Alle, sehe Jeder wie er's treibe", am rechten Orte eingedenk sein werden.
Manche Autoren pflegen, so oft sie von alltäglichen Din- gen, Essen, Trinken, Kleidung, Geräth sprechen, jedesmal mit einiger Verlegenheit sich zu entschuldigen, daß sie damit be- helligen, sodann zu versichern, daß auch sie, die Verfasser, über solche Lappalien hoch erhaben seien, und schließlich zu demonstriren, daß dieselben für die Wohlfahrt des Menschen- geschlechts viel wichtiger seien, als es den Anschein habe. Wir verschmähen derlei gleichfalls aus Achtung vor unsren Lesern, unter welchen wir uns in erster Reihe Touristen und Curgäste denken, also die Blüte der Zeitgenossen.
Nicht verhehlen will der Herausgeber, daß ihm manches Wort des Meisters nicht eben von großem Belang schien und er es dennoch aufzeichnete. Jeder Tourist weiß aber, daß das allen Sammlern so geht: sie bewahren nicht blos Cabinet- stücke auf, sondern auch hin und wieder Kleinigkeiten. Be- gegnete das doch sogar Winckelmann bei seiner Aufstellung der Kunstschätze in der Villa Albani.
Vom folgenden bis zu den beiden letzten Capiteln docirt der alte Herr, wo er selbst nicht etwa andere Personen re- dend aufführt, allein und wird nur selten unterbrochen durch Fragen oder Einwürfe eines seiner beiden Schüler. Die Kürze hat dadurch gewonnen, ohne daß die Klarheit gelitten. Im vorletzten Capitel wendet sich der deutsche Herausgeber in internationalen Angelegenheiten an seine Landsleute, alsdann ist bis zum Schluß die Gesprächsform wieder aufgenommen, aus Gründen, die für sich selbst reden.
Und nun frischweg zum nächsten Capitel, welches die erste Lection bildet, während dieses nur ein maskirtes Vor- wort ist.
I. Verabredungen.
Alle, ſehe Jeder wie er’s treibe“, am rechten Orte eingedenk ſein werden.
Manche Autoren pflegen, ſo oft ſie von alltäglichen Din- gen, Eſſen, Trinken, Kleidung, Geräth ſprechen, jedesmal mit einiger Verlegenheit ſich zu entſchuldigen, daß ſie damit be- helligen, ſodann zu verſichern, daß auch ſie, die Verfaſſer, über ſolche Lappalien hoch erhaben ſeien, und ſchließlich zu demonſtriren, daß dieſelben für die Wohlfahrt des Menſchen- geſchlechts viel wichtiger ſeien, als es den Anſchein habe. Wir verſchmähen derlei gleichfalls aus Achtung vor unſren Leſern, unter welchen wir uns in erſter Reihe Touriſten und Curgäſte denken, alſo die Blüte der Zeitgenoſſen.
Nicht verhehlen will der Herausgeber, daß ihm manches Wort des Meiſters nicht eben von großem Belang ſchien und er es dennoch aufzeichnete. Jeder Touriſt weiß aber, daß das allen Sammlern ſo geht: ſie bewahren nicht blos Cabinet- ſtücke auf, ſondern auch hin und wieder Kleinigkeiten. Be- gegnete das doch ſogar Winckelmann bei ſeiner Aufſtellung der Kunſtſchätze in der Villa Albani.
Vom folgenden bis zu den beiden letzten Capiteln docirt der alte Herr, wo er ſelbſt nicht etwa andere Perſonen re- dend aufführt, allein und wird nur ſelten unterbrochen durch Fragen oder Einwürfe eines ſeiner beiden Schüler. Die Kürze hat dadurch gewonnen, ohne daß die Klarheit gelitten. Im vorletzten Capitel wendet ſich der deutſche Herausgeber in internationalen Angelegenheiten an ſeine Landsleute, alsdann iſt bis zum Schluß die Geſprächsform wieder aufgenommen, aus Gründen, die für ſich ſelbſt reden.
Und nun friſchweg zum nächſten Capitel, welches die erſte Lection bildet, während dieſes nur ein maskirtes Vor- wort iſt.
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I. Verabredungen.
Alle, ſehe Jeder wie er’s treibe“, am rechten Orte eingedenk
ſein werden.
Manche Autoren pflegen, ſo oft ſie von alltäglichen Din-
gen, Eſſen, Trinken, Kleidung, Geräth ſprechen, jedesmal mit
einiger Verlegenheit ſich zu entſchuldigen, daß ſie damit be-
helligen, ſodann zu verſichern, daß auch ſie, die Verfaſſer,
über ſolche Lappalien hoch erhaben ſeien, und ſchließlich zu
demonſtriren, daß dieſelben für die Wohlfahrt des Menſchen-
geſchlechts viel wichtiger ſeien, als es den Anſchein habe.
Wir verſchmähen derlei gleichfalls aus Achtung vor unſren
Leſern, unter welchen wir uns in erſter Reihe Touriſten und
Curgäſte denken, alſo die Blüte der Zeitgenoſſen.
Nicht verhehlen will der Herausgeber, daß ihm manches
Wort des Meiſters nicht eben von großem Belang ſchien und
er es dennoch aufzeichnete. Jeder Touriſt weiß aber, daß
das allen Sammlern ſo geht: ſie bewahren nicht blos Cabinet-
ſtücke auf, ſondern auch hin und wieder Kleinigkeiten. Be-
gegnete das doch ſogar Winckelmann bei ſeiner Aufſtellung
der Kunſtſchätze in der Villa Albani.
Vom folgenden bis zu den beiden letzten Capiteln docirt
der alte Herr, wo er ſelbſt nicht etwa andere Perſonen re-
dend aufführt, allein und wird nur ſelten unterbrochen durch
Fragen oder Einwürfe eines ſeiner beiden Schüler. Die
Kürze hat dadurch gewonnen, ohne daß die Klarheit gelitten.
Im vorletzten Capitel wendet ſich der deutſche Herausgeber in
internationalen Angelegenheiten an ſeine Landsleute, alsdann
iſt bis zum Schluß die Geſprächsform wieder aufgenommen,
aus Gründen, die für ſich ſelbſt reden.
Und nun friſchweg zum nächſten Capitel, welches die
erſte Lection bildet, während dieſes nur ein maskirtes Vor-
wort iſt.
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Michelis, Arthur: Reiseschule für Touristen und Curgäste. Leipzig, 1869, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelis_reiseschule_1869/20>, abgerufen am 06.07.2024.
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