Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.Durch den Qualm und durch die Schwüle Rennt er schon wie Windesbraut! Aus der Stadt, da ruft es laut: Hinter'm Berg, hinter'm Berg Brennt's in einer Mühle! Keine Stunde hielt es an, Bis die Mühle borst in Trümmer, Doch den wilden Reitersmann Sah man von der Stunde nimmer; Darauf stiller das Gewühle Kehret wiederum nach Haus; Auch das Glöcklein klinget aus: Hinter'm Berg, hinter'm Berg Brennt's! -- Nach der Zeit ein Müller fand Ein Gerippe sammt der Mützen Ruhig an der Kellerwand Auf der beinern' Mähre sitzen: "Feuerreiter, wie so kühle Reitest du in deinem Grab!" Husch! da fällt's in Asche ab! Ruhe wohl! Ruhe wohl Drunten in der Mühle! Durch den Qualm und durch die Schwuͤle Rennt er ſchon wie Windesbraut! Aus der Stadt, da ruft es laut: Hinter'm Berg, hinter'm Berg Brennt's in einer Muͤhle! Keine Stunde hielt es an, Bis die Muͤhle borſt in Truͤmmer, Doch den wilden Reitersmann Sah man von der Stunde nimmer; Darauf ſtiller das Gewuͤhle Kehret wiederum nach Haus; Auch das Gloͤcklein klinget aus: Hinter'm Berg, hinter'm Berg Brennt's! — Nach der Zeit ein Muͤller fand Ein Gerippe ſammt der Muͤtzen Ruhig an der Kellerwand Auf der beinern' Maͤhre ſitzen: „Feuerreiter, wie ſo kuͤhle Reiteſt du in deinem Grab!“ Huſch! da faͤllt's in Aſche ab! Ruhe wohl! Ruhe wohl Drunten in der Muͤhle! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0102" n="86"/> <lg n="3"> <l>Durch den Qualm und durch die Schwuͤle</l><lb/> <l>Rennt er ſchon wie Windesbraut!</l><lb/> <l>Aus der Stadt, da ruft es laut:</l><lb/> <l>Hinter'm Berg, hinter'm Berg</l><lb/> <l>Brennt's in einer Muͤhle!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Keine Stunde hielt es an,</l><lb/> <l>Bis die Muͤhle borſt in Truͤmmer,</l><lb/> <l>Doch den wilden Reitersmann</l><lb/> <l>Sah man von der Stunde nimmer;</l><lb/> <l>Darauf ſtiller das Gewuͤhle</l><lb/> <l>Kehret wiederum nach Haus;</l><lb/> <l>Auch das Gloͤcklein klinget aus:</l><lb/> <l>Hinter'm Berg, hinter'm Berg</l><lb/> <l>Brennt's! —</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Nach der Zeit ein Muͤller fand</l><lb/> <l>Ein Gerippe ſammt der Muͤtzen</l><lb/> <l>Ruhig an der Kellerwand</l><lb/> <l>Auf der beinern' Maͤhre ſitzen:</l><lb/> <l>„Feuerreiter, wie ſo kuͤhle</l><lb/> <l>Reiteſt du in deinem Grab!“</l><lb/> <l>Huſch! da faͤllt's in Aſche ab!</l><lb/> <l>Ruhe wohl! Ruhe wohl</l><lb/> <l>Drunten in der Muͤhle!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [86/0102]
Durch den Qualm und durch die Schwuͤle
Rennt er ſchon wie Windesbraut!
Aus der Stadt, da ruft es laut:
Hinter'm Berg, hinter'm Berg
Brennt's in einer Muͤhle!
Keine Stunde hielt es an,
Bis die Muͤhle borſt in Truͤmmer,
Doch den wilden Reitersmann
Sah man von der Stunde nimmer;
Darauf ſtiller das Gewuͤhle
Kehret wiederum nach Haus;
Auch das Gloͤcklein klinget aus:
Hinter'm Berg, hinter'm Berg
Brennt's! —
Nach der Zeit ein Muͤller fand
Ein Gerippe ſammt der Muͤtzen
Ruhig an der Kellerwand
Auf der beinern' Maͤhre ſitzen:
„Feuerreiter, wie ſo kuͤhle
Reiteſt du in deinem Grab!“
Huſch! da faͤllt's in Aſche ab!
Ruhe wohl! Ruhe wohl
Drunten in der Muͤhle!
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Zitationshilfe: | Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/102>, abgerufen am 26.06.2024. |