Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

Bild:
<< vorherige Seite


be, welcher die Welt besieget, nicht jedermans
Ding, sondern eine Gabe GOttes ist: so hat es
auch mit dem höchsten Natur-Geheimniß, der
Tinctura Physicorum eben die Bewandtniß. Wel-
che ohnedem nicht so nöthig ist, als das universale
Theologicum
des Geistes GOttes zur Bekehrung
und Heiligung. Und wer dieses in der That,
Krafft und Wahrheit erkannt und erfahren hat:
kan des andern wohl entbehren. Gleich wie aber
wenige Philosophi veri Adepti in der Welt sich be-
finden: so sind auch die Christiani a Spiritu Dei vere
uncti,
oder vom Geist GOttes Gesalbete eben so
gar universaliter dick nicht gesäet.
Alamodan. Behüte GOTT! Was sagt der
Herr? Sind nicht so viele Christen allenthalben
in Europa, und auch in andern Theilen der Welt;
der Herr urtheilet gar zu hart, und wo ichs sagen
darff, kommt er mir gar zu lieblos vor.
Theogenes. Mein werther Herr! ich wünschete
von Hertzen: daß die gantze Erde mögte voll seyn,
des Lichtes, Erkänntniß und der Liebe GOttes und
des Nächsten. Jch lasse aber einen jeden beschei-
denen unpartheyischen urtheilen: es nach dem Grun-
de des Zeugnisses des Heiligen Geistes erstlich in der
heiligen Schrifft, und denn zweitens nach dem
Grunde der Natur und der Erfahrung. An ihren
Früchten sollt ihr sie erkennen! Jch richte nieman-
den: GOtt der HErr richtet einen jeden, und wird
eines jeden Wercke vors Gerichte bringen, sie seyen
gut oder böse. Wohl denen, die in der Feuer-
Probe des Gerichts und der Scheidung bestehen,
als


be, welcher die Welt beſieget, nicht jedermans
Ding, ſondern eine Gabe GOttes iſt: ſo hat es
auch mit dem hoͤchſten Natur-Geheimniß, der
Tinctura Phyſicorum eben die Bewandtniß. Wel-
che ohnedem nicht ſo noͤthig iſt, als das univerſale
Theologicum
des Geiſtes GOttes zur Bekehrung
und Heiligung. Und wer dieſes in der That,
Krafft und Wahrheit erkannt und erfahren hat:
kan des andern wohl entbehren. Gleich wie aber
wenige Philoſophi veri Adepti in der Welt ſich be-
finden: ſo ſind auch die Chriſtiani a Spiritu Dei vere
uncti,
oder vom Geiſt GOttes Geſalbete eben ſo
gar univerſaliter dick nicht geſaͤet.
Alamodan. Behuͤte GOTT! Was ſagt der
Herr? Sind nicht ſo viele Chriſten allenthalben
in Europa, und auch in andern Theilen der Welt;
der Herr urtheilet gar zu hart, und wo ichs ſagen
darff, kommt er mir gar zu lieblos vor.
Theogenes. Mein werther Herr! ich wuͤnſchete
von Hertzen: daß die gantze Erde moͤgte voll ſeyn,
des Lichtes, Erkaͤnntniß und der Liebe GOttes und
des Naͤchſten. Jch laſſe aber einen jeden beſchei-
denen unpartheyiſchen urtheilen: es nach dem Grun-
de des Zeugniſſes des Heiligen Geiſtes erſtlich in der
heiligen Schrifft, und denn zweitens nach dem
Grunde der Natur und der Erfahrung. An ihren
Fruͤchten ſollt ihr ſie erkennen! Jch richte nieman-
den: GOtt der HErr richtet einen jeden, und wird
eines jeden Wercke vors Gerichte bringen, ſie ſeyen
gut oder boͤſe. Wohl denen, die in der Feuer-
Probe des Gerichts und der Scheidung beſtehen,
als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp>
          <p><pb facs="#f0113" n="107"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
be, welcher die Welt be&#x017F;ieget, nicht jedermans<lb/>
Ding, &#x017F;ondern eine Gabe GOttes i&#x017F;t: &#x017F;o hat es<lb/>
auch mit dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Natur-Geheimniß, der<lb/><hi rendition="#aq">Tinctura Phy&#x017F;icorum</hi> eben die Bewandtniß. Wel-<lb/>
che ohnedem nicht &#x017F;o no&#x0364;thig i&#x017F;t, als das <hi rendition="#aq">univer&#x017F;ale<lb/>
Theologicum</hi> des Gei&#x017F;tes GOttes zur Bekehrung<lb/>
und Heiligung. Und wer die&#x017F;es in der That,<lb/>
Krafft und Wahrheit erkannt und erfahren hat:<lb/>
kan des andern wohl entbehren. Gleich wie aber<lb/>
wenige <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophi veri Adepti</hi> in der Welt &#x017F;ich be-<lb/>
finden: &#x017F;o &#x017F;ind auch die <hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tiani a Spiritu Dei vere<lb/>
uncti,</hi> oder vom Gei&#x017F;t GOttes Ge&#x017F;albete eben &#x017F;o<lb/>
gar <hi rendition="#aq">univer&#x017F;aliter</hi> dick nicht ge&#x017F;a&#x0364;et.</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Alamodan.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Behu&#x0364;te GOTT! Was &#x017F;agt der<lb/>
Herr? Sind nicht &#x017F;o viele Chri&#x017F;ten allenthalben<lb/>
in Europa, und auch in andern Theilen der Welt;<lb/>
der Herr urtheilet gar zu hart, und wo ichs &#x017F;agen<lb/>
darff, kommt er mir gar zu lieblos vor.</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Theogenes.</hi> </hi> </speaker>
          <p>Mein werther Herr! ich wu&#x0364;n&#x017F;chete<lb/>
von Hertzen: daß die gantze Erde mo&#x0364;gte voll &#x017F;eyn,<lb/>
des Lichtes, Erka&#x0364;nntniß und der Liebe GOttes und<lb/>
des Na&#x0364;ch&#x017F;ten. Jch la&#x017F;&#x017F;e aber einen jeden be&#x017F;chei-<lb/>
denen unpartheyi&#x017F;chen urtheilen: es nach dem Grun-<lb/>
de des Zeugni&#x017F;&#x017F;es des Heiligen Gei&#x017F;tes er&#x017F;tlich in der<lb/>
heiligen Schrifft, und denn zweitens nach dem<lb/>
Grunde der Natur und der Erfahrung. An ihren<lb/>
Fru&#x0364;chten &#x017F;ollt ihr &#x017F;ie erkennen! Jch richte nieman-<lb/>
den: GOtt der HErr richtet einen jeden, und wird<lb/>
eines jeden Wercke vors Gerichte bringen, &#x017F;ie &#x017F;eyen<lb/>
gut oder bo&#x0364;&#x017F;e. Wohl denen, die in der Feuer-<lb/>
Probe des Gerichts und der Scheidung be&#x017F;tehen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0113] be, welcher die Welt beſieget, nicht jedermans Ding, ſondern eine Gabe GOttes iſt: ſo hat es auch mit dem hoͤchſten Natur-Geheimniß, der Tinctura Phyſicorum eben die Bewandtniß. Wel- che ohnedem nicht ſo noͤthig iſt, als das univerſale Theologicum des Geiſtes GOttes zur Bekehrung und Heiligung. Und wer dieſes in der That, Krafft und Wahrheit erkannt und erfahren hat: kan des andern wohl entbehren. Gleich wie aber wenige Philoſophi veri Adepti in der Welt ſich be- finden: ſo ſind auch die Chriſtiani a Spiritu Dei vere uncti, oder vom Geiſt GOttes Geſalbete eben ſo gar univerſaliter dick nicht geſaͤet. Alamodan. Behuͤte GOTT! Was ſagt der Herr? Sind nicht ſo viele Chriſten allenthalben in Europa, und auch in andern Theilen der Welt; der Herr urtheilet gar zu hart, und wo ichs ſagen darff, kommt er mir gar zu lieblos vor. Theogenes. Mein werther Herr! ich wuͤnſchete von Hertzen: daß die gantze Erde moͤgte voll ſeyn, des Lichtes, Erkaͤnntniß und der Liebe GOttes und des Naͤchſten. Jch laſſe aber einen jeden beſchei- denen unpartheyiſchen urtheilen: es nach dem Grun- de des Zeugniſſes des Heiligen Geiſtes erſtlich in der heiligen Schrifft, und denn zweitens nach dem Grunde der Natur und der Erfahrung. An ihren Fruͤchten ſollt ihr ſie erkennen! Jch richte nieman- den: GOtt der HErr richtet einen jeden, und wird eines jeden Wercke vors Gerichte bringen, ſie ſeyen gut oder boͤſe. Wohl denen, die in der Feuer- Probe des Gerichts und der Scheidung beſtehen, als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/113
Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/113>, abgerufen am 28.11.2024.