Nützlich ist es, Koffern etc. ein augenfälliges, vom Ge- wöhnlichen abweichendes und in den Farben untereinander übereinstimmendes Aeußere zu geben, so daß bei der Ankunft auf großen Bahnhöfen die eigenen Sachen leicht von Weitem zu erkennen und von außerhalb der Barrieren die Träger dahin zu leiten sind. Man hat dann nicht nöthig, in dem Gewirr von Packstücken und Menschen bei einem Träger um Audienz zu werben, sondern braucht nur z. B. "rothcarrirter Lederkoffer" oder "schwarzgestreifter Mantelsack" etc. laut zu rufen, so wird wahrscheinlich bald innerhalb der Schranken ein Echo hörbar und das Verlangte auf den Schultern eines eiligen Mannes sichtbar werden. Demselben leuchtete mit der auffälligen Markirung zugleich der Umstand ein, daß die Abfertigung dieses Stücks, das kein Umhersuchen verlangt, rascher, mithin profitabler vor sich gehen kann, als jede andere, er wird deshalb vermuthlich seine etwaigen Prioritäts- gläubiger warten lassen und erst den zufälligen Findling ausliefern. Wenn zum Ueberzug nicht schon ein buntfarbiges Zeug -- wasserdicht bereitetes Segeltuch ist eine gute, dauer- hafte Hülle für große Gepäckstücke, auch für Reisetaschen verwendbar -- genommen wurde, so läßt man die gewählte Livree dem Leder, Holz, Segeltuch oder Canevas der ver- schiedenen Gepäckstücke aufpinseln. Für dunklen Grund eignet sich der zinnoberrothe Copalspirituslack. Eine Abkürzung für dieses Verfahren, unterwegs für kleinere Gegenstände anwendbar, die roth und haltbar gezeichnet werden sollen, ist: ein paar Tropfen Sprit oder Kölnischwasser auf ein Stück Siegellack gebracht und, wenn die Lösung erfolgt ist, mit einem Zündhölzchen aufgetragen. Wird mit Buchstaben und Zahlen signirt, so müssen diese groß und auf mehr als einer Seite angebracht sein. Alle meine Gepäckstücke lasse ich von Haus aus mit Buchstaben und Ziffern bezeichnen, damit sie unterwegs für etwaige Voraussendung stets bereit sind. Auch der volle Name und Wohnort, aufgepinselt oder auf eine Metallplatte gravirt und am Koffer befestigt, kann unter
II. Auffällige Markirung.
Nützlich iſt es, Koffern ꝛc. ein augenfälliges, vom Ge- wöhnlichen abweichendes und in den Farben untereinander übereinſtimmendes Aeußere zu geben, ſo daß bei der Ankunft auf großen Bahnhöfen die eigenen Sachen leicht von Weitem zu erkennen und von außerhalb der Barrièren die Träger dahin zu leiten ſind. Man hat dann nicht nöthig, in dem Gewirr von Packſtücken und Menſchen bei einem Träger um Audienz zu werben, ſondern braucht nur z. B. „rothcarrirter Lederkoffer“ oder „ſchwarzgeſtreifter Mantelſack“ ꝛc. laut zu rufen, ſo wird wahrſcheinlich bald innerhalb der Schranken ein Echo hörbar und das Verlangte auf den Schultern eines eiligen Mannes ſichtbar werden. Demſelben leuchtete mit der auffälligen Markirung zugleich der Umſtand ein, daß die Abfertigung dieſes Stücks, das kein Umherſuchen verlangt, raſcher, mithin profitabler vor ſich gehen kann, als jede andere, er wird deshalb vermuthlich ſeine etwaigen Prioritäts- gläubiger warten laſſen und erſt den zufälligen Findling ausliefern. Wenn zum Ueberzug nicht ſchon ein buntfarbiges Zeug — waſſerdicht bereitetes Segeltuch iſt eine gute, dauer- hafte Hülle für große Gepäckſtücke, auch für Reiſetaſchen verwendbar — genommen wurde, ſo läßt man die gewählte Livree dem Leder, Holz, Segeltuch oder Canevas der ver- ſchiedenen Gepäckſtücke aufpinſeln. Für dunklen Grund eignet ſich der zinnoberrothe Copalſpirituslack. Eine Abkürzung für dieſes Verfahren, unterwegs für kleinere Gegenſtände anwendbar, die roth und haltbar gezeichnet werden ſollen, iſt: ein paar Tropfen Sprit oder Kölniſchwaſſer auf ein Stück Siegellack gebracht und, wenn die Löſung erfolgt iſt, mit einem Zündhölzchen aufgetragen. Wird mit Buchſtaben und Zahlen ſignirt, ſo müſſen dieſe groß und auf mehr als einer Seite angebracht ſein. Alle meine Gepäckſtücke laſſe ich von Haus aus mit Buchſtaben und Ziffern bezeichnen, damit ſie unterwegs für etwaige Vorausſendung ſtets bereit ſind. Auch der volle Name und Wohnort, aufgepinſelt oder auf eine Metallplatte gravirt und am Koffer befeſtigt, kann unter
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II. Auffällige Markirung.
Nützlich iſt es, Koffern ꝛc. ein augenfälliges, vom Ge-
wöhnlichen abweichendes und in den Farben untereinander
übereinſtimmendes Aeußere zu geben, ſo daß bei der Ankunft
auf großen Bahnhöfen die eigenen Sachen leicht von Weitem
zu erkennen und von außerhalb der Barrièren die Träger
dahin zu leiten ſind. Man hat dann nicht nöthig, in dem
Gewirr von Packſtücken und Menſchen bei einem Träger um
Audienz zu werben, ſondern braucht nur z. B. „rothcarrirter
Lederkoffer“ oder „ſchwarzgeſtreifter Mantelſack“ ꝛc. laut
zu rufen, ſo wird wahrſcheinlich bald innerhalb der Schranken
ein Echo hörbar und das Verlangte auf den Schultern eines
eiligen Mannes ſichtbar werden. Demſelben leuchtete mit
der auffälligen Markirung zugleich der Umſtand ein, daß die
Abfertigung dieſes Stücks, das kein Umherſuchen verlangt,
raſcher, mithin profitabler vor ſich gehen kann, als jede
andere, er wird deshalb vermuthlich ſeine etwaigen Prioritäts-
gläubiger warten laſſen und erſt den zufälligen Findling
ausliefern. Wenn zum Ueberzug nicht ſchon ein buntfarbiges
Zeug — waſſerdicht bereitetes Segeltuch iſt eine gute, dauer-
hafte Hülle für große Gepäckſtücke, auch für Reiſetaſchen
verwendbar — genommen wurde, ſo läßt man die gewählte
Livree dem Leder, Holz, Segeltuch oder Canevas der ver-
ſchiedenen Gepäckſtücke aufpinſeln. Für dunklen Grund eignet
ſich der zinnoberrothe Copalſpirituslack. Eine Abkürzung
für dieſes Verfahren, unterwegs für kleinere Gegenſtände
anwendbar, die roth und haltbar gezeichnet werden ſollen,
iſt: ein paar Tropfen Sprit oder Kölniſchwaſſer auf ein Stück
Siegellack gebracht und, wenn die Löſung erfolgt iſt, mit
einem Zündhölzchen aufgetragen. Wird mit Buchſtaben und
Zahlen ſignirt, ſo müſſen dieſe groß und auf mehr als einer
Seite angebracht ſein. Alle meine Gepäckſtücke laſſe ich von
Haus aus mit Buchſtaben und Ziffern bezeichnen, damit ſie
unterwegs für etwaige Vorausſendung ſtets bereit ſind.
Auch der volle Name und Wohnort, aufgepinſelt oder auf
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Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/32>, abgerufen am 29.03.2024.
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