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Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763.

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Das verlohrne Paradies.

Angefangen, wie bald sie vollbracht? ist dieses dir anders
Uns zu enthüllen erlaubt. Wir suchen mit sträflicher Neugier
95Seines ewigen Reichs Geheimnisse nicht zu erforschen,

Sondern sein Lob zu erhöhn, wenn unser Wissen vermehrt wird.
Noch hat das große Licht des Tages die Hälfte der Rennbahn
Zu durchlaufen, indem es entzückt am Himmel verweilet,
Da es deine Stimme, die mächtige Stimme gehöret,
100Und von dir zu vernehmen verlangt, wie es anfangs entstanden,

Und die Natur aus der finsteren Tiefe der Wasser heraufstieg.
Oder wenn nun zu deiner Erzählung der Abendstern. eilet,
Und der vertrauliche Mond; so wird mit dem Schatten der Nacht auch
Schweigende Stille sich nahn; der Schlaf, wenn du redest, wird wachen
105Oder wenn wir's verbieten, nicht kommen, als bis dein Gesang sich

Völlig geendet, und dich vor dem Anbruch des Morgens beurlaubt.

So ersuchte der Erste der Menschen den himmlischen Fremdling,
Und der göttliche Gast gab ihm holdselig zur Antwort:
Dieß dein Verlangen auch, das du mir itzt so bescheidentlich vorträgst,
110Sey dir gewährt; obgleich die feurigste Zunge des Seraphs

Nicht mit Worten vermag die großen Werke der Allmacht
Zu erzählen; ein menschliches Herz viel minder sie fasset.
Was du indeß zu erreichen vermagst, und die Ehre des Schöpfers
Zu verherrlichen dient, und dich noch glücklicher machet,
115Sey dir von mir nicht versagt. Jch habe solche Befehle

Deinetwegen von oben bekommen, die mächtge Begierde
Nach Erkenntniß dir zu vergnügen, wofern sie die Schranken
Nicht

Das verlohrne Paradies.

Angefangen, wie bald ſie vollbracht? iſt dieſes dir anders
Uns zu enthuͤllen erlaubt. Wir ſuchen mit ſtraͤflicher Neugier
95Seines ewigen Reichs Geheimniſſe nicht zu erforſchen,

Sondern ſein Lob zu erhoͤhn, wenn unſer Wiſſen vermehrt wird.
Noch hat das große Licht des Tages die Haͤlfte der Rennbahn
Zu durchlaufen, indem es entzuͤckt am Himmel verweilet,
Da es deine Stimme, die maͤchtige Stimme gehoͤret,
100Und von dir zu vernehmen verlangt, wie es anfangs entſtanden,

Und die Natur aus der finſteren Tiefe der Waſſer heraufſtieg.
Oder wenn nun zu deiner Erzaͤhlung der Abendſtern. eilet,
Und der vertrauliche Mond; ſo wird mit dem Schatten der Nacht auch
Schweigende Stille ſich nahn; der Schlaf, wenn du redeſt, wird wachen
105Oder wenn wir’s verbieten, nicht kommen, als bis dein Geſang ſich

Voͤllig geendet, und dich vor dem Anbruch des Morgens beurlaubt.

So erſuchte der Erſte der Menſchen den himmliſchen Fremdling,
Und der goͤttliche Gaſt gab ihm holdſelig zur Antwort:
Dieß dein Verlangen auch, das du mir itzt ſo beſcheidentlich vortraͤgſt,
110Sey dir gewaͤhrt; obgleich die feurigſte Zunge des Seraphs

Nicht mit Worten vermag die großen Werke der Allmacht
Zu erzaͤhlen; ein menſchliches Herz viel minder ſie faſſet.
Was du indeß zu erreichen vermagſt, und die Ehre des Schoͤpfers
Zu verherrlichen dient, und dich noch gluͤcklicher machet,
115Sey dir von mir nicht verſagt. Jch habe ſolche Befehle

Deinetwegen von oben bekommen, die maͤchtge Begierde
Nach Erkenntniß dir zu vergnuͤgen, wofern ſie die Schranken
Nicht
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[8/0024] Das verlohrne Paradies. Angefangen, wie bald ſie vollbracht? iſt dieſes dir anders Uns zu enthuͤllen erlaubt. Wir ſuchen mit ſtraͤflicher Neugier Seines ewigen Reichs Geheimniſſe nicht zu erforſchen, Sondern ſein Lob zu erhoͤhn, wenn unſer Wiſſen vermehrt wird. Noch hat das große Licht des Tages die Haͤlfte der Rennbahn Zu durchlaufen, indem es entzuͤckt am Himmel verweilet, Da es deine Stimme, die maͤchtige Stimme gehoͤret, Und von dir zu vernehmen verlangt, wie es anfangs entſtanden, Und die Natur aus der finſteren Tiefe der Waſſer heraufſtieg. Oder wenn nun zu deiner Erzaͤhlung der Abendſtern. eilet, Und der vertrauliche Mond; ſo wird mit dem Schatten der Nacht auch Schweigende Stille ſich nahn; der Schlaf, wenn du redeſt, wird wachen Oder wenn wir’s verbieten, nicht kommen, als bis dein Geſang ſich Voͤllig geendet, und dich vor dem Anbruch des Morgens beurlaubt. So erſuchte der Erſte der Menſchen den himmliſchen Fremdling, Und der goͤttliche Gaſt gab ihm holdſelig zur Antwort: Dieß dein Verlangen auch, das du mir itzt ſo beſcheidentlich vortraͤgſt, Sey dir gewaͤhrt; obgleich die feurigſte Zunge des Seraphs Nicht mit Worten vermag die großen Werke der Allmacht Zu erzaͤhlen; ein menſchliches Herz viel minder ſie faſſet. Was du indeß zu erreichen vermagſt, und die Ehre des Schoͤpfers Zu verherrlichen dient, und dich noch gluͤcklicher machet, Sey dir von mir nicht verſagt. Jch habe ſolche Befehle Deinetwegen von oben bekommen, die maͤchtge Begierde Nach Erkenntniß dir zu vergnuͤgen, wofern ſie die Schranken Nicht

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 2. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae Altona, 1763, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/milton_paradies02_1763/24>, abgerufen am 24.11.2024.