Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776.chen konnte. Als Regina Siegwarts Namen hörte, ward sie aufmerksam drauf, und sagte: sie habe vor fünf Jahren in einem Kloster in Mün- chen eine Freundinn gehabt, die Therese Sieg- wart heisse, ob sie wol vielleicht mit ihm ver- wandt sey? O Ja, sie ist meine Schwester, sagte Siegwart. Regina hatte eine grosse Freude drüber, und bemerkte, daß ihr Siegwarts Gesicht gleich so bekannt vorgekommen sey; nun sehe sie, daß er viel Aehnlichkeit mit seiner Schwester ha- be. Das ist gar ein liebes Mädchen, Herr von Kronhelm, fuhr sie fort; Sie sollten sie nur sehen! Jch weiß, das sie Jhnen wohl gefallen würde. Wir waren Ein Herz und Eine Seele. Sie hat ein himmlisches Gemüth; ist immer froh und munter, und doch dabey so gesetzt. Wenn Sie sie wieder sehen, Herr Siegwart, oder an Sie schreiben, so machen Sie ihr ja meine herzliche Empfehlung! Sie wird sich meiner noch wohl erinnern. Siegwart versprach, es gewiß zu thun. Die Edelleute wurden indeß immer lauter, chen konnte. Als Regina Siegwarts Namen hoͤrte, ward ſie aufmerkſam drauf, und ſagte: ſie habe vor fuͤnf Jahren in einem Kloſter in Muͤn- chen eine Freundinn gehabt, die Thereſe Sieg- wart heiſſe, ob ſie wol vielleicht mit ihm ver- wandt ſey? O Ja, ſie iſt meine Schweſter, ſagte Siegwart. Regina hatte eine groſſe Freude druͤber, und bemerkte, daß ihr Siegwarts Geſicht gleich ſo bekannt vorgekommen ſey; nun ſehe ſie, daß er viel Aehnlichkeit mit ſeiner Schweſter ha- be. Das iſt gar ein liebes Maͤdchen, Herr von Kronhelm, fuhr ſie fort; Sie ſollten ſie nur ſehen! Jch weiß, das ſie Jhnen wohl gefallen wuͤrde. Wir waren Ein Herz und Eine Seele. Sie hat ein himmliſches Gemuͤth; iſt immer froh und munter, und doch dabey ſo geſetzt. Wenn Sie ſie wieder ſehen, Herr Siegwart, oder an Sie ſchreiben, ſo machen Sie ihr ja meine herzliche Empfehlung! Sie wird ſich meiner noch wohl erinnern. Siegwart verſprach, es gewiß zu thun. Die Edelleute wurden indeß immer lauter, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0258" n="254"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> chen konnte. Als <hi rendition="#fr">Regina Siegwarts</hi> Namen<lb/> hoͤrte, ward ſie aufmerkſam drauf, und ſagte: ſie<lb/> habe vor fuͤnf Jahren in einem Kloſter in <hi rendition="#fr">Muͤn-<lb/> chen</hi> eine Freundinn gehabt, die <hi rendition="#fr">Thereſe Sieg-<lb/> wart</hi> heiſſe, ob ſie wol vielleicht mit ihm ver-<lb/> wandt ſey? O Ja, ſie iſt meine Schweſter, ſagte<lb/><hi rendition="#fr">Siegwart.</hi> Regina hatte eine groſſe Freude<lb/> druͤber, und bemerkte, daß ihr <hi rendition="#fr">Siegwarts</hi> Geſicht<lb/> gleich ſo bekannt vorgekommen ſey; nun ſehe ſie,<lb/> daß er viel Aehnlichkeit mit ſeiner Schweſter ha-<lb/> be. Das iſt gar ein liebes Maͤdchen, Herr von<lb/><hi rendition="#fr">Kronhelm,</hi> fuhr ſie fort; Sie ſollten ſie nur ſehen!<lb/> Jch weiß, das ſie Jhnen wohl gefallen wuͤrde.<lb/> Wir waren Ein Herz und Eine Seele. Sie hat<lb/> ein himmliſches Gemuͤth; iſt immer froh und<lb/> munter, und doch dabey ſo geſetzt. Wenn Sie<lb/> ſie wieder ſehen, Herr <hi rendition="#fr">Siegwart,</hi> oder an Sie<lb/> ſchreiben, ſo machen Sie ihr ja meine herzliche<lb/> Empfehlung! Sie wird ſich meiner noch wohl<lb/> erinnern. <hi rendition="#fr">Siegwart</hi> verſprach, es gewiß zu<lb/> thun.</p><lb/> <p>Die Edelleute wurden indeß immer lauter,<lb/> denn ſie tranken immer mehr Wein. <hi rendition="#fr">Seilberg</hi><lb/> und Junker <hi rendition="#fr">Veit</hi> ſtieſſen ihre Glaͤſer alle Augen-<lb/> blicke an. <hi rendition="#fr">Jobſt</hi> unterhielt <hi rendition="#fr">Kunigunden;</hi> denn<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [254/0258]
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hoͤrte, ward ſie aufmerkſam drauf, und ſagte: ſie
habe vor fuͤnf Jahren in einem Kloſter in Muͤn-
chen eine Freundinn gehabt, die Thereſe Sieg-
wart heiſſe, ob ſie wol vielleicht mit ihm ver-
wandt ſey? O Ja, ſie iſt meine Schweſter, ſagte
Siegwart. Regina hatte eine groſſe Freude
druͤber, und bemerkte, daß ihr Siegwarts Geſicht
gleich ſo bekannt vorgekommen ſey; nun ſehe ſie,
daß er viel Aehnlichkeit mit ſeiner Schweſter ha-
be. Das iſt gar ein liebes Maͤdchen, Herr von
Kronhelm, fuhr ſie fort; Sie ſollten ſie nur ſehen!
Jch weiß, das ſie Jhnen wohl gefallen wuͤrde.
Wir waren Ein Herz und Eine Seele. Sie hat
ein himmliſches Gemuͤth; iſt immer froh und
munter, und doch dabey ſo geſetzt. Wenn Sie
ſie wieder ſehen, Herr Siegwart, oder an Sie
ſchreiben, ſo machen Sie ihr ja meine herzliche
Empfehlung! Sie wird ſich meiner noch wohl
erinnern. Siegwart verſprach, es gewiß zu
thun.
Die Edelleute wurden indeß immer lauter,
denn ſie tranken immer mehr Wein. Seilberg
und Junker Veit ſtieſſen ihre Glaͤſer alle Augen-
blicke an. Jobſt unterhielt Kunigunden; denn
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