Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.ders über die so ihn fürchten und von gantzem Her- tzen lieben. Zum andern supponire ich: daß ein Kind GOttes ein vollkommenes Vertrauen auf den allmächtigen allgegenwärtigen GOtt, als sei- nen Schöpffer und Erhalter setze. Jst dieses fest: Wer kan uns denn schaden? und was richten doch öffters die arme Menschen mit aller ihrer Sor- ge, Vertrauen auf ihren fleischlichen Arm, Stär- cke und Widerstand aus? als daß sie vielfältig mehr Schaden leiden: als wenn sie sich recht vor GOtt demüthigten, (welcher auch die Hertzen de- rer Könige in seiner Hand hat, und lencket sie, wo- hin er will) und denn um Frieden bey GOtt und den Menschen anhielten, und solchen ernstlich such- ten. Aber dieses wäre contra Rationem Status; nicht aber wider den Willen des höchsten Souve- rains aller Herren. Und so weit hatte es auch der weise Chineser Confutius gebracht, daß er bezeugete: Wo ihme der Himmel gewogen seye; so frage er nach keiner Menschrn Macht. Wie in dessen Mo- rale zu sehen. Nicander. Jch muß gestehen: daß ich wider so vernünfftige Gründe nichts einzuwenden habe; und daß ich mich glücklich schätze, mit meinem hochwer- then Herren bekannt geworden zu seyn. Will mir auch dessen fernere Gewogenheit und Freundschafft ausgebeten haben. Dannenhero ersuche dieselben allerseits bey dero nächster Gelegenheit mir in mei- nem Quartier die Ehre dero werthen Zuspruch zu gön-
ders uͤber die ſo ihn fuͤrchten und von gantzem Her- tzen lieben. Zum andern ſupponire ich: daß ein Kind GOttes ein vollkommenes Vertrauen auf den allmaͤchtigen allgegenwaͤrtigen GOtt, als ſei- nen Schoͤpffer und Erhalter ſetze. Jſt dieſes feſt: Wer kan uns denn ſchaden? und was richten doch oͤffters die arme Menſchen mit aller ihrer Sor- ge, Vertrauen auf ihren fleiſchlichen Arm, Staͤr- cke und Widerſtand aus? als daß ſie vielfaͤltig mehr Schaden leiden: als wenn ſie ſich recht vor GOtt demuͤthigten, (welcher auch die Hertzen de- rer Koͤnige in ſeiner Hand hat, und lencket ſie, wo- hin er will) und denn um Frieden bey GOtt und den Menſchen anhielten, und ſolchen ernſtlich ſuch- ten. Aber dieſes waͤre contra Rationem Status; nicht aber wider den Willen des hoͤchſten Souve- rains aller Herren. Und ſo weit hatte es auch der weiſe Chineſer Confutius gebracht, daß er bezeugete: Wo ihme der Himmel gewogen ſeye; ſo frage er nach keiner Menſchrn Macht. Wie in deſſen Mo- rale zu ſehen. Nicander. Jch muß geſtehen: daß ich wider ſo vernuͤnfftige Gruͤnde nichts einzuwenden habe; und daß ich mich gluͤcklich ſchaͤtze, mit meinem hochwer- then Herren bekannt geworden zu ſeyn. Will mir auch deſſen fernere Gewogenheit und Freundſchafft ausgebeten haben. Dannenhero erſuche dieſelben allerſeits bey dero naͤchſter Gelegenheit mir in mei- nem Quartier die Ehre dero werthen Zuſpruch zu goͤn-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp> <p><pb facs="#f0142" n="136"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ders uͤber die ſo ihn fuͤrchten und von gantzem Her-<lb/> tzen lieben. Zum andern <hi rendition="#aq">ſupponi</hi>re ich: daß ein<lb/> Kind GOttes ein <hi rendition="#fr">vollkommenes</hi> Vertrauen auf<lb/> den allmaͤchtigen allgegenwaͤrtigen GOtt, als ſei-<lb/> nen Schoͤpffer und Erhalter ſetze. Jſt dieſes feſt:<lb/> Wer kan uns denn ſchaden? und was richten<lb/> doch oͤffters die arme Menſchen mit aller ihrer Sor-<lb/> ge, Vertrauen auf ihren fleiſchlichen Arm, Staͤr-<lb/> cke und Widerſtand aus? als daß ſie vielfaͤltig<lb/> mehr Schaden leiden: als wenn ſie ſich recht vor<lb/> GOtt demuͤthigten, (welcher auch die Hertzen de-<lb/> rer Koͤnige in ſeiner Hand hat, und lencket ſie, wo-<lb/> hin er will) und denn um Frieden bey GOtt und<lb/> den Menſchen anhielten, und ſolchen ernſtlich ſuch-<lb/> ten. Aber dieſes waͤre <hi rendition="#aq">contra Rationem Status;</hi><lb/> nicht aber wider den Willen des hoͤchſten <hi rendition="#aq">Souve-<lb/> rains</hi> aller Herren. Und ſo weit hatte es auch der<lb/> weiſe Chineſer <hi rendition="#aq">Confutius</hi> gebracht, daß er bezeugete:<lb/> Wo ihme der Himmel gewogen ſeye; ſo frage er<lb/> nach keiner Menſchrn Macht. Wie in deſſen <hi rendition="#aq">Mo-<lb/> rale</hi> zu ſehen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Nicander.</hi> </hi> </speaker> <p>Jch muß geſtehen: daß ich wider ſo<lb/> vernuͤnfftige Gruͤnde nichts einzuwenden habe; und<lb/> daß ich mich gluͤcklich ſchaͤtze, mit meinem hochwer-<lb/> then Herren bekannt geworden zu ſeyn. Will mir<lb/> auch deſſen fernere Gewogenheit und Freundſchafft<lb/> ausgebeten haben. Dannenhero erſuche dieſelben<lb/> allerſeits bey dero naͤchſter Gelegenheit mir in mei-<lb/> nem Quartier die Ehre dero werthen Zuſpruch zu<lb/> <fw place="bottom" type="catch">goͤn-</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [136/0142]
ders uͤber die ſo ihn fuͤrchten und von gantzem Her-
tzen lieben. Zum andern ſupponire ich: daß ein
Kind GOttes ein vollkommenes Vertrauen auf
den allmaͤchtigen allgegenwaͤrtigen GOtt, als ſei-
nen Schoͤpffer und Erhalter ſetze. Jſt dieſes feſt:
Wer kan uns denn ſchaden? und was richten
doch oͤffters die arme Menſchen mit aller ihrer Sor-
ge, Vertrauen auf ihren fleiſchlichen Arm, Staͤr-
cke und Widerſtand aus? als daß ſie vielfaͤltig
mehr Schaden leiden: als wenn ſie ſich recht vor
GOtt demuͤthigten, (welcher auch die Hertzen de-
rer Koͤnige in ſeiner Hand hat, und lencket ſie, wo-
hin er will) und denn um Frieden bey GOtt und
den Menſchen anhielten, und ſolchen ernſtlich ſuch-
ten. Aber dieſes waͤre contra Rationem Status;
nicht aber wider den Willen des hoͤchſten Souve-
rains aller Herren. Und ſo weit hatte es auch der
weiſe Chineſer Confutius gebracht, daß er bezeugete:
Wo ihme der Himmel gewogen ſeye; ſo frage er
nach keiner Menſchrn Macht. Wie in deſſen Mo-
rale zu ſehen.
Nicander. Jch muß geſtehen: daß ich wider ſo
vernuͤnfftige Gruͤnde nichts einzuwenden habe; und
daß ich mich gluͤcklich ſchaͤtze, mit meinem hochwer-
then Herren bekannt geworden zu ſeyn. Will mir
auch deſſen fernere Gewogenheit und Freundſchafft
ausgebeten haben. Dannenhero erſuche dieſelben
allerſeits bey dero naͤchſter Gelegenheit mir in mei-
nem Quartier die Ehre dero werthen Zuſpruch zu
goͤn-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |