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Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639.

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Das Erste Buch/
die vbrigen Jst- oder Westwohner. Dabeneben ha-
ben sie auch vom Marso/ Gambrivio/ Snevo/ vnd
Vandalio/ wie auch vom Teutschen Hercule vnd Vlyxe
viele zu singen gewust/ die sie alle für Kinder der Götter
geachtet/ vnd von jhnen vnterscheidliche Völcker der
Teutschen gerechnet haben. Daranß siehet man/ wie
dasselbe/ was bey dem Beroso vnd Aventino heutiges
Tages von dem Geschlecht Register der Alten Teut-
schen Könige gelesen wird/ theils den alten Einwoh-
nern dieser Lande bekand gewesen sey. Vnd ob wol
viele Fabeln mit vnter gemischet worden/ als das Leu-
te oder Götter aus der Er den entstehen sollen/ so ha-
ben doch solches auch die Griechen vnd Lateiner für
einen Rhumb gehalten/ vnd für ein grosses Lobge-
achtet/ wann sie jhre Geschlechte zu denen bringen kön-
ten/ die keinen andern Vater/ als etwa die Sonne/ oder
die Erde/ oder das Wasser/ gehabt hetten.

23.
Die heilige
Schrifft führet
alle Völcker/
vnd also vns
Teutschen auch/
vom Roa/ vnd
einem seiner
breyen Söhnen
her.

Wir können aber solch ertichtetes Wesen nicht
besser als mit der heiligen Schrifft versetzen/ die allei-
ne rechte ware/ vnd vnleugbahre Nachrichtung/ so
wol von aller anderer Völcker/ als auch der alten Teut-
schen Vhrsprung reichlich ertheilet. Aus derselben
nun wird alsfort hintertrieben das von vielen geglau-
betes Gedichte von Noa vielen Söhnen/ die er nach
der Sündfluth solle erzeuget haben/ vnd vnter wel-
chen Berosus/ Aventinus/ vnd andere/ den Tuisconem/
oder Ditem/ oder Tuitonem/ als den ersten allgemei-
nen Tentschen König rechnen. Dann da die Schrifft
den gantzen Erdkreis vnter die Kinder Noa außthei-
let/ weiß sie von keinem Vierdten/ Fünfften oder mehr
Söhnen desselben/ die von jhme nach der Sündfluth

gezeu-

Das Erſte Buch/
die vbrigen Jſt- oder Weſtwohner. Dabeneben ha-
ben ſie auch vom Marſo/ Gambrivio/ Snevo/ vnd
Vandalio/ wie auch vom Teutſchen Hercule vnd Vlyxe
viele zu ſingen gewuſt/ die ſie alle fuͤr Kinder der Goͤtter
geachtet/ vnd von jhnen vnterſcheidliche Voͤlcker der
Teutſchen gerechnet haben. Daranß ſiehet man/ wie
daſſelbe/ was bey dem Beroſo vnd Aventino heutiges
Tages von dem Geſchlecht Regiſter der Alten Teut-
ſchen Koͤnige geleſen wird/ theils den alten Einwoh-
nern dieſer Lande bekand geweſen ſey. Vnd ob wol
viele Fabeln mit vnter gemiſchet worden/ als das Leu-
te oder Goͤtter aus der Er den entſtehen ſollen/ ſo ha-
ben doch ſolches auch die Griechen vnd Lateiner fuͤr
einen Rhumb gehalten/ vnd fuͤr ein groſſes Lobge-
achtet/ wann ſie jhre Geſchlechte zu denen bringen koͤn-
ten/ die keinen andern Vater/ als etwa die Sonne/ oder
die Erde/ oder das Waſſer/ gehabt hetten.

23.
Die heilige
Schrifft fuͤhret
alle Voͤlcker/
vnd alſo vns
Teutſchen auch/
vom Roa/ vnd
einem ſeiner
breyen Soͤhnen
her.

Wir koͤnnen aber ſolch ertichtetes Weſen nicht
beſſer als mit der heiligen Schrifft verſetzen/ die allei-
ne rechte ware/ vnd vnleugbahre Nachrichtung/ ſo
wol von aller anderer Voͤlcker/ als auch der alten Teut-
ſchen Vhrſprung reichlich ertheilet. Aus derſelben
nun wird alsfort hintertrieben das von vielen geglau-
betes Gedichte von Noa vielen Soͤhnen/ die er nach
der Suͤndfluth ſolle erzeuget haben/ vnd vnter wel-
chen Beroſus/ Aventinus/ vnd andere/ den Tuiſconem/
oder Ditem/ oder Tuitonem/ als den erſten allgemei-
nen Tentſchen Koͤnig rechnen. Dann da die Schrifft
den gantzen Erdkreis vnter die Kinder Noa außthei-
let/ weiß ſie von keinem Vierdten/ Fuͤnfften oder mehr
Soͤhnen deſſelben/ die von jhme nach der Suͤndfluth

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[36/0094] Das Erſte Buch/ die vbrigen Jſt- oder Weſtwohner. Dabeneben ha- ben ſie auch vom Marſo/ Gambrivio/ Snevo/ vnd Vandalio/ wie auch vom Teutſchen Hercule vnd Vlyxe viele zu ſingen gewuſt/ die ſie alle fuͤr Kinder der Goͤtter geachtet/ vnd von jhnen vnterſcheidliche Voͤlcker der Teutſchen gerechnet haben. Daranß ſiehet man/ wie daſſelbe/ was bey dem Beroſo vnd Aventino heutiges Tages von dem Geſchlecht Regiſter der Alten Teut- ſchen Koͤnige geleſen wird/ theils den alten Einwoh- nern dieſer Lande bekand geweſen ſey. Vnd ob wol viele Fabeln mit vnter gemiſchet worden/ als das Leu- te oder Goͤtter aus der Er den entſtehen ſollen/ ſo ha- ben doch ſolches auch die Griechen vnd Lateiner fuͤr einen Rhumb gehalten/ vnd fuͤr ein groſſes Lobge- achtet/ wann ſie jhre Geſchlechte zu denen bringen koͤn- ten/ die keinen andern Vater/ als etwa die Sonne/ oder die Erde/ oder das Waſſer/ gehabt hetten. Wir koͤnnen aber ſolch ertichtetes Weſen nicht beſſer als mit der heiligen Schrifft verſetzen/ die allei- ne rechte ware/ vnd vnleugbahre Nachrichtung/ ſo wol von aller anderer Voͤlcker/ als auch der alten Teut- ſchen Vhrſprung reichlich ertheilet. Aus derſelben nun wird alsfort hintertrieben das von vielen geglau- betes Gedichte von Noa vielen Soͤhnen/ die er nach der Suͤndfluth ſolle erzeuget haben/ vnd vnter wel- chen Beroſus/ Aventinus/ vnd andere/ den Tuiſconem/ oder Ditem/ oder Tuitonem/ als den erſten allgemei- nen Tentſchen Koͤnig rechnen. Dann da die Schrifft den gantzen Erdkreis vnter die Kinder Noa außthei- let/ weiß ſie von keinem Vierdten/ Fuͤnfften oder mehr Soͤhnen deſſelben/ die von jhme nach der Suͤndfluth gezeu-

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Zitationshilfe: Micraelius, Johann: Erstes Buch Deß Alten Pommer-Landes. Bd. 1. Stettin, 1639, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/micraelius_pommernland01_1639/94>, abgerufen am 24.11.2024.