Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Die Herbstfeier. Auf! im traubenschwersten Thale Stellt ein Fest des Bacchus an! Becher her und Opferschale! Und des Gottes Bild voran! Flöte mit Gesang verkünde Gleich des Tages letzten Rest, Mit dem Abendstern entzünde Sich auch unser Freudenfest! Braune Männer, schöne Frauen Soll man hier versammelt seh'n, Greise auch, die ehrengrauen, Dürfen nicht von ferne steh'n; Knaben, so die Krüge füllen, Und, daß er vollkommen sey, Treten zögernd auch die stillen Mädchen unserm Kranze bei. Noch ist vor der nahen Feier
Süß beklommen manche Brust, Aber weiter bald und freier Uebergibt sie sich der Lust. Thaut euch nicht wie Frühlingsregen Lieblicher Gedankenschwarm? Erdenleben, laß dich hegen, Uns ist wohl in deinem Arm! Die Herbſtfeier. Auf! im traubenſchwerſten Thale Stellt ein Feſt des Bacchus an! Becher her und Opferſchale! Und des Gottes Bild voran! Floͤte mit Geſang verkuͤnde Gleich des Tages letzten Reſt, Mit dem Abendſtern entzuͤnde Sich auch unſer Freudenfeſt! Braune Maͤnner, ſchoͤne Frauen Soll man hier verſammelt ſeh'n, Greiſe auch, die ehrengrauen, Duͤrfen nicht von ferne ſteh'n; Knaben, ſo die Kruͤge fuͤllen, Und, daß er vollkommen ſey, Treten zoͤgernd auch die ſtillen Maͤdchen unſerm Kranze bei. Noch iſt vor der nahen Feier
Suͤß beklommen manche Bruſt, Aber weiter bald und freier Uebergibt ſie ſich der Luſt. Thaut euch nicht wie Fruͤhlingsregen Lieblicher Gedankenſchwarm? Erdenleben, laß dich hegen, Uns iſt wohl in deinem Arm! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0120" n="104"/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Die Herbſtfeier.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Auf! im traubenſchwerſten Thale</l><lb/> <l>Stellt ein Feſt des Bacchus an!</l><lb/> <l>Becher her und Opferſchale!</l><lb/> <l>Und des Gottes Bild voran!</l><lb/> <l>Floͤte mit Geſang verkuͤnde</l><lb/> <l>Gleich des Tages letzten Reſt,</l><lb/> <l>Mit dem Abendſtern entzuͤnde</l><lb/> <l>Sich auch unſer Freudenfeſt!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Braune Maͤnner, ſchoͤne Frauen</l><lb/> <l>Soll man hier verſammelt ſeh'n,</l><lb/> <l>Greiſe auch, die ehrengrauen,</l><lb/> <l>Duͤrfen nicht von ferne ſteh'n;</l><lb/> <l>Knaben, ſo die Kruͤge fuͤllen,</l><lb/> <l>Und, daß er vollkommen ſey,</l><lb/> <l>Treten zoͤgernd auch die ſtillen</l><lb/> <l>Maͤdchen unſerm Kranze bei.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Noch iſt vor der nahen Feier</l><lb/> <l>Suͤß beklommen manche Bruſt,</l><lb/> <l>Aber weiter bald und freier</l><lb/> <l>Uebergibt ſie ſich der Luſt.</l><lb/> <l>Thaut euch nicht wie Fruͤhlingsregen</l><lb/> <l>Lieblicher Gedankenſchwarm?</l><lb/> <l>Erdenleben, laß dich hegen,</l><lb/> <l>Uns iſt wohl in deinem Arm!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [104/0120]
Die Herbſtfeier.
Auf! im traubenſchwerſten Thale
Stellt ein Feſt des Bacchus an!
Becher her und Opferſchale!
Und des Gottes Bild voran!
Floͤte mit Geſang verkuͤnde
Gleich des Tages letzten Reſt,
Mit dem Abendſtern entzuͤnde
Sich auch unſer Freudenfeſt!
Braune Maͤnner, ſchoͤne Frauen
Soll man hier verſammelt ſeh'n,
Greiſe auch, die ehrengrauen,
Duͤrfen nicht von ferne ſteh'n;
Knaben, ſo die Kruͤge fuͤllen,
Und, daß er vollkommen ſey,
Treten zoͤgernd auch die ſtillen
Maͤdchen unſerm Kranze bei.
Noch iſt vor der nahen Feier
Suͤß beklommen manche Bruſt,
Aber weiter bald und freier
Uebergibt ſie ſich der Luſt.
Thaut euch nicht wie Fruͤhlingsregen
Lieblicher Gedankenſchwarm?
Erdenleben, laß dich hegen,
Uns iſt wohl in deinem Arm!
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