ichs schick durch den Jackerl, und wenn du kom- men willt? Hafts ghört? Bin, wie schon gesagt dein ehrlicher Vater
Veit Kronehelm.
Kronhelm gieng nicht gern, aber er muste doch. Er trugs unserm Siegwart an, ob er ihn begleiten wolle? Jch weiß wol, sagte er, daß du da wenig Freude haben wirst, und mehr Verdruß; aber, Bruder, du erzeigtest mir einen ausserordent- lichen Gefallen. Die Zeit würde mir draussen so lang werden, wenn ich mit keinem Menschen um- gehn könnte; und ohne dich kann ich fast gar nicht mehr seyn. Willst dus thun, Xaverchen? Jch thu dir auch wieder einen Gefallen. Nicht wahr? Du gehst mit? Siegwart antwortete: Freylich, Kronhelm! wo du hin willst, und wenns in die Hölle wäre! Daß du auch noch so was fragen kannst? Meynst denn, ich möcht ohne dich hier seyn?
Kronhelm schrieb also seinem Vater, er würde zu Anfang des Augusts, wenn das Schul- jahr geendigt wäre, mit noch einem Freunde zu ihm kommen, und die Ferien da zubringen. -- Jetzt war er sehr beschäftigt, die Rolle auswen-
ichs ſchick durch den Jackerl, und wenn du kom- men willt? Hafts ghoͤrt? Bin, wie ſchon geſagt dein ehrlicher Vater
Veit Kronehelm.
Kronhelm gieng nicht gern, aber er muſte doch. Er trugs unſerm Siegwart an, ob er ihn begleiten wolle? Jch weiß wol, ſagte er, daß du da wenig Freude haben wirſt, und mehr Verdruß; aber, Bruder, du erzeigteſt mir einen auſſerordent- lichen Gefallen. Die Zeit wuͤrde mir drauſſen ſo lang werden, wenn ich mit keinem Menſchen um- gehn koͤnnte; und ohne dich kann ich faſt gar nicht mehr ſeyn. Willſt dus thun, Xaverchen? Jch thu dir auch wieder einen Gefallen. Nicht wahr? Du gehſt mit? Siegwart antwortete: Freylich, Kronhelm! wo du hin willſt, und wenns in die Hoͤlle waͤre! Daß du auch noch ſo was fragen kannſt? Meynſt denn, ich moͤcht ohne dich hier ſeyn?
Kronhelm ſchrieb alſo ſeinem Vater, er wuͤrde zu Anfang des Auguſts, wenn das Schul- jahr geendigt waͤre, mit noch einem Freunde zu ihm kommen, und die Ferien da zubringen. — Jetzt war er ſehr beſchaͤftigt, die Rolle auswen-
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ichs ſchick durch den Jackerl, und wenn du kom-
men willt? Hafts ghoͤrt? Bin, wie ſchon geſagt
dein ehrlicher Vater
Veit Kronehelm.
Kronhelm gieng nicht gern, aber er muſte
doch. Er trugs unſerm Siegwart an, ob er ihn
begleiten wolle? Jch weiß wol, ſagte er, daß du
da wenig Freude haben wirſt, und mehr Verdruß;
aber, Bruder, du erzeigteſt mir einen auſſerordent-
lichen Gefallen. Die Zeit wuͤrde mir drauſſen ſo
lang werden, wenn ich mit keinem Menſchen um-
gehn koͤnnte; und ohne dich kann ich faſt gar
nicht mehr ſeyn. Willſt dus thun, Xaverchen?
Jch thu dir auch wieder einen Gefallen. Nicht
wahr? Du gehſt mit? Siegwart antwortete:
Freylich, Kronhelm! wo du hin willſt, und
wenns in die Hoͤlle waͤre! Daß du auch noch
ſo was fragen kannſt? Meynſt denn, ich moͤcht
ohne dich hier ſeyn?
Kronhelm ſchrieb alſo ſeinem Vater, er
wuͤrde zu Anfang des Auguſts, wenn das Schul-
jahr geendigt waͤre, mit noch einem Freunde zu
ihm kommen, und die Ferien da zubringen. —
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart01_1776/239>, abgerufen am 24.11.2024.
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