Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856."Nun," fuhr er fort, "das Sprichwort sagt: "Im Frühling 1770 reiste ich als dreizehnjäh¬ „Nun,“ fuhr er fort, „das Sprichwort ſagt: „Im Frühling 1770 reiſte ich als dreizehnjäh¬ <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0058" n="46"/> <p>„Nun,“ fuhr er fort, „das Sprichwort ſagt:<lb/> hat einer den Nutzen, dem Spott mag er trutzen.<lb/> Ich hab' meinen kleinen Profit von der Sache, Sie<lb/> werden ſchon ſehen. Vor allem aber hören Sie,<lb/> wie's eigentlich geſchah, daß ſich ein alter Kindskopf<lb/> ſo vergeſſen konnte. Eine Jugenderinnerung war mit<lb/> im Spiele.“</p><lb/> <p>„Im Frühling 1770 reiſte ich als dreizehnjäh¬<lb/> riges Bürſchchen mit meinem Vater nach Italien.<lb/> Wir gingen von Rom nach Neapel. Ich hatte zwei¬<lb/> mal im Conſervatorium und ſonſt zu verſchiedenen<lb/> malen geſpielt. Adel und Geiſtlichkeit erzeigten uns<lb/> manches Angenehme, vornemlich attachirte ſich ein<lb/> Abbate an uns, der ſich als Kenner ſchmeichelte und<lb/> übrigens am Hofe etwas galt. Den Tag vor un¬<lb/> ſerer Abreiſe führte er uns in Begleitung einiger<lb/> anderen Herrn in einen königlichen Garten, die Villa<lb/> reale, bei der prachtvollen Straße geradhin am<lb/> Meere gelegen, wo eine Bande ſicilianiſcher <hi rendition="#aq">comme¬<lb/> dianti</hi> ſich producirte — <hi rendition="#aq">figlj di Nettuno</hi>, wie ſie<lb/> ſich neben andern ſchönen Titeln auch nannten. Mit<lb/> vielen vornehmen Zuſchauern, worunter ſelbſt die junge<lb/> liebenswürdige Königin Carolina ſammt zwei Prin¬<lb/> zeſſen, ſaßen wir auf einer langen Reihe von Bänken<lb/></p> </body> </text> </TEI> [46/0058]
„Nun,“ fuhr er fort, „das Sprichwort ſagt:
hat einer den Nutzen, dem Spott mag er trutzen.
Ich hab' meinen kleinen Profit von der Sache, Sie
werden ſchon ſehen. Vor allem aber hören Sie,
wie's eigentlich geſchah, daß ſich ein alter Kindskopf
ſo vergeſſen konnte. Eine Jugenderinnerung war mit
im Spiele.“
„Im Frühling 1770 reiſte ich als dreizehnjäh¬
riges Bürſchchen mit meinem Vater nach Italien.
Wir gingen von Rom nach Neapel. Ich hatte zwei¬
mal im Conſervatorium und ſonſt zu verſchiedenen
malen geſpielt. Adel und Geiſtlichkeit erzeigten uns
manches Angenehme, vornemlich attachirte ſich ein
Abbate an uns, der ſich als Kenner ſchmeichelte und
übrigens am Hofe etwas galt. Den Tag vor un¬
ſerer Abreiſe führte er uns in Begleitung einiger
anderen Herrn in einen königlichen Garten, die Villa
reale, bei der prachtvollen Straße geradhin am
Meere gelegen, wo eine Bande ſicilianiſcher comme¬
dianti ſich producirte — figlj di Nettuno, wie ſie
ſich neben andern ſchönen Titeln auch nannten. Mit
vielen vornehmen Zuſchauern, worunter ſelbſt die junge
liebenswürdige Königin Carolina ſammt zwei Prin¬
zeſſen, ſaßen wir auf einer langen Reihe von Bänken
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