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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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schöpf' auf Gottes Erdboden! Alles neckt an uns;
alles nimmt man uns übel, was den Männern
hundertmal erlaubt ist! Siegwart wuste nichts
zu antworten. Kronhelm kam wieder. Sind sie
böse, Herr von Kronhelm? sagte Regine. Ver-
zeihen Sie! Jch war vorhin viel zu heftig; das
ist so mein Temperamentsfehler. Meine Mutter
war auch so.

Kronhelm. Sie sind ungerecht gegen sich,
Fräulein! Warum sollt ich Jhnen böse seyn?

Regina. Je nun! Lassen Sies gut seyn!
Wir haben uns mißverstanden. -- Sagen Sie
mir doch, werden Sie noch lang hier bleiben?
Werden Sie mich noch einmal besuchen?

Kronhelm. Ueber ein paar Tage bleiben
wir nicht mehr hier, die Ferien gehn bald zu
Ende. Jch weiß also nicht, ob ich das Vergnü-
gen haben werde, Sie noch einmal zu sehen?

Regina. Also auch das nicht? Nun, es ist
gut! Es gehört noch zum Vorigen. -- Wenns
Jhnen gefällig ist, so gehn wir wieder zur Ge-
sellschaft. Mein Großpapa wird ohnedies heut
nicht gar lange bleiben können, da ihn das Po-
dagra erst seit gestern früh verlassen hat.



ſchoͤpf’ auf Gottes Erdboden! Alles neckt an uns;
alles nimmt man uns uͤbel, was den Maͤnnern
hundertmal erlaubt iſt! Siegwart wuſte nichts
zu antworten. Kronhelm kam wieder. Sind ſie
boͤſe, Herr von Kronhelm? ſagte Regine. Ver-
zeihen Sie! Jch war vorhin viel zu heftig; das
iſt ſo mein Temperamentsfehler. Meine Mutter
war auch ſo.

Kronhelm. Sie ſind ungerecht gegen ſich,
Fraͤulein! Warum ſollt ich Jhnen boͤſe ſeyn?

Regina. Je nun! Laſſen Sies gut ſeyn!
Wir haben uns mißverſtanden. — Sagen Sie
mir doch, werden Sie noch lang hier bleiben?
Werden Sie mich noch einmal beſuchen?

Kronhelm. Ueber ein paar Tage bleiben
wir nicht mehr hier, die Ferien gehn bald zu
Ende. Jch weiß alſo nicht, ob ich das Vergnuͤ-
gen haben werde, Sie noch einmal zu ſehen?

Regina. Alſo auch das nicht? Nun, es iſt
gut! Es gehoͤrt noch zum Vorigen. — Wenns
Jhnen gefaͤllig iſt, ſo gehn wir wieder zur Ge-
ſellſchaft. Mein Großpapa wird ohnedies heut
nicht gar lange bleiben koͤnnen, da ihn das Po-
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[288/0292] ſchoͤpf’ auf Gottes Erdboden! Alles neckt an uns; alles nimmt man uns uͤbel, was den Maͤnnern hundertmal erlaubt iſt! Siegwart wuſte nichts zu antworten. Kronhelm kam wieder. Sind ſie boͤſe, Herr von Kronhelm? ſagte Regine. Ver- zeihen Sie! Jch war vorhin viel zu heftig; das iſt ſo mein Temperamentsfehler. Meine Mutter war auch ſo. Kronhelm. Sie ſind ungerecht gegen ſich, Fraͤulein! Warum ſollt ich Jhnen boͤſe ſeyn? Regina. Je nun! Laſſen Sies gut ſeyn! Wir haben uns mißverſtanden. — Sagen Sie mir doch, werden Sie noch lang hier bleiben? Werden Sie mich noch einmal beſuchen? Kronhelm. Ueber ein paar Tage bleiben wir nicht mehr hier, die Ferien gehn bald zu Ende. Jch weiß alſo nicht, ob ich das Vergnuͤ- gen haben werde, Sie noch einmal zu ſehen? Regina. Alſo auch das nicht? Nun, es iſt gut! Es gehoͤrt noch zum Vorigen. — Wenns Jhnen gefaͤllig iſt, ſo gehn wir wieder zur Ge- ſellſchaft. Mein Großpapa wird ohnedies heut nicht gar lange bleiben koͤnnen, da ihn das Po- dagra erſt ſeit geſtern fruͤh verlaſſen hat.

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Zitationshilfe: Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/292>, abgerufen am 22.11.2024.