Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.welches mir noch immer schakriniert. Jch weiß woll, was für eine Betienung solchen hohen Gä- sten geziemmen thut, aber leyter kunnt ichs nicht änteren. Wollte nur wünschen, daß Sie uns noch einmall die Ehre geben, und bei uns einsprechen thätent! Villeicht wären wir dann besser im Stant, und könneten mehr Ere einlegen. Habe noch gestern Augspurgerwürst erhalten, das Stück kostet mir vierzehen Kreutzer, damit hätt Jch herzlich gern aufgewartet, wenns nur früher gekomen wärent. Doch werd ich nicht underlas- sen, einige davon auf Höchst Dero gnädigsten Be- such aufzuheben, welchen in Undertänichkeit er- wartende, und der ganzen hochgeehrten Siegwar- tischen Famillie mit meinem Mann und meinen Töchtern, und meinem Söhnlein mich ergebendst empfelende Jch mich zu nennen underfange Ew. Hochwolgeboren, Meines hochzuverehrenden Herren underdänichste Dienerinn Julliane Haselbergin. Siegwart, Kronhelm und Therese lach- welches mir noch immer ſchakriniert. Jch weiß woll, was fuͤr eine Betienung ſolchen hohen Gaͤ- ſten geziemmen thut, aber leyter kunnt ichs nicht aͤnteren. Wollte nur wuͤnſchen, daß Sie uns noch einmall die Ehre geben, und bei uns einſprechen thaͤtent! Villeicht waͤren wir dann beſſer im Stant, und koͤnneten mehr Ere einlegen. Habe noch geſtern Augſpurgerwuͤrſt erhalten, das Stuͤck koſtet mir vierzehen Kreutzer, damit haͤtt Jch herzlich gern aufgewartet, wenns nur fruͤher gekomen waͤrent. Doch werd ich nicht underlaſ- ſen, einige davon auf Hoͤchſt Dero gnaͤdigſten Be- ſuch aufzuheben, welchen in Undertaͤnichkeit er- wartende, und der ganzen hochgeehrten Siegwar- tiſchen Famillie mit meinem Mann und meinen Toͤchtern, und meinem Soͤhnlein mich ergebendſt empfelende Jch mich zu nennen underfange Ew. Hochwolgeboren, Meines hochzuverehrenden Herren underdaͤnichſte Dienerinn Julliane Haſelbergin. Siegwart, Kronhelm und Thereſe lach- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0416" n="412"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> welches mir noch immer ſchakriniert. Jch weiß<lb/> woll, was fuͤr eine Betienung ſolchen hohen Gaͤ-<lb/> ſten geziemmen thut, aber leyter kunnt ichs nicht<lb/> aͤnteren. Wollte nur wuͤnſchen, daß Sie uns noch<lb/> einmall die Ehre geben, und bei uns einſprechen<lb/> thaͤtent! Villeicht waͤren wir dann beſſer im<lb/> Stant, und koͤnneten mehr Ere einlegen. Habe<lb/> noch geſtern <hi rendition="#fr">Augſpurgerwuͤrſt</hi> erhalten, das<lb/> Stuͤck koſtet mir vierzehen Kreutzer, damit haͤtt<lb/> Jch herzlich gern aufgewartet, wenns nur fruͤher<lb/> gekomen waͤrent. Doch werd ich nicht underlaſ-<lb/> ſen, einige davon auf Hoͤchſt Dero gnaͤdigſten Be-<lb/> ſuch aufzuheben, welchen in Undertaͤnichkeit er-<lb/> wartende, und der ganzen hochgeehrten <hi rendition="#fr">Siegwar-<lb/> tiſchen</hi> Famillie mit meinem Mann und meinen<lb/> Toͤchtern, und meinem Soͤhnlein mich ergebendſt<lb/> empfelende Jch mich zu nennen underfange Ew.<lb/> Hochwolgeboren, Meines hochzuverehrenden Herren</p><lb/> <closer> <salute>underdaͤnichſte Dienerinn<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Julliane Haſelbergin.</hi></hi></salute> </closer> </div> </body> </floatingText><lb/> <p><hi rendition="#fr">Siegwart, Kronhelm</hi> und <hi rendition="#fr">Thereſe</hi> lach-<lb/> ten uͤber dieſen wohlgeſetzten Brief nicht wenig.<lb/><hi rendition="#fr">Kronhelm</hi> muſte ihn beantworten, weil der Bothe<lb/> nicht eher weggehen wollte. Seine Frau Amt-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [412/0416]
welches mir noch immer ſchakriniert. Jch weiß
woll, was fuͤr eine Betienung ſolchen hohen Gaͤ-
ſten geziemmen thut, aber leyter kunnt ichs nicht
aͤnteren. Wollte nur wuͤnſchen, daß Sie uns noch
einmall die Ehre geben, und bei uns einſprechen
thaͤtent! Villeicht waͤren wir dann beſſer im
Stant, und koͤnneten mehr Ere einlegen. Habe
noch geſtern Augſpurgerwuͤrſt erhalten, das
Stuͤck koſtet mir vierzehen Kreutzer, damit haͤtt
Jch herzlich gern aufgewartet, wenns nur fruͤher
gekomen waͤrent. Doch werd ich nicht underlaſ-
ſen, einige davon auf Hoͤchſt Dero gnaͤdigſten Be-
ſuch aufzuheben, welchen in Undertaͤnichkeit er-
wartende, und der ganzen hochgeehrten Siegwar-
tiſchen Famillie mit meinem Mann und meinen
Toͤchtern, und meinem Soͤhnlein mich ergebendſt
empfelende Jch mich zu nennen underfange Ew.
Hochwolgeboren, Meines hochzuverehrenden Herren
underdaͤnichſte Dienerinn
Julliane Haſelbergin.
Siegwart, Kronhelm und Thereſe lach-
ten uͤber dieſen wohlgeſetzten Brief nicht wenig.
Kronhelm muſte ihn beantworten, weil der Bothe
nicht eher weggehen wollte. Seine Frau Amt-
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Zitationshilfe: | Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/416>, abgerufen am 16.02.2025. |