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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.

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Und färbt dieß grüne Eiland morgenfrisch!
Ihr Götter, was ist dieß? Mich wundert' nicht,
Wenn nun, am hellen Tag', aus ihren Gräbern
Gespenster stiegen, wenn um alle Ufer
In grauen Wolken sich die Vorzeit lagerte!

(Ein heftiger Donnerschlag. Kollmer flieht.)
Eilfte Scene.
Mondnacht. Wald.
König tritt herein. Silpelitt springt voraus.
Silpelitt.
Hier ist der Baum, o König, den du meinst,
Den meine Schwester manche Nacht besucht;
Das Haupt anlehnend pflegt sie dann zu schlummern.
König.
Von gelber Farbe ist der glatte Stamm,
Sehr schlank erhebt er sich, und, sonderbar,
Die schwarzen Zweige senken sich zur Erde,
Wie schwere Seide anzufühlen. Kind,
Wir sind am Ziel. Sey mir bedankt, du hast
Mich mühsam den versteckten Pfad geleitet,
Die zarten Füße hat der Dorn gerizt,
Doch sind wir noch zu Ende nicht. Sag' mir --
Silpelitt.
Ich will dir Alles sagen, nichts verschweigen --
König.
Was hast du? Warum fängst du an zu zittern?
Nicht dich zu ängstigen kam ich hieher.
Und färbt dieß grüne Eiland morgenfriſch!
Ihr Götter, was iſt dieß? Mich wundert’ nicht,
Wenn nun, am hellen Tag’, aus ihren Gräbern
Geſpenſter ſtiegen, wenn um alle Ufer
In grauen Wolken ſich die Vorzeit lagerte!

(Ein heftiger Donnerſchlag. Kollmer flieht.)
Eilfte Scene.
Mondnacht. Wald.
König tritt herein. Silpelitt ſpringt voraus.
Silpelitt.
Hier iſt der Baum, o König, den du meinſt,
Den meine Schweſter manche Nacht beſucht;
Das Haupt anlehnend pflegt ſie dann zu ſchlummern.
König.
Von gelber Farbe iſt der glatte Stamm,
Sehr ſchlank erhebt er ſich, und, ſonderbar,
Die ſchwarzen Zweige ſenken ſich zur Erde,
Wie ſchwere Seide anzufühlen. Kind,
Wir ſind am Ziel. Sey mir bedankt, du haſt
Mich mühſam den verſteckten Pfad geleitet,
Die zarten Füße hat der Dorn gerizt,
Doch ſind wir noch zu Ende nicht. Sag’ mir —
Silpelitt.
Ich will dir Alles ſagen, nichts verſchweigen —
König.
Was haſt du? Warum fängſt du an zu zittern?
Nicht dich zu ängſtigen kam ich hieher.
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[194/0202] Und färbt dieß grüne Eiland morgenfriſch! Ihr Götter, was iſt dieß? Mich wundert’ nicht, Wenn nun, am hellen Tag’, aus ihren Gräbern Geſpenſter ſtiegen, wenn um alle Ufer In grauen Wolken ſich die Vorzeit lagerte! (Ein heftiger Donnerſchlag. Kollmer flieht.) Eilfte Scene. Mondnacht. Wald. König tritt herein. Silpelitt ſpringt voraus. Silpelitt. Hier iſt der Baum, o König, den du meinſt, Den meine Schweſter manche Nacht beſucht; Das Haupt anlehnend pflegt ſie dann zu ſchlummern. König. Von gelber Farbe iſt der glatte Stamm, Sehr ſchlank erhebt er ſich, und, ſonderbar, Die ſchwarzen Zweige ſenken ſich zur Erde, Wie ſchwere Seide anzufühlen. Kind, Wir ſind am Ziel. Sey mir bedankt, du haſt Mich mühſam den verſteckten Pfad geleitet, Die zarten Füße hat der Dorn gerizt, Doch ſind wir noch zu Ende nicht. Sag’ mir — Silpelitt. Ich will dir Alles ſagen, nichts verſchweigen — König. Was haſt du? Warum fängſt du an zu zittern? Nicht dich zu ängſtigen kam ich hieher.

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten01_1832/202>, abgerufen am 23.11.2024.