Micraelius, Johann: Ander Theil Deß Dritten Buches Vom Alten Sächsischen PommerLand. Bd. 3, 2. Stettin, 1639.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Vom Alten Sächsischen Pommerland.

zuvermengen/ das er solte vom Ampt gesetzet werden.
Denn es könne ja die Lehre/ da man saget/ das Jo-
seph oder ein ander frommer Mensch/ wegen Gottes
Einwohnung in jhme vnd seinen Tugenden/ für Gott
gerecht sey/ mit der Lehre nicht einstimmig sein/ daman
nach der Schrifft bekennet/ dz Joseph vnd alle fromme
Menschen von wegen des verheischenen Mittlers/ aus
Barmhertzigkeit/ durch den Glanben/ gerecht wer-
den. Derowegen ward ein Synodus aus beyden Re-
gierungen zu Außgang des lv. Jahres auff den Mon-
tag nach Luciae verschrieben/ vnd darinnen ließ sich Ar-
topaeus abermahlen finden/ das er xxxiv. Artikel/ so
jhm von der Rechtfertigung des Menschen fürgeleget
wurden/ vnterschrieb/ vnd in einer offentlichen Predigt
sich laut derselben erklärete. Aber es ist gleichwol zwi-
schen jhm vnd den andern Predigern kein Friede ge-
halten. Drumb ist er endlich nebenst D. Curione di-
mittiret/ vnd jhm auffgelegt/ das er gen Wittenberg
reisen/ vnd sich daselbst mit den Theologen besprechen
solte. Philippus Melanchthon schreibet drauff für jn/
vnd bittet/ dz er möge vom Fürsten mit nötigem Vnter-
halt versehen werden. Es wird auch darauff erhal-
teu/ dz er zu Cößlin in seiner Heimath sich zu wohnen
niederließ. Daselbst aber ist er abermahlen in verstri-
ckung im mdlxij. Jahr gerathen. Dann da Bartho-A. C. 1562.
lomaeus Hiltebrand Pastor daselbst/ in der Predigt/
am Kahrfreytage gesaget/ dz Osiander mit seinen Osi-
andristen dz Blut Christi mit Füssen treten/ hat er dar-
auff/ dz es etliche neben jhm stehende Leute gehöret/
geantwortet/ das ist erlogen. Welches der gemeine
Mann also verstanden/ als wenn er dz Blut Christi gele-
stert hette. Folgendes Jahr aber ist er in gemelter sei-
ner Vaterstad im lxxij. Jahr seines Alters verstorben/A. C. 1563.
29. Mart.
vnd laut des Epitaphij daselbst begraben.

Son-

Vom Alten Saͤchſiſchen Pommerland.

zuvermengen/ das er ſolte vom Ampt geſetzet werden.
Denn es koͤnne ja die Lehre/ da man ſaget/ das Jo-
ſeph oder ein ander frommer Menſch/ wegen Gottes
Einwohnung in jhme vnd ſeinen Tugenden/ fuͤr Gott
gerecht ſey/ mit der Lehre nicht einſtim̃ig ſein/ daman
nach der Schrifft bekennet/ dz Joſeph vnd alle from̃e
Menſchen von wegen des verheiſchenen Mittlers/ aus
Barmhertzigkeit/ durch den Glanben/ gerecht wer-
den. Derowegen ward ein Synodus aus beyden Re-
gierungen zu Außgang des lv. Jahres auff den Mon-
tag nach Luciæ verſchrieben/ vñ darinnen ließ ſich Ar-
topæus abermahlen finden/ das er xxxiv. Artikel/ ſo
jhm von der Rechtfertigung des Menſchen fuͤrgeleget
wurden/ vnterſchrieb/ vñ in einer offentlichen Predigt
ſich laut derſelben erklaͤrete. Aber es iſt gleichwol zwi-
ſchen jhm vnd den andern Predigern kein Friede ge-
halten. Drumb iſt er endlich nebenſt D. Curione di-
mittiret/ vnd jhm auffgelegt/ das er gen Wittenberg
reiſen/ vnd ſich daſelbſt mit den Theologen beſprechen
ſolte. Philippus Melanchthon ſchreibet drauff fuͤr jn/
vnd bittet/ dz er moͤge vom Fuͤrſten mit noͤtigem Vnter-
halt verſehen werden. Es wird auch darauff erhal-
teu/ dz er zu Coͤßlin in ſeiner Heimath ſich zu wohnen
niederließ. Daſelbſt aber iſt er abermahlen in verſtri-
ckung im mdlxij. Jahr gerathen. Dann da Bartho-A. C. 1562.
lomæus Hiltebrand Paſtor daſelbſt/ in der Predigt/
am Kahrfreytage geſaget/ dz Oſiander mit ſeinen Oſi-
andriſten dz Blut Chriſti mit Fuͤſſen treten/ hat er dar-
auff/ dz es etliche neben jhm ſtehende Leute gehoͤret/
geantwortet/ das iſt erlogen. Welches der gemeine
Mañ alſo verſtanden/ als weñ er dz Blut Chriſti gele-
ſtert hette. Folgendes Jahr aber iſt er in gemelter ſei-
ner Vaterſtad im lxxij. Jahr ſeines Alters verſtorben/A. C. 1563.
29. Mart.
vnd laut des Epitaphij daſelbſt begraben.

Son-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0023" n="533"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vom Alten Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Pommerland.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">zuvermengen/ das er &#x017F;olte vom Ampt ge&#x017F;etzet werden.<lb/>
Denn es ko&#x0364;nne ja die Lehre/ da man &#x017F;aget/ das Jo-<lb/>
&#x017F;eph oder ein ander frommer Men&#x017F;ch/ wegen Gottes<lb/>
Einwohnung in jhme vnd &#x017F;einen Tugenden/ fu&#x0364;r Gott<lb/>
gerecht &#x017F;ey/ mit der Lehre nicht ein&#x017F;tim&#x0303;ig &#x017F;ein/ daman<lb/>
nach der Schrifft bekennet/ dz Jo&#x017F;eph vnd alle from&#x0303;e<lb/>
Men&#x017F;chen von wegen des verhei&#x017F;chenen Mittlers/ aus<lb/>
Barmhertzigkeit/ durch den Glanben/ gerecht wer-<lb/>
den. Derowegen ward ein Synodus aus beyden Re-<lb/>
gierungen zu Außgang des lv. Jahres auff den Mon-<lb/>
tag nach Luciæ ver&#x017F;chrieben/ vn&#x0303; darinnen ließ &#x017F;ich Ar-<lb/>
topæus abermahlen finden/ das er xxxiv. Artikel/ &#x017F;o<lb/>
jhm von der Rechtfertigung des Men&#x017F;chen fu&#x0364;rgeleget<lb/>
wurden/ vnter&#x017F;chrieb/ vn&#x0303; in einer offentlichen Predigt<lb/>
&#x017F;ich laut der&#x017F;elben erkla&#x0364;rete. Aber es i&#x017F;t gleichwol zwi-<lb/>
&#x017F;chen jhm vnd den andern Predigern kein Friede ge-<lb/>
halten. Drumb i&#x017F;t er endlich neben&#x017F;t D. Curione di-<lb/>
mittiret/ vnd jhm auffgelegt/ das er gen Wittenberg<lb/>
rei&#x017F;en/ vnd &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t mit den Theologen be&#x017F;prechen<lb/>
&#x017F;olte. Philippus Melanchthon &#x017F;chreibet drauff fu&#x0364;r jn/<lb/>
vnd bittet/ dz er mo&#x0364;ge vom Fu&#x0364;r&#x017F;ten mit no&#x0364;tigem Vnter-<lb/>
halt ver&#x017F;ehen werden. Es wird auch darauff erhal-<lb/>
teu/ dz er zu Co&#x0364;ßlin in &#x017F;einer Heimath &#x017F;ich zu wohnen<lb/>
niederließ. Da&#x017F;elb&#x017F;t aber i&#x017F;t er abermahlen in ver&#x017F;tri-<lb/>
ckung im mdlxij. Jahr gerathen. Dann da Bartho-</hi> <note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A. C.</hi></hi> 1562.</note><lb/> <hi rendition="#fr">lomæus Hiltebrand Pa&#x017F;tor da&#x017F;elb&#x017F;t/ in der Predigt/<lb/>
am Kahrfreytage ge&#x017F;aget/ dz O&#x017F;iander mit &#x017F;einen O&#x017F;i-<lb/>
andri&#x017F;ten dz Blut Chri&#x017F;ti mit Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en treten/ hat er dar-<lb/>
auff/ dz es etliche neben jhm &#x017F;tehende Leute geho&#x0364;ret/<lb/>
geantwortet/ das i&#x017F;t erlogen. Welches der gemeine<lb/>
Man&#x0303; al&#x017F;o ver&#x017F;tanden/ als wen&#x0303; er dz Blut Chri&#x017F;ti gele-<lb/>
&#x017F;tert hette. Folgendes Jahr aber i&#x017F;t er in gemelter &#x017F;ei-<lb/>
ner Vater&#x017F;tad im lxxij. Jahr &#x017F;eines Alters ver&#x017F;torben/</hi> <note place="right"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A. C.</hi> 1563.<lb/>
29. <hi rendition="#i">Mart.</hi></hi> </note><lb/> <hi rendition="#fr">vnd laut des Epitaphij da&#x017F;elb&#x017F;t begraben.</hi> </p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Son-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[533/0023] Vom Alten Saͤchſiſchen Pommerland. zuvermengen/ das er ſolte vom Ampt geſetzet werden. Denn es koͤnne ja die Lehre/ da man ſaget/ das Jo- ſeph oder ein ander frommer Menſch/ wegen Gottes Einwohnung in jhme vnd ſeinen Tugenden/ fuͤr Gott gerecht ſey/ mit der Lehre nicht einſtim̃ig ſein/ daman nach der Schrifft bekennet/ dz Joſeph vnd alle from̃e Menſchen von wegen des verheiſchenen Mittlers/ aus Barmhertzigkeit/ durch den Glanben/ gerecht wer- den. Derowegen ward ein Synodus aus beyden Re- gierungen zu Außgang des lv. Jahres auff den Mon- tag nach Luciæ verſchrieben/ vñ darinnen ließ ſich Ar- topæus abermahlen finden/ das er xxxiv. Artikel/ ſo jhm von der Rechtfertigung des Menſchen fuͤrgeleget wurden/ vnterſchrieb/ vñ in einer offentlichen Predigt ſich laut derſelben erklaͤrete. Aber es iſt gleichwol zwi- ſchen jhm vnd den andern Predigern kein Friede ge- halten. Drumb iſt er endlich nebenſt D. Curione di- mittiret/ vnd jhm auffgelegt/ das er gen Wittenberg reiſen/ vnd ſich daſelbſt mit den Theologen beſprechen ſolte. Philippus Melanchthon ſchreibet drauff fuͤr jn/ vnd bittet/ dz er moͤge vom Fuͤrſten mit noͤtigem Vnter- halt verſehen werden. Es wird auch darauff erhal- teu/ dz er zu Coͤßlin in ſeiner Heimath ſich zu wohnen niederließ. Daſelbſt aber iſt er abermahlen in verſtri- ckung im mdlxij. Jahr gerathen. Dann da Bartho- lomæus Hiltebrand Paſtor daſelbſt/ in der Predigt/ am Kahrfreytage geſaget/ dz Oſiander mit ſeinen Oſi- andriſten dz Blut Chriſti mit Fuͤſſen treten/ hat er dar- auff/ dz es etliche neben jhm ſtehende Leute gehoͤret/ geantwortet/ das iſt erlogen. Welches der gemeine Mañ alſo verſtanden/ als weñ er dz Blut Chriſti gele- ſtert hette. Folgendes Jahr aber iſt er in gemelter ſei- ner Vaterſtad im lxxij. Jahr ſeines Alters verſtorben/ vnd laut des Epitaphij daſelbſt begraben. A. C. 1562. A. C. 1563. 29. Mart. Son-

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland04_1639
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland04_1639/23
Zitationshilfe:	Micraelius, Johann: Ander Theil Deß Dritten Buches Vom Alten Sächsischen PommerLand. Bd. 3, 2. Stettin, 1639, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland04_1639/23>, abgerufen am 18.12.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.