Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.trug. Junker Jobst blieb ihm nichts schuldig. Er fieng an, zu singen, und mit Sibyllen schön zu thun; die ihn aber garstig ablaufen ließ, und ihm derbe Grobheiten sagte; | doch die schüttelte er ab, weil sie von einem adelichen Frauenzim- mer herkamen. Endlich kam die übrige Gesell- schaft auch; Kronhelm sprang hinab, sie zu be- willkommen, und hob die Personen aus dem Wa- gen; der alte Seilberg mußte von zwey Bedien- ten die Treppen hinauf geführt werden. Silber- ling stand auf der Seite, um Reginen seinen Arm zu bieten. Er trat mit einer Verbeugung nä- her, als ihr eben Kronhelm, der es nicht wahr- genommen hatte, die Hand gab. Ganz betroffen sprang Silberling zurück, und ward feuerroth; Kronhelm ward es auch, und sagte: Verzeihen Sie. Es ist recht gut so, lispelte Regine, und sah unserm Kronhelm freundlichlächelnd ins Ge- sicht. Die beyden Alten erzälten sich nun von ihrem Podagra, schimpften drauf; und kamen auf ihre Jugendstücke zu sprechen, die so erbau- lich waren, daß Kronhelm und Siegwart auf einen Wink Reginens sich mit ihr entfernten, und in den verwilderten Schloßgarten giengen. Jhre Abwesenheit ward von niemand bemerkt, trug. Junker Jobſt blieb ihm nichts ſchuldig. Er fieng an, zu ſingen, und mit Sibyllen ſchoͤn zu thun; die ihn aber garſtig ablaufen ließ, und ihm derbe Grobheiten ſagte; | doch die ſchuͤttelte er ab, weil ſie von einem adelichen Frauenzim- mer herkamen. Endlich kam die uͤbrige Geſell- ſchaft auch; Kronhelm ſprang hinab, ſie zu be- willkommen, und hob die Perſonen aus dem Wa- gen; der alte Seilberg mußte von zwey Bedien- ten die Treppen hinauf gefuͤhrt werden. Silber- ling ſtand auf der Seite, um Reginen ſeinen Arm zu bieten. Er trat mit einer Verbeugung naͤ- her, als ihr eben Kronhelm, der es nicht wahr- genommen hatte, die Hand gab. Ganz betroffen ſprang Silberling zuruͤck, und ward feuerroth; Kronhelm ward es auch, und ſagte: Verzeihen Sie. Es iſt recht gut ſo, liſpelte Regine, und ſah unſerm Kronhelm freundlichlaͤchelnd ins Ge- ſicht. Die beyden Alten erzaͤlten ſich nun von ihrem Podagra, ſchimpften drauf; und kamen auf ihre Jugendſtuͤcke zu ſprechen, die ſo erbau- lich waren, daß Kronhelm und Siegwart auf einen Wink Reginens ſich mit ihr entfernten, und in den verwilderten Schloßgarten giengen. Jhre Abweſenheit ward von niemand bemerkt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0287" n="283"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> trug. Junker <hi rendition="#fr">Jobſt</hi> blieb ihm nichts ſchuldig.<lb/> Er fieng an, zu ſingen, und mit <hi rendition="#fr">Sibyllen</hi> ſchoͤn<lb/> zu thun; die ihn aber garſtig ablaufen ließ, und<lb/> ihm derbe Grobheiten ſagte; | doch die ſchuͤttelte<lb/> er ab, weil ſie von einem adelichen Frauenzim-<lb/> mer herkamen. Endlich kam die uͤbrige Geſell-<lb/> ſchaft auch; <hi rendition="#fr">Kronhelm</hi> ſprang hinab, ſie zu be-<lb/> willkommen, und hob die Perſonen aus dem Wa-<lb/> gen; der alte <hi rendition="#fr">Seilberg</hi> mußte von zwey Bedien-<lb/> ten die Treppen hinauf gefuͤhrt werden. <hi rendition="#fr">Silber-<lb/> ling</hi> ſtand auf der Seite, um <hi rendition="#fr">Reginen</hi> ſeinen<lb/> Arm zu bieten. Er trat mit einer Verbeugung naͤ-<lb/> her, als ihr eben <hi rendition="#fr">Kronhelm,</hi> der es nicht wahr-<lb/> genommen hatte, die Hand gab. Ganz betroffen<lb/> ſprang <hi rendition="#fr">Silberling</hi> zuruͤck, und ward feuerroth;<lb/><hi rendition="#fr">Kronhelm</hi> ward es auch, und ſagte: Verzeihen<lb/> Sie. Es iſt recht gut ſo, liſpelte <hi rendition="#fr">Regine,</hi> und<lb/> ſah unſerm <hi rendition="#fr">Kronhelm</hi> freundlichlaͤchelnd ins Ge-<lb/> ſicht. Die beyden Alten erzaͤlten ſich nun von<lb/> ihrem Podagra, ſchimpften drauf; und kamen<lb/> auf ihre Jugendſtuͤcke zu ſprechen, die ſo erbau-<lb/> lich waren, daß <hi rendition="#fr">Kronhelm</hi> und <hi rendition="#fr">Siegwart</hi> auf<lb/> einen Wink <hi rendition="#fr">Reginens</hi> ſich mit ihr entfernten,<lb/> und in den verwilderten Schloßgarten giengen.<lb/> Jhre Abweſenheit ward von niemand bemerkt,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [283/0287]
trug. Junker Jobſt blieb ihm nichts ſchuldig.
Er fieng an, zu ſingen, und mit Sibyllen ſchoͤn
zu thun; die ihn aber garſtig ablaufen ließ, und
ihm derbe Grobheiten ſagte; | doch die ſchuͤttelte
er ab, weil ſie von einem adelichen Frauenzim-
mer herkamen. Endlich kam die uͤbrige Geſell-
ſchaft auch; Kronhelm ſprang hinab, ſie zu be-
willkommen, und hob die Perſonen aus dem Wa-
gen; der alte Seilberg mußte von zwey Bedien-
ten die Treppen hinauf gefuͤhrt werden. Silber-
ling ſtand auf der Seite, um Reginen ſeinen
Arm zu bieten. Er trat mit einer Verbeugung naͤ-
her, als ihr eben Kronhelm, der es nicht wahr-
genommen hatte, die Hand gab. Ganz betroffen
ſprang Silberling zuruͤck, und ward feuerroth;
Kronhelm ward es auch, und ſagte: Verzeihen
Sie. Es iſt recht gut ſo, liſpelte Regine, und
ſah unſerm Kronhelm freundlichlaͤchelnd ins Ge-
ſicht. Die beyden Alten erzaͤlten ſich nun von
ihrem Podagra, ſchimpften drauf; und kamen
auf ihre Jugendſtuͤcke zu ſprechen, die ſo erbau-
lich waren, daß Kronhelm und Siegwart auf
einen Wink Reginens ſich mit ihr entfernten,
und in den verwilderten Schloßgarten giengen.
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