Niemand bewegte ſich vom Platze; tiefe Stille herrſchte, während die Muſik in den Zweigen von Neuem begann und der unſichtbare Spielmann mit lebhafter Stimme Folgen- des ſang: Jung Volker das iſt der Räuberhauptmann Mit Fidel und mit Flinte, Damit er geigen und ſchießen kann Nachdem juſt Wetter und Winde, Ja Winde! Fidel oder Flint’, Fidel oder Flint’, Volker ſpielt auf! Ich ſah ihn hoch im Sonnenſchein Auf ſeinem Hügel ſitzen; Da ſpielt er die Geig’ und ſchluckt rothen Wein, Seine blauen Augen ihm blitzen, Ja blitzen! Fidel oder Flint’, Fidel oder Flint’, Volker ſpielt auf! Ich ſah ihn ſchleudern die Geig’ in die Luft, Ich ſah ihn ſich werfen zu Pferde, Da hörten wir Alle wie er ruft: Brecht los wie der Wolf in die Heerde! Ja Heerde!

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten02_1832/140>, abgerufen am 27.04.2024.