Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Kanonier.

(Mit einer Zeichnung.)

Auf der Erde begegneten sich die Schaaren des Himmels
Und der Höllen; es kommt eben zur förmlichen Schlacht.
Vorn am Hügel steht ein Teufel bei der Kanone;
Sein stets rauchender Schwanz dient ihm als Lunte dabei.
(Etwas phantastisch geformt ist der Feuerschlund, Flügel
des Drachen,

Statt der Räder, stehn hüben und drüben empor:
Denn man braucht dies Geschütz zuweilen über den Wolken
Bei Blokaden, da fliegt es durch die höllische Kunst.)
Aber der Kerl ist feige; denn während langsam der
Schweif sich

Nach dem Zündloch bewegt, hält er die Ohren sich zu,
Seitwärts über die Achsel nur schielend, jetzo die Augen
Fest zudrückend: Tupf! folgt der entsetzliche Knall.

Der Kanonier.

(Mit einer Zeichnung.)

Auf der Erde begegneten ſich die Schaaren des Himmels
Und der Hoͤllen; es kommt eben zur foͤrmlichen Schlacht.
Vorn am Huͤgel ſteht ein Teufel bei der Kanone;
Sein ſtets rauchender Schwanz dient ihm als Lunte dabei.
(Etwas phantaſtiſch geformt iſt der Feuerſchlund, Fluͤgel
des Drachen,

Statt der Raͤder, ſtehn huͤben und druͤben empor:
Denn man braucht dies Geſchuͤtz zuweilen uͤber den Wolken
Bei Blokaden, da fliegt es durch die hoͤlliſche Kunſt.)
Aber der Kerl iſt feige; denn waͤhrend langſam der
Schweif ſich

Nach dem Zuͤndloch bewegt, haͤlt er die Ohren ſich zu,
Seitwaͤrts uͤber die Achſel nur ſchielend, jetzo die Augen
Feſt zudruͤckend: Tupf! folgt der entſetzliche Knall.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0221" n="205"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b #g">Der Kanonier.</hi><lb/>
        </head>
        <p rendition="#c">(Mit einer Zeichnung.)</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Auf der Erde begegneten &#x017F;ich die Schaaren des Himmels</l><lb/>
          <l>Und der Ho&#x0364;llen; es kommt eben zur fo&#x0364;rmlichen Schlacht.</l><lb/>
          <l>Vorn am Hu&#x0364;gel &#x017F;teht ein Teufel bei der Kanone;</l><lb/>
          <l>Sein &#x017F;tets rauchender Schwanz dient ihm als Lunte dabei.</l><lb/>
          <l>(Etwas phanta&#x017F;ti&#x017F;ch geformt i&#x017F;t der Feuer&#x017F;chlund, Flu&#x0364;gel<lb/><hi rendition="#et">des Drachen,</hi></l><lb/>
          <l>Statt der Ra&#x0364;der, &#x017F;tehn hu&#x0364;ben und dru&#x0364;ben empor:</l><lb/>
          <l>Denn man braucht dies Ge&#x017F;chu&#x0364;tz zuweilen u&#x0364;ber den Wolken</l><lb/>
          <l>Bei Blokaden, da fliegt es durch die ho&#x0364;lli&#x017F;che Kun&#x017F;t.)</l><lb/>
          <l>Aber der Kerl i&#x017F;t feige; denn wa&#x0364;hrend lang&#x017F;am der<lb/><hi rendition="#et">Schweif &#x017F;ich</hi></l><lb/>
          <l>Nach dem Zu&#x0364;ndloch bewegt, ha&#x0364;lt er die Ohren &#x017F;ich zu,</l><lb/>
          <l>Seitwa&#x0364;rts u&#x0364;ber die Ach&#x017F;el nur &#x017F;chielend, jetzo die Augen</l><lb/>
          <l>Fe&#x017F;t zudru&#x0364;ckend: Tupf! folgt der ent&#x017F;etzliche Knall.</l><lb/>
        </lg>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0221] Der Kanonier. (Mit einer Zeichnung.) Auf der Erde begegneten ſich die Schaaren des Himmels Und der Hoͤllen; es kommt eben zur foͤrmlichen Schlacht. Vorn am Huͤgel ſteht ein Teufel bei der Kanone; Sein ſtets rauchender Schwanz dient ihm als Lunte dabei. (Etwas phantaſtiſch geformt iſt der Feuerſchlund, Fluͤgel des Drachen, Statt der Raͤder, ſtehn huͤben und druͤben empor: Denn man braucht dies Geſchuͤtz zuweilen uͤber den Wolken Bei Blokaden, da fliegt es durch die hoͤlliſche Kunſt.) Aber der Kerl iſt feige; denn waͤhrend langſam der Schweif ſich Nach dem Zuͤndloch bewegt, haͤlt er die Ohren ſich zu, Seitwaͤrts uͤber die Achſel nur ſchielend, jetzo die Augen Feſt zudruͤckend: Tupf! folgt der entſetzliche Knall.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/221
Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/221>, abgerufen am 23.11.2024.