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Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.

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III. Weitere Vorsichtsmaßregeln -- Papiergeld, Gold.
geschritten, daß sie solche versteckte kleine Goldgruben bald
aufzufinden und auszubeuten wissen. Andere Reisende tragen
ihre Hauptcasse äußerlich über dem Rock an einem Riemen
in besonderen Schatullen, das gibt jedoch ein ganzes Gepäck-
stück mehr und hat den Uebelstand, daß diese Behälter sich
augenfällig als Inhaberinnen von Geldsummen kennzeichnen,
deshalb schon in Ländern mit guter Polizei, geschweige im Süden
und Osten, Raubanfälle herbeilocken können. Sicherer zwar,
aber noch beschwerlicher sind die alterthümlichen, jetzt nur
noch bei Viehhändlern beliebten sogenannten Geldkatzen, die
unter die Oberkleider um den Leib geschnallt werden. Ebensoviel
Schutz bieten und minder Beschwerde verursachen Taschen
von weichem Wildleder, die man an einem Gurt unter dem
Hemd oder unter der Weste trägt. Sie haben eine Abtheilung
für Papiergeld und eine andere für Gold, die letzte mit vier
Unterabtheilungen, in welche die Goldstücke, reihenweise platt
schuppenartig geschichtet und fest in Papier geschlagen, ver-
theilt werden, so daß das Ganze nicht zu dick und unbiegsam
wird. Aus diesen Taschen lassen sich mühelos Stücke heraus-
nehmen und in's Portemonnaie übertragen. Ist die mit-
geführte Summe zu groß, so können zwei dergleichen, jede
mit drei wagerechten durch eine Klappe mit Knopf zu ver-
schließenden Unterabtheilungen, in der Weise angebracht sein,
daß sie nebeneinander auf die Brust zu liegen kommen, die
Gurte hosenträgerartig geknöpft und auf Brust und Rücken
sowie über den Hüften verbunden sind. Als schlechtesten Platz
für Werthsachen müssen die sogenannten geheimen Schubfächer
bezeichnet werden, deren Geheimniß ein längst offenkundiges
ist. Bei längerem Aufenthalt an einem Ort verwahre ich
die Baarschaft, wenn ich sie nicht bei meinem Wirthe deponire,
meistens in einem Futterale, das von außen wie ein Buch
aussieht und in einer verschlossenen Schublade der Commode
oder des Secretärs, oder im großen schweren Koffer, mit ein
paar anderen äußerlich ähnlichen, wirklichen Büchern zu-
sammenliegt, neben Wäsche, Cigarren u. dgl., in der Ueber-

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III. Weitere Vorſichtsmaßregeln — Papiergeld, Gold.
geſchritten, daß ſie ſolche verſteckte kleine Goldgruben bald
aufzufinden und auszubeuten wiſſen. Andere Reiſende tragen
ihre Hauptcaſſe äußerlich über dem Rock an einem Riemen
in beſonderen Schatullen, das gibt jedoch ein ganzes Gepäck-
ſtück mehr und hat den Uebelſtand, daß dieſe Behälter ſich
augenfällig als Inhaberinnen von Geldſummen kennzeichnen,
deshalb ſchon in Ländern mit guter Polizei, geſchweige im Süden
und Oſten, Raubanfälle herbeilocken können. Sicherer zwar,
aber noch beſchwerlicher ſind die alterthümlichen, jetzt nur
noch bei Viehhändlern beliebten ſogenannten Geldkatzen, die
unter die Oberkleider um den Leib geſchnallt werden. Ebenſoviel
Schutz bieten und minder Beſchwerde verurſachen Taſchen
von weichem Wildleder, die man an einem Gurt unter dem
Hemd oder unter der Weſte trägt. Sie haben eine Abtheilung
für Papiergeld und eine andere für Gold, die letzte mit vier
Unterabtheilungen, in welche die Goldſtücke, reihenweiſe platt
ſchuppenartig geſchichtet und feſt in Papier geſchlagen, ver-
theilt werden, ſo daß das Ganze nicht zu dick und unbiegſam
wird. Aus dieſen Taſchen laſſen ſich mühelos Stücke heraus-
nehmen und in’s Portemonnaie übertragen. Iſt die mit-
geführte Summe zu groß, ſo können zwei dergleichen, jede
mit drei wagerechten durch eine Klappe mit Knopf zu ver-
ſchließenden Unterabtheilungen, in der Weiſe angebracht ſein,
daß ſie nebeneinander auf die Bruſt zu liegen kommen, die
Gurte hoſenträgerartig geknöpft und auf Bruſt und Rücken
ſowie über den Hüften verbunden ſind. Als ſchlechteſten Platz
für Werthſachen müſſen die ſogenannten geheimen Schubfächer
bezeichnet werden, deren Geheimniß ein längſt offenkundiges
iſt. Bei längerem Aufenthalt an einem Ort verwahre ich
die Baarſchaft, wenn ich ſie nicht bei meinem Wirthe deponire,
meiſtens in einem Futterale, das von außen wie ein Buch
ausſieht und in einer verſchloſſenen Schublade der Commode
oder des Secretärs, oder im großen ſchweren Koffer, mit ein
paar anderen äußerlich ähnlichen, wirklichen Büchern zu-
ſammenliegt, neben Wäſche, Cigarren u. dgl., in der Ueber-

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[49/0063] III. Weitere Vorſichtsmaßregeln — Papiergeld, Gold. geſchritten, daß ſie ſolche verſteckte kleine Goldgruben bald aufzufinden und auszubeuten wiſſen. Andere Reiſende tragen ihre Hauptcaſſe äußerlich über dem Rock an einem Riemen in beſonderen Schatullen, das gibt jedoch ein ganzes Gepäck- ſtück mehr und hat den Uebelſtand, daß dieſe Behälter ſich augenfällig als Inhaberinnen von Geldſummen kennzeichnen, deshalb ſchon in Ländern mit guter Polizei, geſchweige im Süden und Oſten, Raubanfälle herbeilocken können. Sicherer zwar, aber noch beſchwerlicher ſind die alterthümlichen, jetzt nur noch bei Viehhändlern beliebten ſogenannten Geldkatzen, die unter die Oberkleider um den Leib geſchnallt werden. Ebenſoviel Schutz bieten und minder Beſchwerde verurſachen Taſchen von weichem Wildleder, die man an einem Gurt unter dem Hemd oder unter der Weſte trägt. Sie haben eine Abtheilung für Papiergeld und eine andere für Gold, die letzte mit vier Unterabtheilungen, in welche die Goldſtücke, reihenweiſe platt ſchuppenartig geſchichtet und feſt in Papier geſchlagen, ver- theilt werden, ſo daß das Ganze nicht zu dick und unbiegſam wird. Aus dieſen Taſchen laſſen ſich mühelos Stücke heraus- nehmen und in’s Portemonnaie übertragen. Iſt die mit- geführte Summe zu groß, ſo können zwei dergleichen, jede mit drei wagerechten durch eine Klappe mit Knopf zu ver- ſchließenden Unterabtheilungen, in der Weiſe angebracht ſein, daß ſie nebeneinander auf die Bruſt zu liegen kommen, die Gurte hoſenträgerartig geknöpft und auf Bruſt und Rücken ſowie über den Hüften verbunden ſind. Als ſchlechteſten Platz für Werthſachen müſſen die ſogenannten geheimen Schubfächer bezeichnet werden, deren Geheimniß ein längſt offenkundiges iſt. Bei längerem Aufenthalt an einem Ort verwahre ich die Baarſchaft, wenn ich ſie nicht bei meinem Wirthe deponire, meiſtens in einem Futterale, das von außen wie ein Buch ausſieht und in einer verſchloſſenen Schublade der Commode oder des Secretärs, oder im großen ſchweren Koffer, mit ein paar anderen äußerlich ähnlichen, wirklichen Büchern zu- ſammenliegt, neben Wäſche, Cigarren u. dgl., in der Ueber- 4

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Zitationshilfe: Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/63>, abgerufen am 23.11.2024.