kleiner Abstecher gemacht, linkshin, nach Brandenburg zu. -- Wie? wär' es möglich ... Sie kamen nach Berlin? sind bei Mozarts gewesen? -- Zehn himm¬ lische Tage! -- O liebe, süße, einzige Generalin, erzählen Sie, beschreiben Sie! Wie geht es unsern guten Leutchen? Gefallen sie sich immer noch so gut wie Anfangs dort? Es ist mir fabelhaft, undenkbar, heute noch, und jetzt nur desto mehr, da Sie von ihm herkommen -- Mozart als Berliner! Wie be¬ nimmt er sich doch? wie sieht er denn aus? -- O der! Sie sollten ihn nur sehen. Diesen Sommer hat ihn der König in's Karlsbad geschickt. Wann wäre seinem herzgeliebten Kaiser Joseph so etwas einge¬ fallen, he? Sie waren beide kaum erst wieder da, als ich ankam. Er glänzt von Gesundheit und Leben, ist rund und beleibt und vif wie Quecksilber; das Glück sieht ihm und die Behaglichkeit recht aus den Augen."
Und nun begann die Sprecherin in ihrer ange¬ nommenen Rolle die neue Lage mit den hellsten Far¬ ben auszumalen. Von seiner Wohnung unter den Linden, von seinem Garten und Landhaus an, bis zu den glänzenden Schauplätzen seiner öffentlichen Wirksamkeit und den engeren Cirkeln des Hofs, wo
kleiner Abſtecher gemacht, linkshin, nach Brandenburg zu. — Wie? wär' es möglich ... Sie kamen nach Berlin? ſind bei Mozarts geweſen? — Zehn himm¬ liſche Tage! — O liebe, ſüße, einzige Generalin, erzählen Sie, beſchreiben Sie! Wie geht es unſern guten Leutchen? Gefallen ſie ſich immer noch ſo gut wie Anfangs dort? Es iſt mir fabelhaft, undenkbar, heute noch, und jetzt nur deſto mehr, da Sie von ihm herkommen — Mozart als Berliner! Wie be¬ nimmt er ſich doch? wie ſieht er denn aus? — O der! Sie ſollten ihn nur ſehen. Dieſen Sommer hat ihn der König in's Karlsbad geſchickt. Wann wäre ſeinem herzgeliebten Kaiſer Joſeph ſo etwas einge¬ fallen, he? Sie waren beide kaum erſt wieder da, als ich ankam. Er glänzt von Geſundheit und Leben, iſt rund und beleibt und vif wie Queckſilber; das Glück ſieht ihm und die Behaglichkeit recht aus den Augen.“
Und nun begann die Sprecherin in ihrer ange¬ nommenen Rolle die neue Lage mit den hellſten Far¬ ben auszumalen. Von ſeiner Wohnung unter den Linden, von ſeinem Garten und Landhaus an, bis zu den glänzenden Schauplätzen ſeiner öffentlichen Wirkſamkeit und den engeren Cirkeln des Hofs, wo
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[22/0034]
kleiner Abſtecher gemacht, linkshin, nach Brandenburg
zu. — Wie? wär' es möglich ... Sie kamen nach
Berlin? ſind bei Mozarts geweſen? — Zehn himm¬
liſche Tage! — O liebe, ſüße, einzige Generalin,
erzählen Sie, beſchreiben Sie! Wie geht es unſern
guten Leutchen? Gefallen ſie ſich immer noch ſo gut
wie Anfangs dort? Es iſt mir fabelhaft, undenkbar,
heute noch, und jetzt nur deſto mehr, da Sie von
ihm herkommen — Mozart als Berliner! Wie be¬
nimmt er ſich doch? wie ſieht er denn aus? — O
der! Sie ſollten ihn nur ſehen. Dieſen Sommer hat
ihn der König in's Karlsbad geſchickt. Wann wäre
ſeinem herzgeliebten Kaiſer Joſeph ſo etwas einge¬
fallen, he? Sie waren beide kaum erſt wieder da,
als ich ankam. Er glänzt von Geſundheit und Leben,
iſt rund und beleibt und vif wie Queckſilber; das
Glück ſieht ihm und die Behaglichkeit recht aus den
Augen.“
Und nun begann die Sprecherin in ihrer ange¬
nommenen Rolle die neue Lage mit den hellſten Far¬
ben auszumalen. Von ſeiner Wohnung unter den
Linden, von ſeinem Garten und Landhaus an, bis
zu den glänzenden Schauplätzen ſeiner öffentlichen
Wirkſamkeit und den engeren Cirkeln des Hofs, wo
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Mörike, Eduard: Mozart auf der Reise nach Prag. Stuttgart u. a., 1856, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_mozart_1856/34>, abgerufen am 16.02.2025.
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