Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.III. Kopfbedeckungen. gezählt werden, von denen der gute Tourist eine reichlicheAnzahl in verschiedenen Größen mitnimmt. Unter den Kopfbedeckungen die allerunbrauchbarste III. Kopfbedeckungen. gezählt werden, von denen der gute Touriſt eine reichlicheAnzahl in verſchiedenen Größen mitnimmt. Unter den Kopfbedeckungen die allerunbrauchbarſte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0053" n="39"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi> Kopfbedeckungen.</fw><lb/> gezählt werden, von denen der gute Touriſt eine reichliche<lb/> Anzahl in verſchiedenen Größen mitnimmt.</p><lb/> <p>Unter den <hi rendition="#g">Kopfbedeckungen</hi> die allerunbrauchbarſte<lb/> iſt der Filzcylinder, und da ſelbſt die ſtrenge ſixtiniſche Capelle<lb/> von ihren Gäſten an den höchſten Kirchenfeſten nur einen<lb/> Frack und keinen <hi rendition="#aq">capello francese</hi> verlangt, ſo gibt es keine<lb/> Entſchuldigung für die Mitnahme dieſes ſteifen, hohlen Ge-<lb/> ſellen, dieſer Krone aller häßlichen Männermoden, dieſem<lb/> Gipfel geſpreizter Geckenhaftigkeit, der Hand in Hand mit<lb/> ſeinem ebenſo abgeſchmackten und philiſtröſen Herrn Amts-<lb/> bruder, dem Frack, einem Jahrhundert nach dem andern<lb/> Trotz bietet, fort und fort die Form wechſelnd, aber un-<lb/> ausrottbar, unbeſieglich, wie die menſchliche Thorheit und<lb/> Eitelkeit ſelbſt. Sollteſt Du, lieber Leſer, Candidat oder<lb/> Referendar ſein und Deinen Superintendenten oder Miniſter<lb/> zu treffen hoffen reſp. fürchten, oder ſollten der hochverehrte<lb/> Leſer Excellenz, Durchlaucht, Hoheit, kurz ſollten Rückſichten<lb/> auf fremden oder eigenen Rang zu nehmen ſein, ſo ſei der<lb/> Antrag geſtattet, einen Klapphut, ſogenannten Gibus, zu<lb/> wählen, der in den Koffer gelegt wird und kein beſonderes<lb/> Collo bildet, denn viele Gepäckſtücke mit ſich zu führen, iſt<lb/> untouriſtiſch. Ein weicher niedriger Filzhut wird ſich ſtets<lb/> als zuverläſſiger, anſpruchsloſer Gefährte erweiſen. Die<lb/> Verdienſte des Strohhuts werden im Allgemeinen zu hoch<lb/> angeſchlagen, wenigſtens iſt er als einziger Reiſehut zu ver-<lb/> werfen. Allerdings tragen ihn Tauſende von Creolen im<lb/> tropiſchen <placeName>Amerika</placeName>, dieſes leichtblütige, ſorgloſe Völkchen<lb/> darf uns aber nicht zum Muſter dienen; die bedächtigen<lb/> Südaſiaten und Nordafrikaner, die darin eine mehrtauſend-<lb/> jährige Erfahrung hinter ſich haben, ziehen ſämmtlich Kopf-<lb/> bedeckungen vor, die zwar ſchwerer wiegen und wenig Luft, dafür<lb/> aber auch keinen Sonnenſtrahl durchlaſſen. Da indeſſen der<lb/> kluge Arzt an Patienten Grillen, die nicht allzu ſchädlich ſind,<lb/> duldet, auch ein Autor Urſache hat, mit ſeinen Leſern galant<lb/> zu verfahren, ſo erlaubt unſere Reiſeſchule nicht nur den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0053]
III. Kopfbedeckungen.
gezählt werden, von denen der gute Touriſt eine reichliche
Anzahl in verſchiedenen Größen mitnimmt.
Unter den Kopfbedeckungen die allerunbrauchbarſte
iſt der Filzcylinder, und da ſelbſt die ſtrenge ſixtiniſche Capelle
von ihren Gäſten an den höchſten Kirchenfeſten nur einen
Frack und keinen capello francese verlangt, ſo gibt es keine
Entſchuldigung für die Mitnahme dieſes ſteifen, hohlen Ge-
ſellen, dieſer Krone aller häßlichen Männermoden, dieſem
Gipfel geſpreizter Geckenhaftigkeit, der Hand in Hand mit
ſeinem ebenſo abgeſchmackten und philiſtröſen Herrn Amts-
bruder, dem Frack, einem Jahrhundert nach dem andern
Trotz bietet, fort und fort die Form wechſelnd, aber un-
ausrottbar, unbeſieglich, wie die menſchliche Thorheit und
Eitelkeit ſelbſt. Sollteſt Du, lieber Leſer, Candidat oder
Referendar ſein und Deinen Superintendenten oder Miniſter
zu treffen hoffen reſp. fürchten, oder ſollten der hochverehrte
Leſer Excellenz, Durchlaucht, Hoheit, kurz ſollten Rückſichten
auf fremden oder eigenen Rang zu nehmen ſein, ſo ſei der
Antrag geſtattet, einen Klapphut, ſogenannten Gibus, zu
wählen, der in den Koffer gelegt wird und kein beſonderes
Collo bildet, denn viele Gepäckſtücke mit ſich zu führen, iſt
untouriſtiſch. Ein weicher niedriger Filzhut wird ſich ſtets
als zuverläſſiger, anſpruchsloſer Gefährte erweiſen. Die
Verdienſte des Strohhuts werden im Allgemeinen zu hoch
angeſchlagen, wenigſtens iſt er als einziger Reiſehut zu ver-
werfen. Allerdings tragen ihn Tauſende von Creolen im
tropiſchen Amerika, dieſes leichtblütige, ſorgloſe Völkchen
darf uns aber nicht zum Muſter dienen; die bedächtigen
Südaſiaten und Nordafrikaner, die darin eine mehrtauſend-
jährige Erfahrung hinter ſich haben, ziehen ſämmtlich Kopf-
bedeckungen vor, die zwar ſchwerer wiegen und wenig Luft, dafür
aber auch keinen Sonnenſtrahl durchlaſſen. Da indeſſen der
kluge Arzt an Patienten Grillen, die nicht allzu ſchädlich ſind,
duldet, auch ein Autor Urſache hat, mit ſeinen Leſern galant
zu verfahren, ſo erlaubt unſere Reiſeſchule nicht nur den
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