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Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

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unbillige, wider alle Liebe und Grund der Christli-
chen Religion streitende Sache sey, um verschiede-
nen Begriffs willen einen zu verfolgen, oder gar
um das Leben zu bringen. Und halte selbsten viel
auf eine Christliche Tolerantz; und daß man einen
gebührenden Unterscheid mache: zwischen den Zweck
einer bürgerlichen Gesellschafft, und dem, was einer
Christlichen Gemeinde oder Kirchen zukommt. Da
aber die Frage ist: Welches die beste Religion sey?
bin der Meinung, daß solches aus dem Grunde hei-
liger Schrifft decidiret werden müsse.
Nicander. Wo ich aber eurer heiligen Schrifft
nicht mehr Autorität als dem Alcoran, oder des
Confutii, Senecae, Socratis oder eines andern ver-
nünfftigen Heyden Schrifften zutraue, wie wollt
ihr mich eines bessern überzeugen?
Modestin. Wir haben zuvor schon erwehnet:
daß wo sich einer als einen billigen Beurtheiler
und Richter in einer so wichtigen Sache erweisen
will, er auch nothwendig die gehörige Eigenschafften
dazu an sich haben müsse: als eines Aufrichtigen,
GOtt über alles Liebenden, in dessen Ehrfurcht be-
ständig Wandelnden. Und wenn einer so gerüstet
alles ohnpartheyisch prüfen wird, soll er wohl er-
fahren, welche Lehre aus GOtt sey. Dabey ich
nicht läugne, daß Christus, als die ewige Weisheit
und das Licht der Welt, auch denen Tugend- und
Weisheit-liebenden Heyden geleuchtet, und deren
Verstand in einiger Maasse erleuchtet habe. Denn
er das Licht ist, welches alle Menschen erleuchtet,
so in die Welt kommen.
Ala-


unbillige, wider alle Liebe und Grund der Chriſtli-
chen Religion ſtreitende Sache ſey, um verſchiede-
nen Begriffs willen einen zu verfolgen, oder gar
um das Leben zu bringen. Und halte ſelbſten viel
auf eine Chriſtliche Tolerantz; und daß man einen
gebuͤhrenden Unterſcheid mache: zwiſchen den Zweck
einer buͤrgerlichen Geſellſchafft, und dem, was einer
Chriſtlichen Gemeinde oder Kirchen zukommt. Da
aber die Frage iſt: Welches die beſte Religion ſey?
bin der Meinung, daß ſolches aus dem Grunde hei-
liger Schrifft decidiret werden muͤſſe.
Nicander. Wo ich aber eurer heiligen Schrifft
nicht mehr Autoritaͤt als dem Alcoran, oder des
Confutii, Senecæ, Socratis oder eines andern ver-
nuͤnfftigen Heyden Schrifften zutraue, wie wollt
ihr mich eines beſſern uͤberzeugen?
Modeſtin. Wir haben zuvor ſchon erwehnet:
daß wo ſich einer als einen billigen Beurtheiler
und Richter in einer ſo wichtigen Sache erweiſen
will, er auch nothwendig die gehoͤrige Eigenſchafften
dazu an ſich haben muͤſſe: als eines Aufrichtigen,
GOtt uͤber alles Liebenden, in deſſen Ehrfurcht be-
ſtaͤndig Wandelnden. Und wenn einer ſo geruͤſtet
alles ohnpartheyiſch pruͤfen wird, ſoll er wohl er-
fahren, welche Lehre aus GOtt ſey. Dabey ich
nicht laͤugne, daß Chriſtus, als die ewige Weisheit
und das Licht der Welt, auch denen Tugend- und
Weisheit-liebenden Heyden geleuchtet, und deren
Verſtand in einiger Maaſſe erleuchtet habe. Denn
er das Licht iſt, welches alle Menſchen erleuchtet,
ſo in die Welt kommen.
Ala-
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[18/0024] unbillige, wider alle Liebe und Grund der Chriſtli- chen Religion ſtreitende Sache ſey, um verſchiede- nen Begriffs willen einen zu verfolgen, oder gar um das Leben zu bringen. Und halte ſelbſten viel auf eine Chriſtliche Tolerantz; und daß man einen gebuͤhrenden Unterſcheid mache: zwiſchen den Zweck einer buͤrgerlichen Geſellſchafft, und dem, was einer Chriſtlichen Gemeinde oder Kirchen zukommt. Da aber die Frage iſt: Welches die beſte Religion ſey? bin der Meinung, daß ſolches aus dem Grunde hei- liger Schrifft decidiret werden muͤſſe. Nicander. Wo ich aber eurer heiligen Schrifft nicht mehr Autoritaͤt als dem Alcoran, oder des Confutii, Senecæ, Socratis oder eines andern ver- nuͤnfftigen Heyden Schrifften zutraue, wie wollt ihr mich eines beſſern uͤberzeugen? Modeſtin. Wir haben zuvor ſchon erwehnet: daß wo ſich einer als einen billigen Beurtheiler und Richter in einer ſo wichtigen Sache erweiſen will, er auch nothwendig die gehoͤrige Eigenſchafften dazu an ſich haben muͤſſe: als eines Aufrichtigen, GOtt uͤber alles Liebenden, in deſſen Ehrfurcht be- ſtaͤndig Wandelnden. Und wenn einer ſo geruͤſtet alles ohnpartheyiſch pruͤfen wird, ſoll er wohl er- fahren, welche Lehre aus GOtt ſey. Dabey ich nicht laͤugne, daß Chriſtus, als die ewige Weisheit und das Licht der Welt, auch denen Tugend- und Weisheit-liebenden Heyden geleuchtet, und deren Verſtand in einiger Maaſſe erleuchtet habe. Denn er das Licht iſt, welches alle Menſchen erleuchtet, ſo in die Welt kommen. Ala-

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Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/24>, abgerufen am 24.11.2024.