Therese. Mein völliger Ernst! Wie könnt ich Jhnen etwas weiß machen, Herr von Kron- helm? Ach Sie wissen nicht -- -- Jch schätze Sie unter allen Jünglingen, die ich noch gesehen habe, am meisten hoch (Mit diesen Worten sah sie ihn zärtlich, und mit nassen Augen an. Kronhelm ergrif ihre Hand; küßte sie mit Jnn- brunst; und sagte: Lieber Enge!! Es folgte ein langes Schweigen.) Endlich sagte
Kronhelm. Verzeihen Sie! Jch hab Jh- nen Unrecht gethan! Jch verdiene Jhre gute Mey- nung nicht! Nein, bey Gott nicht! (Therese drückte ihm die Hand, und nun drückte er ihrem Mund den ersten, heiligen, keuschen Kuß der Liebe auf.) Nach langem Schweigen sagte
Therese. Sind Sie mir noch böse, Herr von Kronhelm?
Kronhelm. Um Gottes, und der heiligen Jungsrau willen, schweigen Sie! Wie könnt ich das seyn? Jch will nichts, als Verzeihung! Ach, liebe Freundinn, ist das nicht zu viel? Jch bin ein Thor, ein Unmensch gewesen! Jch verdien Jh- ren Abscheu, Jhre Verachtung!
Kronhelm. Jſt das Jhr Ernſt, Jungfer Thereſe?
Thereſe. Mein voͤlliger Ernſt! Wie koͤnnt ich Jhnen etwas weiß machen, Herr von Kron- helm? Ach Sie wiſſen nicht — — Jch ſchaͤtze Sie unter allen Juͤnglingen, die ich noch geſehen habe, am meiſten hoch (Mit dieſen Worten ſah ſie ihn zaͤrtlich, und mit naſſen Augen an. Kronhelm ergrif ihre Hand; kuͤßte ſie mit Jnn- brunſt; und ſagte: Lieber Enge!! Es folgte ein langes Schweigen.) Endlich ſagte
Kronhelm. Verzeihen Sie! Jch hab Jh- nen Unrecht gethan! Jch verdiene Jhre gute Mey- nung nicht! Nein, bey Gott nicht! (Thereſe druͤckte ihm die Hand, und nun druͤckte er ihrem Mund den erſten, heiligen, keuſchen Kuß der Liebe auf.) Nach langem Schweigen ſagte
Thereſe. Sind Sie mir noch boͤſe, Herr von Kronhelm?
Kronhelm. Um Gottes, und der heiligen Jungſrau willen, ſchweigen Sie! Wie koͤnnt ich das ſeyn? Jch will nichts, als Verzeihung! Ach, liebe Freundinn, iſt das nicht zu viel? Jch bin ein Thor, ein Unmenſch geweſen! Jch verdien Jh- ren Abſcheu, Jhre Verachtung!
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0371"n="367"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><hirendition="#fr">Kronhelm.</hi> Jſt das Jhr Ernſt, Jungfer<lb/><hirendition="#fr">Thereſe?</hi></p><lb/><p><hirendition="#fr">Thereſe.</hi> Mein voͤlliger Ernſt! Wie koͤnnt<lb/>
ich Jhnen etwas weiß machen, Herr von <hirendition="#fr">Kron-<lb/>
helm?</hi> Ach Sie wiſſen nicht —— Jch ſchaͤtze<lb/>
Sie unter allen Juͤnglingen, die ich noch geſehen<lb/>
habe, am meiſten hoch (Mit dieſen Worten ſah<lb/>ſie ihn zaͤrtlich, und mit naſſen Augen an.<lb/><hirendition="#fr">Kronhelm</hi> ergrif ihre Hand; kuͤßte ſie mit Jnn-<lb/>
brunſt; und ſagte: Lieber Enge!! Es folgte ein<lb/>
langes Schweigen.) Endlich ſagte</p><lb/><p><hirendition="#fr">Kronhelm.</hi> Verzeihen Sie! Jch hab Jh-<lb/>
nen Unrecht gethan! Jch verdiene Jhre gute Mey-<lb/>
nung nicht! Nein, bey Gott nicht! (<hirendition="#fr">Thereſe</hi><lb/>
druͤckte ihm die Hand, und nun druͤckte er ihrem<lb/>
Mund den erſten, heiligen, keuſchen Kuß der Liebe<lb/>
auf.) Nach langem Schweigen ſagte</p><lb/><p><hirendition="#fr">Thereſe.</hi> Sind Sie mir noch boͤſe, Herr<lb/>
von <hirendition="#fr">Kronhelm?</hi></p><lb/><p><hirendition="#fr">Kronhelm.</hi> Um Gottes, und der heiligen<lb/>
Jungſrau willen, ſchweigen Sie! Wie koͤnnt ich<lb/>
das ſeyn? Jch will nichts, als Verzeihung! Ach,<lb/>
liebe Freundinn, iſt das nicht zu viel? Jch bin<lb/>
ein Thor, ein Unmenſch geweſen! Jch verdien Jh-<lb/>
ren Abſcheu, Jhre Verachtung!</p><lb/></div></body></text></TEI>
[367/0371]
Kronhelm. Jſt das Jhr Ernſt, Jungfer
Thereſe?
Thereſe. Mein voͤlliger Ernſt! Wie koͤnnt
ich Jhnen etwas weiß machen, Herr von Kron-
helm? Ach Sie wiſſen nicht — — Jch ſchaͤtze
Sie unter allen Juͤnglingen, die ich noch geſehen
habe, am meiſten hoch (Mit dieſen Worten ſah
ſie ihn zaͤrtlich, und mit naſſen Augen an.
Kronhelm ergrif ihre Hand; kuͤßte ſie mit Jnn-
brunſt; und ſagte: Lieber Enge!! Es folgte ein
langes Schweigen.) Endlich ſagte
Kronhelm. Verzeihen Sie! Jch hab Jh-
nen Unrecht gethan! Jch verdiene Jhre gute Mey-
nung nicht! Nein, bey Gott nicht! (Thereſe
druͤckte ihm die Hand, und nun druͤckte er ihrem
Mund den erſten, heiligen, keuſchen Kuß der Liebe
auf.) Nach langem Schweigen ſagte
Thereſe. Sind Sie mir noch boͤſe, Herr
von Kronhelm?
Kronhelm. Um Gottes, und der heiligen
Jungſrau willen, ſchweigen Sie! Wie koͤnnt ich
das ſeyn? Jch will nichts, als Verzeihung! Ach,
liebe Freundinn, iſt das nicht zu viel? Jch bin
ein Thor, ein Unmenſch geweſen! Jch verdien Jh-
ren Abſcheu, Jhre Verachtung!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/371>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.