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Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

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Ach, schöne Frau Done, geb' sie mir
Für meinen Schatz eine hübsche Zier!
Sie zog heraus ein schönes Schwert,
Der Knab' hätt' lang so eins begehrt.
Der Knab', was hält er in der Hand?
Milchweiß ein köstlich Perlenband.
Er legt's ihr um ihr schwarzes Haar,
Sie sah wie eine Fürstin gar.
Ach, schöne Frau Done, geb' sie mir
Für meinen Schatz eine hübsche Zier!
Sie langt hinein zum andern Mal,
Faßt einen Helm von lichtem Stahl.
Der Knab' vor Freud' entsezt sich schier,
Fischt ihr einen goldnen Kamm dafür.
Zum Dritten sie in's Wasser griff:
Ach weh! da fällt sie aus dem Schiff.
Er springt ihr nach, er faßt sie keck,
Frau Done reißt sie Beide weg;
Frau Done hat ihr Schmuck gereut,
Das büßt der Jüngling und die Maid.
Das Schifflein leer hinunter wallt;
Die Sonne sinkt hinter die Berge bald.
Ach, ſchoͤne Frau Done, geb' ſie mir
Fuͤr meinen Schatz eine huͤbſche Zier!
Sie zog heraus ein ſchoͤnes Schwert,
Der Knab' haͤtt' lang ſo eins begehrt.
Der Knab', was haͤlt er in der Hand?
Milchweiß ein koͤſtlich Perlenband.
Er legt's ihr um ihr ſchwarzes Haar,
Sie ſah wie eine Fuͤrſtin gar.
Ach, ſchoͤne Frau Done, geb' ſie mir
Fuͤr meinen Schatz eine huͤbſche Zier!
Sie langt hinein zum andern Mal,
Faßt einen Helm von lichtem Stahl.
Der Knab' vor Freud' entſezt ſich ſchier,
Fiſcht ihr einen goldnen Kamm dafuͤr.
Zum Dritten ſie in's Waſſer griff:
Ach weh! da faͤllt ſie aus dem Schiff.
Er ſpringt ihr nach, er faßt ſie keck,
Frau Done reißt ſie Beide weg;
Frau Done hat ihr Schmuck gereut,
Das buͤßt der Juͤngling und die Maid.
Das Schifflein leer hinunter wallt;
Die Sonne ſinkt hinter die Berge bald.
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[168/0184] Ach, ſchoͤne Frau Done, geb' ſie mir Fuͤr meinen Schatz eine huͤbſche Zier! Sie zog heraus ein ſchoͤnes Schwert, Der Knab' haͤtt' lang ſo eins begehrt. Der Knab', was haͤlt er in der Hand? Milchweiß ein koͤſtlich Perlenband. Er legt's ihr um ihr ſchwarzes Haar, Sie ſah wie eine Fuͤrſtin gar. Ach, ſchoͤne Frau Done, geb' ſie mir Fuͤr meinen Schatz eine huͤbſche Zier! Sie langt hinein zum andern Mal, Faßt einen Helm von lichtem Stahl. Der Knab' vor Freud' entſezt ſich ſchier, Fiſcht ihr einen goldnen Kamm dafuͤr. Zum Dritten ſie in's Waſſer griff: Ach weh! da faͤllt ſie aus dem Schiff. Er ſpringt ihr nach, er faßt ſie keck, Frau Done reißt ſie Beide weg; Frau Done hat ihr Schmuck gereut, Das buͤßt der Juͤngling und die Maid. Das Schifflein leer hinunter wallt; Die Sonne ſinkt hinter die Berge bald.

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/184>, abgerufen am 24.11.2024.