Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Der Tambour. Wenn meine Mutter hexen könnt', Da müßt' sie mit dem Regiment Nach Frankreich, überall mit hin, Und wär' die Markedenterin. Im Lager, wohl um Mitternacht, Wenn Niemand auf ist als die Wacht, Und Alles schnarchet, Roß und Mann, Vor meiner Trommel säß' ich dann: Die Trommel müßt' eine Schüssel seyn, Ein warmes Sauerkraut darein, Die Schlegel Messer und Gabel, Eine lange Wurst mein Sabel, Mein Tschako wär' ein Humpen gut, Gefüllet mit Burgunderblut, Und weil es mir an Lichte fehlt, Da scheint der Mond in mein Gezelt, Scheint er auch auf Franzö'sch herein, Mir fällt doch meine Liebste ein: Ach weh! jezt hat der Spaß ein End'! -- Wenn nur meine Mutter hexen könnt'! Der Tambour. Wenn meine Mutter hexen koͤnnt', Da muͤßt' ſie mit dem Regiment Nach Frankreich, uͤberall mit hin, Und waͤr' die Markedenterin. Im Lager, wohl um Mitternacht, Wenn Niemand auf iſt als die Wacht, Und Alles ſchnarchet, Roß und Mann, Vor meiner Trommel ſaͤß' ich dann: Die Trommel muͤßt' eine Schuͤſſel ſeyn, Ein warmes Sauerkraut darein, Die Schlegel Meſſer und Gabel, Eine lange Wurſt mein Sabel, Mein Tſchako waͤr' ein Humpen gut, Gefuͤllet mit Burgunderblut, Und weil es mir an Lichte fehlt, Da ſcheint der Mond in mein Gezelt, Scheint er auch auf Franzoͤ'ſch herein, Mir faͤllt doch meine Liebſte ein: Ach weh! jezt hat der Spaß ein End'! — Wenn nur meine Mutter hexen koͤnnt'! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0207" n="191"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b #g">Der Tambour.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>enn meine Mutter hexen koͤnnt',</l><lb/> <l>Da muͤßt' ſie mit dem Regiment</l><lb/> <l>Nach Frankreich, uͤberall mit hin,</l><lb/> <l>Und waͤr' die Markedenterin.</l><lb/> <l>Im Lager, wohl um Mitternacht,</l><lb/> <l>Wenn Niemand auf iſt als die Wacht,</l><lb/> <l>Und Alles ſchnarchet, Roß und Mann,</l><lb/> <l>Vor meiner Trommel ſaͤß' ich dann:</l><lb/> <l>Die Trommel muͤßt' eine Schuͤſſel ſeyn,</l><lb/> <l>Ein warmes Sauerkraut darein,</l><lb/> <l>Die Schlegel Meſſer und Gabel,</l><lb/> <l>Eine lange Wurſt mein Sabel,</l><lb/> <l>Mein Tſchako waͤr' ein Humpen gut,</l><lb/> <l>Gefuͤllet mit Burgunderblut,</l><lb/> <l>Und weil es mir an Lichte fehlt,</l><lb/> <l>Da ſcheint der Mond in mein Gezelt,</l><lb/> <l>Scheint er auch auf Franzoͤ'ſch herein,</l><lb/> <l>Mir faͤllt doch meine Liebſte ein:</l><lb/> <l>Ach weh! jezt hat der Spaß ein End'!</l><lb/> <l>— Wenn nur meine Mutter hexen koͤnnt'!</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [191/0207]
Der Tambour.
Wenn meine Mutter hexen koͤnnt',
Da muͤßt' ſie mit dem Regiment
Nach Frankreich, uͤberall mit hin,
Und waͤr' die Markedenterin.
Im Lager, wohl um Mitternacht,
Wenn Niemand auf iſt als die Wacht,
Und Alles ſchnarchet, Roß und Mann,
Vor meiner Trommel ſaͤß' ich dann:
Die Trommel muͤßt' eine Schuͤſſel ſeyn,
Ein warmes Sauerkraut darein,
Die Schlegel Meſſer und Gabel,
Eine lange Wurſt mein Sabel,
Mein Tſchako waͤr' ein Humpen gut,
Gefuͤllet mit Burgunderblut,
Und weil es mir an Lichte fehlt,
Da ſcheint der Mond in mein Gezelt,
Scheint er auch auf Franzoͤ'ſch herein,
Mir faͤllt doch meine Liebſte ein:
Ach weh! jezt hat der Spaß ein End'!
— Wenn nur meine Mutter hexen koͤnnt'!
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