Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Musterung und Verpackung.
Passagiergut (vgl. unt.), c) Handgepäck (vgl. unt.), so wird mit
a) Gegenständen, welche ich wochenlang entbehren kann,
der Anfang gemacht und diese untergebracht, die engere Aus-
wahl für Handgepäck c) getroffen und zuletzt das Uebrig-
bleibende als Rubrik b in den als Passagiergut aufzugebenden
Koffer gepackt, dabei aber, was von häufig zu brauchenden
Gegenständen nicht unter dem Handgepäck Platz finden konnte,
in den Koffer so gelegt, daß es leicht zu finden ist. Bind-
faden, Siegellack, Papier und derlei kommt zuletzt an die
Reihe, weil damit meistens noch schließlich zu hantiren ist.

Beim Packen muß der Tastsinn die entscheidende, das
Augenmaß nur eine berathende Stimme haben, denn jener
findet weit besser als dieses aus den vielen aufgestapelten
weichen und harten, großen und kleinen Sachen heraus, wo
und wieviel noch Raum ist: beiläufig bemerkt, ein neuer
Beweis, daß auch in praktischen Dingen das Gefühl zuweilen
Recht haben kann gegen die sogenannte Einsicht. Ganz unten
kommen dünne breite Stücke zu liegen, Schreibmappe, Papier,
Landkarten. Dann folgen in einer papiernen oder anderen
Umhüllung schwere, eckige, scharfkantige Stücke, gebundene
Bücher, Kästchen, Cigarrenkisten, Stiefel, wobei zu sorgen,
daß beide Seiten des Koffers ungefähr gleichmäßig belastet
werden. Zur Ausfüllung der Lücken und Nivellirung dienen
Strümpfe, Nachthemden, Unterkleider und andere dergl. weiche,
schmiegsame Gestalten, die sich in jede Lage, auch die ge-
drückteste, zu schicken verstehen, die man deshalb recht
haushälterisch vertheilen und nicht leichtsinnig irgendwohin
stauen soll. Cigarrenpakete, wenn sie nur in Papier ge-
wickelt sind, lieben die unmittelbare Nachbarschaft von Büchern
nicht, ertragen sie aber, wenn man ihre empfindliche Epidermis
durch einen wollenen Strumpf schützt. Ist nun die untere
aus Hartem und Weichem gemischte Schicht gehörig compact
und geebnet, so kommen Hemden und Oberkleider darauf
zu liegen. Die lange schmale Bucht, die sich ganz oben
längs den Kofferwänden bildet, nachdem die Oberkleider,

II. Muſterung und Verpackung.
Paſſagiergut (vgl. unt.), c) Handgepäck (vgl. unt.), ſo wird mit
a) Gegenſtänden, welche ich wochenlang entbehren kann,
der Anfang gemacht und dieſe untergebracht, die engere Aus-
wahl für Handgepäck c) getroffen und zuletzt das Uebrig-
bleibende als Rubrik b in den als Paſſagiergut aufzugebenden
Koffer gepackt, dabei aber, was von häufig zu brauchenden
Gegenſtänden nicht unter dem Handgepäck Platz finden konnte,
in den Koffer ſo gelegt, daß es leicht zu finden iſt. Bind-
faden, Siegellack, Papier und derlei kommt zuletzt an die
Reihe, weil damit meiſtens noch ſchließlich zu hantiren iſt.

Beim Packen muß der Taſtſinn die entſcheidende, das
Augenmaß nur eine berathende Stimme haben, denn jener
findet weit beſſer als dieſes aus den vielen aufgeſtapelten
weichen und harten, großen und kleinen Sachen heraus, wo
und wieviel noch Raum iſt: beiläufig bemerkt, ein neuer
Beweis, daß auch in praktiſchen Dingen das Gefühl zuweilen
Recht haben kann gegen die ſogenannte Einſicht. Ganz unten
kommen dünne breite Stücke zu liegen, Schreibmappe, Papier,
Landkarten. Dann folgen in einer papiernen oder anderen
Umhüllung ſchwere, eckige, ſcharfkantige Stücke, gebundene
Bücher, Käſtchen, Cigarrenkiſten, Stiefel, wobei zu ſorgen,
daß beide Seiten des Koffers ungefähr gleichmäßig belaſtet
werden. Zur Ausfüllung der Lücken und Nivellirung dienen
Strümpfe, Nachthemden, Unterkleider und andere dergl. weiche,
ſchmiegſame Geſtalten, die ſich in jede Lage, auch die ge-
drückteſte, zu ſchicken verſtehen, die man deshalb recht
haushälteriſch vertheilen und nicht leichtſinnig irgendwohin
ſtauen ſoll. Cigarrenpakete, wenn ſie nur in Papier ge-
wickelt ſind, lieben die unmittelbare Nachbarſchaft von Büchern
nicht, ertragen ſie aber, wenn man ihre empfindliche Epidermis
durch einen wollenen Strumpf ſchützt. Iſt nun die untere
aus Hartem und Weichem gemiſchte Schicht gehörig compact
und geebnet, ſo kommen Hemden und Oberkleider darauf
zu liegen. Die lange ſchmale Bucht, die ſich ganz oben
längs den Kofferwänden bildet, nachdem die Oberkleider,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0030" n="16"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi> Mu&#x017F;terung und Verpackung.</fw><lb/>
Pa&#x017F;&#x017F;agiergut (vgl. unt.), <hi rendition="#aq">c)</hi> Handgepäck (vgl. unt.), &#x017F;o wird mit<lb/><hi rendition="#aq">a)</hi> Gegen&#x017F;tänden, welche ich wochenlang entbehren kann,<lb/>
der Anfang gemacht und die&#x017F;e untergebracht, die engere Aus-<lb/>
wahl für Handgepäck <hi rendition="#aq">c)</hi> getroffen und zuletzt das Uebrig-<lb/>
bleibende als Rubrik <hi rendition="#aq">b</hi> in den als Pa&#x017F;&#x017F;agiergut aufzugebenden<lb/>
Koffer gepackt, dabei aber, was von häufig zu brauchenden<lb/>
Gegen&#x017F;tänden nicht unter dem Handgepäck Platz finden konnte,<lb/>
in den Koffer &#x017F;o gelegt, daß es leicht zu finden i&#x017F;t. Bind-<lb/>
faden, Siegellack, Papier und derlei kommt zuletzt an die<lb/>
Reihe, weil damit mei&#x017F;tens noch &#x017F;chließlich zu hantiren i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Beim Packen muß der Ta&#x017F;t&#x017F;inn die ent&#x017F;cheidende, das<lb/>
Augenmaß nur eine berathende Stimme haben, denn jener<lb/>
findet weit be&#x017F;&#x017F;er als die&#x017F;es aus den vielen aufge&#x017F;tapelten<lb/>
weichen und harten, großen und kleinen Sachen heraus, wo<lb/>
und wieviel noch Raum i&#x017F;t: beiläufig bemerkt, ein neuer<lb/>
Beweis, daß auch in prakti&#x017F;chen Dingen das Gefühl zuweilen<lb/>
Recht haben kann gegen die &#x017F;ogenannte Ein&#x017F;icht. Ganz unten<lb/>
kommen dünne breite Stücke zu liegen, Schreibmappe, Papier,<lb/>
Landkarten. Dann folgen in einer papiernen oder anderen<lb/>
Umhüllung &#x017F;chwere, eckige, &#x017F;charfkantige Stücke, gebundene<lb/>
Bücher, Kä&#x017F;tchen, Cigarrenki&#x017F;ten, Stiefel, wobei zu &#x017F;orgen,<lb/>
daß beide Seiten des Koffers ungefähr gleichmäßig bela&#x017F;tet<lb/>
werden. Zur Ausfüllung der Lücken und Nivellirung dienen<lb/>
Strümpfe, Nachthemden, Unterkleider und andere dergl. weiche,<lb/>
&#x017F;chmieg&#x017F;ame Ge&#x017F;talten, die &#x017F;ich in jede Lage, auch die ge-<lb/>
drückte&#x017F;te, zu &#x017F;chicken ver&#x017F;tehen, die man deshalb recht<lb/>
haushälteri&#x017F;ch vertheilen und nicht leicht&#x017F;innig irgendwohin<lb/>
&#x017F;tauen &#x017F;oll. Cigarrenpakete, wenn &#x017F;ie nur in Papier ge-<lb/>
wickelt &#x017F;ind, lieben die unmittelbare Nachbar&#x017F;chaft von Büchern<lb/>
nicht, ertragen &#x017F;ie aber, wenn man ihre empfindliche Epidermis<lb/>
durch einen wollenen Strumpf &#x017F;chützt. I&#x017F;t nun die untere<lb/>
aus Hartem und Weichem gemi&#x017F;chte Schicht gehörig compact<lb/>
und geebnet, &#x017F;o kommen Hemden und Oberkleider darauf<lb/>
zu liegen. Die lange &#x017F;chmale Bucht, die &#x017F;ich ganz oben<lb/>
längs den Kofferwänden bildet, nachdem die Oberkleider,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0030] II. Muſterung und Verpackung. Paſſagiergut (vgl. unt.), c) Handgepäck (vgl. unt.), ſo wird mit a) Gegenſtänden, welche ich wochenlang entbehren kann, der Anfang gemacht und dieſe untergebracht, die engere Aus- wahl für Handgepäck c) getroffen und zuletzt das Uebrig- bleibende als Rubrik b in den als Paſſagiergut aufzugebenden Koffer gepackt, dabei aber, was von häufig zu brauchenden Gegenſtänden nicht unter dem Handgepäck Platz finden konnte, in den Koffer ſo gelegt, daß es leicht zu finden iſt. Bind- faden, Siegellack, Papier und derlei kommt zuletzt an die Reihe, weil damit meiſtens noch ſchließlich zu hantiren iſt. Beim Packen muß der Taſtſinn die entſcheidende, das Augenmaß nur eine berathende Stimme haben, denn jener findet weit beſſer als dieſes aus den vielen aufgeſtapelten weichen und harten, großen und kleinen Sachen heraus, wo und wieviel noch Raum iſt: beiläufig bemerkt, ein neuer Beweis, daß auch in praktiſchen Dingen das Gefühl zuweilen Recht haben kann gegen die ſogenannte Einſicht. Ganz unten kommen dünne breite Stücke zu liegen, Schreibmappe, Papier, Landkarten. Dann folgen in einer papiernen oder anderen Umhüllung ſchwere, eckige, ſcharfkantige Stücke, gebundene Bücher, Käſtchen, Cigarrenkiſten, Stiefel, wobei zu ſorgen, daß beide Seiten des Koffers ungefähr gleichmäßig belaſtet werden. Zur Ausfüllung der Lücken und Nivellirung dienen Strümpfe, Nachthemden, Unterkleider und andere dergl. weiche, ſchmiegſame Geſtalten, die ſich in jede Lage, auch die ge- drückteſte, zu ſchicken verſtehen, die man deshalb recht haushälteriſch vertheilen und nicht leichtſinnig irgendwohin ſtauen ſoll. Cigarrenpakete, wenn ſie nur in Papier ge- wickelt ſind, lieben die unmittelbare Nachbarſchaft von Büchern nicht, ertragen ſie aber, wenn man ihre empfindliche Epidermis durch einen wollenen Strumpf ſchützt. Iſt nun die untere aus Hartem und Weichem gemiſchte Schicht gehörig compact und geebnet, ſo kommen Hemden und Oberkleider darauf zu liegen. Die lange ſchmale Bucht, die ſich ganz oben längs den Kofferwänden bildet, nachdem die Oberkleider,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/30
Zitationshilfe: Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/30>, abgerufen am 18.04.2024.