Milton, John: Das Verlohrne Paradies. Bd. 1. Übers. v. Justus Friedrich Wilhelm Zachariae. Altona, 1760.Das verlohrne Paradies. 685Und läßt darunter zweydeutige Worte voll Eifersucht fließen,Jhre Treu zu erforschen, und zu beflecken. Doch alle Folgten gehorsam dem Zeichen zum Aufbruche, welches sie kannte Und der mächtigen Stimme des großen erhabnen Beherrschers: Denn sein Name war groß, und seine Staffel im Himmel 690Hoch erhaben; sein Ansehn, so wie der Morgenstern, wenn er Vor dem Heere des Himmels einherzieht, betrog sie; mit Lügen Zog er den dritten Theil der himmlischen Heerschaaren nach sich. Aber das Ewige Auge, vor dessen allsehenden Blicken Sich der geheimste Gedank' enthüllt, sah vom heiligen Berge 695Zwischen den güldenen Lampen [Spaltenumbruch] b) hervor, die vor ihm die Nacht durch Brennen, auch ohn' ihr Licht den entspringenden Aufruhr, und sah es, Wer ihn anhub; wie er sich schon mit wachsendem Wüthen Unter den Söhnen des Morgens verspreitet, und was sich für Mengen Wider seinen erhabenen Rathschluß zusammengerottet. 700Lächelnd sprach er also zu seinem einigen Sohne: Sohn, in welchem ich völlig den wiederstralenden Abglanz Meiner Herrlichkeit ausgedrückt seh c), du einziger Erbe Meiner Macht; itzt ist es entscheidend, daß unserer Allmacht Sicher wir sind, und erwegen, mit was für Waffen wir glauben Unser b) Nach Offenb. Joh. IV. 5. Und sieben Fackeln mit Feuer brann- ten vor dem Stuhl. N. c) Denn er ist der Glanz seiner
[Spaltenumbruch] Herrlichkeit, das Ebenbild seines Wesens, den er gesetzt hat zum Erben über alles. Hebr. I. 2. 3. N. Das verlohrne Paradies. 685Und laͤßt darunter zweydeutige Worte voll Eiferſucht fließen,Jhre Treu zu erforſchen, und zu beflecken. Doch alle Folgten gehorſam dem Zeichen zum Aufbruche, welches ſie kannte Und der maͤchtigen Stimme des großen erhabnen Beherrſchers: Denn ſein Name war groß, und ſeine Staffel im Himmel 690Hoch erhaben; ſein Anſehn, ſo wie der Morgenſtern, wenn er Vor dem Heere des Himmels einherzieht, betrog ſie; mit Luͤgen Zog er den dritten Theil der himmliſchen Heerſchaaren nach ſich. Aber das Ewige Auge, vor deſſen allſehenden Blicken Sich der geheimſte Gedank’ enthuͤllt, ſah vom heiligen Berge 695Zwiſchen den guͤldenen Lampen [Spaltenumbruch] b) hervor, die vor ihm die Nacht durch Brennen, auch ohn’ ihr Licht den entſpringenden Aufruhr, und ſah es, Wer ihn anhub; wie er ſich ſchon mit wachſendem Wuͤthen Unter den Soͤhnen des Morgens verſpreitet, und was ſich fuͤr Mengen Wider ſeinen erhabenen Rathſchluß zuſammengerottet. 700Laͤchelnd ſprach er alſo zu ſeinem einigen Sohne: Sohn, in welchem ich voͤllig den wiederſtralenden Abglanz Meiner Herrlichkeit ausgedruͤckt ſeh c), du einziger Erbe Meiner Macht; itzt iſt es entſcheidend, daß unſerer Allmacht Sicher wir ſind, und erwegen, mit was fuͤr Waffen wir glauben Unſer b) Nach Offenb. Joh. IV. 5. Und ſieben Fackeln mit Feuer brann- ten vor dem Stuhl. N. c) Denn er iſt der Glanz ſeiner
[Spaltenumbruch] Herrlichkeit, das Ebenbild ſeines Weſens, den er geſetzt hat zum Erben über alles. Hebr. I. 2. 3. N. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="41"> <pb facs="#f0238" n="216"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/> <l><note place="left">685</note>Und laͤßt darunter zweydeutige Worte voll Eiferſucht fließen,</l><lb/> <l>Jhre Treu zu erforſchen, und zu beflecken. Doch alle</l><lb/> <l>Folgten gehorſam dem Zeichen zum Aufbruche, welches ſie kannte</l><lb/> <l>Und der maͤchtigen Stimme des großen erhabnen Beherrſchers:</l><lb/> <l>Denn ſein Name war groß, und ſeine Staffel im Himmel</l><lb/> <l><note place="left">690</note>Hoch erhaben; ſein Anſehn, ſo wie der Morgenſtern, wenn er</l><lb/> <l>Vor dem Heere des Himmels einherzieht, betrog ſie; mit Luͤgen</l><lb/> <l>Zog er den dritten Theil der himmliſchen Heerſchaaren nach ſich.</l> </lg><lb/> <lg n="42"> <l>Aber das Ewige Auge, vor deſſen allſehenden Blicken</l><lb/> <l>Sich der geheimſte Gedank’ enthuͤllt, ſah vom heiligen Berge</l><lb/> <l><note place="left">695</note>Zwiſchen den guͤldenen Lampen <cb/> <note place="foot" n="b)">Nach Offenb. Joh. <hi rendition="#aq">IV.</hi> 5. <hi rendition="#fr">Und<lb/> ſieben Fackeln mit Feuer brann-<lb/> ten vor dem Stuhl.</hi> N.</note> hervor, die vor ihm die Nacht durch</l><lb/> <l>Brennen, auch ohn’ ihr Licht den entſpringenden Aufruhr, und ſah es,</l><lb/> <l>Wer ihn anhub; wie er ſich ſchon mit wachſendem Wuͤthen</l><lb/> <l>Unter den Soͤhnen des Morgens verſpreitet, und was ſich fuͤr Mengen</l><lb/> <l>Wider ſeinen erhabenen Rathſchluß zuſammengerottet.</l><lb/> <l><note place="left">700</note>Laͤchelnd ſprach er alſo zu ſeinem einigen Sohne:</l> </lg><lb/> <lg n="43"> <l>Sohn, in welchem ich voͤllig den wiederſtralenden Abglanz</l><lb/> <l>Meiner Herrlichkeit ausgedruͤckt ſeh <note place="foot" n="c)"><hi rendition="#fr">Denn er iſt der Glanz ſeiner<lb/><cb/> Herrlichkeit, das Ebenbild ſeines<lb/> Weſens, den er geſetzt hat zum<lb/> Erben über alles.</hi> Hebr. <hi rendition="#aq">I.</hi> 2. 3.<lb/><hi rendition="#et">N.</hi></note>, du einziger Erbe</l><lb/> <l>Meiner Macht; itzt iſt es entſcheidend, daß unſerer Allmacht</l><lb/> <l>Sicher wir ſind, und erwegen, mit was fuͤr Waffen wir glauben</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Unſer</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [216/0238]
Das verlohrne Paradies.
Und laͤßt darunter zweydeutige Worte voll Eiferſucht fließen,
Jhre Treu zu erforſchen, und zu beflecken. Doch alle
Folgten gehorſam dem Zeichen zum Aufbruche, welches ſie kannte
Und der maͤchtigen Stimme des großen erhabnen Beherrſchers:
Denn ſein Name war groß, und ſeine Staffel im Himmel
Hoch erhaben; ſein Anſehn, ſo wie der Morgenſtern, wenn er
Vor dem Heere des Himmels einherzieht, betrog ſie; mit Luͤgen
Zog er den dritten Theil der himmliſchen Heerſchaaren nach ſich.
Aber das Ewige Auge, vor deſſen allſehenden Blicken
Sich der geheimſte Gedank’ enthuͤllt, ſah vom heiligen Berge
Zwiſchen den guͤldenen Lampen
b) hervor, die vor ihm die Nacht durch
Brennen, auch ohn’ ihr Licht den entſpringenden Aufruhr, und ſah es,
Wer ihn anhub; wie er ſich ſchon mit wachſendem Wuͤthen
Unter den Soͤhnen des Morgens verſpreitet, und was ſich fuͤr Mengen
Wider ſeinen erhabenen Rathſchluß zuſammengerottet.
Laͤchelnd ſprach er alſo zu ſeinem einigen Sohne:
Sohn, in welchem ich voͤllig den wiederſtralenden Abglanz
Meiner Herrlichkeit ausgedruͤckt ſeh c), du einziger Erbe
Meiner Macht; itzt iſt es entſcheidend, daß unſerer Allmacht
Sicher wir ſind, und erwegen, mit was fuͤr Waffen wir glauben
Unſer
b) Nach Offenb. Joh. IV. 5. Und
ſieben Fackeln mit Feuer brann-
ten vor dem Stuhl. N.
c) Denn er iſt der Glanz ſeiner
Herrlichkeit, das Ebenbild ſeines
Weſens, den er geſetzt hat zum
Erben über alles. Hebr. I. 2. 3.
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