Herren und Damen saßen bereits in bunter Ord- nung, als die Gräfin sich mit den Worten an Lar- kens wandte: "Sie sagten ja von etwas ganz Be- sonderem, das Sie uns dießmal zum Besten geben wollten; machen Sie doch die Gesellschaft mit Ihrem Vorhaben bekannt, ich zweifle nicht, wir dürfen uns etwas recht Hübsches, zum mindesten etwas Unge- wöhnliches versprechen."
"Es liegt," antwortete Larkens mit guter Laune, "in diesem Komplimente etwas so verzweifelt Beding- tes, daß ich nun erst schüchtern werde, mit meinem Schatz hervorzutreten. Wirklich, es ist immer gewagt, wenn ein Einzelner oder wenn zwei Mitglieder eines gebildeten Kreises die Unterhaltung ausschließlich über sich nehmen wollen, und obendrein ist mein Gegen- stand von der Beschaffenheit, daß ihm ein allgemei- nes Interesse sehr schwerlich zukommen möchte, we- nigstens in so weit ich dabei bethätigt bin. Aber was mich tröstet, ist einzig die Unterstützung durch mei- nen Freund Nolten, der Ihneu bei dieser Gelegen- heit ein ganz neues Genre seiner Kunst vorführen wird."
"Ich meines Theils," erwiderte der Maler, "muß die Gesellschaft unterthänigst bitten, auf diese Bedin- gung hin von ihren Forderungen an Larkens nicht nagelsgroß nachzulassen, da mein Beitrag als bloße Verzierung und Erläuterung der Hauptsache an und für sich nicht in Betracht kommen kann." --
Herren und Damen ſaßen bereits in bunter Ord- nung, als die Gräfin ſich mit den Worten an Lar- kens wandte: „Sie ſagten ja von etwas ganz Be- ſonderem, das Sie uns dießmal zum Beſten geben wollten; machen Sie doch die Geſellſchaft mit Ihrem Vorhaben bekannt, ich zweifle nicht, wir dürfen uns etwas recht Hübſches, zum mindeſten etwas Unge- wöhnliches verſprechen.“
„Es liegt,“ antwortete Larkens mit guter Laune, „in dieſem Komplimente etwas ſo verzweifelt Beding- tes, daß ich nun erſt ſchüchtern werde, mit meinem Schatz hervorzutreten. Wirklich, es iſt immer gewagt, wenn ein Einzelner oder wenn zwei Mitglieder eines gebildeten Kreiſes die Unterhaltung ausſchließlich über ſich nehmen wollen, und obendrein iſt mein Gegen- ſtand von der Beſchaffenheit, daß ihm ein allgemei- nes Intereſſe ſehr ſchwerlich zukommen möchte, we- nigſtens in ſo weit ich dabei bethätigt bin. Aber was mich tröſtet, iſt einzig die Unterſtützung durch mei- nen Freund Nolten, der Ihneu bei dieſer Gelegen- heit ein ganz neues Genre ſeiner Kunſt vorführen wird.“
„Ich meines Theils,“ erwiderte der Maler, „muß die Geſellſchaft unterthänigſt bitten, auf dieſe Bedin- gung hin von ihren Forderungen an Larkens nicht nagelsgroß nachzulaſſen, da mein Beitrag als bloße Verzierung und Erläuterung der Hauptſache an und für ſich nicht in Betracht kommen kann.“ —
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0149"n="141"/><p>Herren und Damen ſaßen bereits in bunter Ord-<lb/>
nung, als die Gräfin ſich mit den Worten an <hirendition="#g">Lar-<lb/>
kens</hi> wandte: „Sie ſagten ja von etwas ganz Be-<lb/>ſonderem, das Sie uns dießmal zum Beſten geben<lb/>
wollten; machen Sie doch die Geſellſchaft mit Ihrem<lb/>
Vorhaben bekannt, ich zweifle nicht, wir dürfen uns<lb/>
etwas recht Hübſches, zum mindeſten etwas Unge-<lb/>
wöhnliches verſprechen.“</p><lb/><p>„Es liegt,“ antwortete <hirendition="#g">Larkens</hi> mit guter Laune,<lb/>„in dieſem Komplimente etwas ſo verzweifelt Beding-<lb/>
tes, daß ich nun erſt ſchüchtern werde, mit meinem<lb/>
Schatz hervorzutreten. Wirklich, es iſt immer gewagt,<lb/>
wenn ein Einzelner oder wenn zwei Mitglieder eines<lb/>
gebildeten Kreiſes die Unterhaltung ausſchließlich über<lb/>ſich nehmen wollen, und obendrein iſt mein Gegen-<lb/>ſtand von der Beſchaffenheit, daß ihm ein allgemei-<lb/>
nes Intereſſe ſehr ſchwerlich zukommen möchte, we-<lb/>
nigſtens in ſo weit <hirendition="#g">ich</hi> dabei bethätigt bin. Aber<lb/>
was mich tröſtet, iſt einzig die Unterſtützung durch mei-<lb/>
nen Freund <hirendition="#g">Nolten</hi>, der Ihneu bei dieſer Gelegen-<lb/>
heit ein ganz neues Genre ſeiner Kunſt vorführen<lb/>
wird.“</p><lb/><p>„Ich meines Theils,“ erwiderte der Maler, „muß<lb/>
die Geſellſchaft unterthänigſt bitten, auf dieſe Bedin-<lb/>
gung hin von ihren Forderungen an <hirendition="#g">Larkens</hi> nicht<lb/>
nagelsgroß nachzulaſſen, da mein Beitrag als bloße<lb/>
Verzierung und Erläuterung der Hauptſache an und<lb/>
für ſich nicht in Betracht kommen kann.“—</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[141/0149]
Herren und Damen ſaßen bereits in bunter Ord-
nung, als die Gräfin ſich mit den Worten an Lar-
kens wandte: „Sie ſagten ja von etwas ganz Be-
ſonderem, das Sie uns dießmal zum Beſten geben
wollten; machen Sie doch die Geſellſchaft mit Ihrem
Vorhaben bekannt, ich zweifle nicht, wir dürfen uns
etwas recht Hübſches, zum mindeſten etwas Unge-
wöhnliches verſprechen.“
„Es liegt,“ antwortete Larkens mit guter Laune,
„in dieſem Komplimente etwas ſo verzweifelt Beding-
tes, daß ich nun erſt ſchüchtern werde, mit meinem
Schatz hervorzutreten. Wirklich, es iſt immer gewagt,
wenn ein Einzelner oder wenn zwei Mitglieder eines
gebildeten Kreiſes die Unterhaltung ausſchließlich über
ſich nehmen wollen, und obendrein iſt mein Gegen-
ſtand von der Beſchaffenheit, daß ihm ein allgemei-
nes Intereſſe ſehr ſchwerlich zukommen möchte, we-
nigſtens in ſo weit ich dabei bethätigt bin. Aber
was mich tröſtet, iſt einzig die Unterſtützung durch mei-
nen Freund Nolten, der Ihneu bei dieſer Gelegen-
heit ein ganz neues Genre ſeiner Kunſt vorführen
wird.“
„Ich meines Theils,“ erwiderte der Maler, „muß
die Geſellſchaft unterthänigſt bitten, auf dieſe Bedin-
gung hin von ihren Forderungen an Larkens nicht
nagelsgroß nachzulaſſen, da mein Beitrag als bloße
Verzierung und Erläuterung der Hauptſache an und
für ſich nicht in Betracht kommen kann.“ —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten01_1832/149>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.