Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <l> <pb facs="#f0255" n="229"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zwoͤlfter Geſang.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Und in einer Saͤule von Feuer vor ihnen einherzieht;</l><lb/> <l>Jn der Wolke bey Tag’, und in der feurigen Saͤule</l><lb/> <l>Bey der Nacht, um ſie auf ihrer Reiſe zu leiten,<lb/><note place="left">220</note>Und ſie im Ruͤcken zu ſchuͤtzen, indem der erbitterte Koͤnig</l><lb/> <l>Sie verfolgt; die ganze Nacht durch verfolgt er ſie wuͤthend,</l><lb/> <l>Aber die Finſterniß waͤhrt bis an den daͤmmernden Morgen,</l><lb/> <l>Daß er ſich ihnen nicht naht. Nun ſchaut aus der feurigen Saͤule</l><lb/> <l>Und aus der Wolke der Ewige nieder, verwirret die Ordnung<lb/><note place="left">225</note>Jhres Heers, und zerbricht die Raͤder der Wagen. Auch <hi rendition="#fr">Moſes</hi></l><lb/> <l>Streckt auf Gottes Befehl noch einmal den maͤchtigen Stab aus,</l><lb/> <l>Und die See gehorchet dem Stabe; die brauſenden Wellen</l><lb/> <l>Stuͤrzen auf ihre Geſchwader zuruͤck und verſchlucken ihr Kriegsheer.</l><lb/> <l>Das erwaͤhlte Volk zieht von dem Geſtade nun ſicher<lb/><note place="left">230</note>Weiter nach <hi rendition="#fr">Canaan</hi> fort durch wilde ſchreckliche Wuͤſten,</l><lb/> <l>Aber doch nicht den kuͤrzeſten Weg, damit nicht ihr Anzug</l><lb/> <l>Allzugeſchwind die Bewohner von <hi rendition="#fr">Canaan</hi> wider ſie ſammle,</l><lb/> <l>Noch der Krieg ſie erſchrecke, da ſie noch nie ihn erfahren;</l><lb/> <l>Oder vielleicht ſie die Furcht zuruͤck nach Aegyptenland jage,<lb/><note place="left">235</note>Unberuͤhmt lieber daſelbſt ein ſklaviſches Leben zu fuͤhren.</l><lb/> <l>Denn das Leben iſt edeln ſowohl, als niedrigen Seelen,</l><lb/> <l>Angenehmer und ſuͤßer, als alle Lorbeern des Krieges,</l><lb/> <l>Wenn ſie Geſchwindigkeit nicht zum Streite fuͤhret. Sie werden</l><lb/> <l>Auch von ihrem Verzug in dieſen unwirthbaren Wuͤſten<lb/><note place="left">240</note>Dieſes gewinnen, daß ſie hier ihres Staates Verfaſſung</l><lb/> <l>Feſter gruͤnden, und ſich, nach ihren verſchiedenen Staͤmmen,</l><lb/> <l>Jhren Rath erwaͤhlen, der nach den beſtimmten Geſetzen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F f 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [229/0255]
Zwoͤlfter Geſang.
Und in einer Saͤule von Feuer vor ihnen einherzieht;
Jn der Wolke bey Tag’, und in der feurigen Saͤule
Bey der Nacht, um ſie auf ihrer Reiſe zu leiten,
Und ſie im Ruͤcken zu ſchuͤtzen, indem der erbitterte Koͤnig
Sie verfolgt; die ganze Nacht durch verfolgt er ſie wuͤthend,
Aber die Finſterniß waͤhrt bis an den daͤmmernden Morgen,
Daß er ſich ihnen nicht naht. Nun ſchaut aus der feurigen Saͤule
Und aus der Wolke der Ewige nieder, verwirret die Ordnung
Jhres Heers, und zerbricht die Raͤder der Wagen. Auch Moſes
Streckt auf Gottes Befehl noch einmal den maͤchtigen Stab aus,
Und die See gehorchet dem Stabe; die brauſenden Wellen
Stuͤrzen auf ihre Geſchwader zuruͤck und verſchlucken ihr Kriegsheer.
Das erwaͤhlte Volk zieht von dem Geſtade nun ſicher
Weiter nach Canaan fort durch wilde ſchreckliche Wuͤſten,
Aber doch nicht den kuͤrzeſten Weg, damit nicht ihr Anzug
Allzugeſchwind die Bewohner von Canaan wider ſie ſammle,
Noch der Krieg ſie erſchrecke, da ſie noch nie ihn erfahren;
Oder vielleicht ſie die Furcht zuruͤck nach Aegyptenland jage,
Unberuͤhmt lieber daſelbſt ein ſklaviſches Leben zu fuͤhren.
Denn das Leben iſt edeln ſowohl, als niedrigen Seelen,
Angenehmer und ſuͤßer, als alle Lorbeern des Krieges,
Wenn ſie Geſchwindigkeit nicht zum Streite fuͤhret. Sie werden
Auch von ihrem Verzug in dieſen unwirthbaren Wuͤſten
Dieſes gewinnen, daß ſie hier ihres Staates Verfaſſung
Feſter gruͤnden, und ſich, nach ihren verſchiedenen Staͤmmen,
Jhren Rath erwaͤhlen, der nach den beſtimmten Geſetzen
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