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Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849.

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unter allen Producenten vollbringt, die Bilanz von Gesellschaft zu
Gesellschaft besteht. Lasse man den Einzelnen, der sich nicht den
Handelsgesellschaften angeschlossen hat, auch ganz freie Aus- und
Einfuhr, die Unternehmungen der Handelsgesellschaften und Bun-
desräthe (die Preußische Seehandlung ist vielleicht im Begriffe,
in dieser Weise aufzutreten) werden die nöthigen Ausgleichungen
von Volk zu Volk schon machen, an die Stelle von Ausfuhr-Be-
lohnungen und Eingangs-Verboten freie Handelsgeschäfte im Ein-
und Verkauf machen, und so die Handelsbilanz wiederher-
stellen; ja diese Ausgleichung wird sich schon dadurch machen,
daß es sich überhaupt von selbst verbietet, zwischen Kauf und
Verkauf ein Mißverhältniß eintreten zu lassen. Wenn aber Alles
eingeführt werden kann, fremde Erzeugnisse der Natur sowohl als
des Gewerbfleißes, so vernichtet man, wird gesagt, den inländischen
Gewerbfleiß. Aber Arbeitszweige müssen nur da getrieben wer-
den, wo ihre Bedingungen am günstigsten sind. Und die Arbeits-
kräfte, die sich quälten, um der widerspenstigen Natur einen Ge-
winn auf ungeeignetem Boden zu entlocken, gehen auf einen an-
dern Zweig des Gewerbfleißes über, oder bewegen sich ohne Er-
schütterungen dahin, wo sie günstigere Bedingungen und gewinn-
reichere Arbeit finden. Rohe Erzeugnisse müssen nicht nothwen-
dig da, wo sie gewonnen werden, verarbeitet werden, wie Fourier
will, sondern wo ihre Verarbeitung die günstigsten Bedingungen
findet. Aber sollen wir Gegenseitigkeit üben und uns nicht gegen
einen Staat versperren, der sich noch uns versperrt? Als wenn
es nicht besser wäre, zwischen Berlin und Potsdam wenigstens
den halben Weg von Berlin aus fahrbarer zu machen, wenn die
Potsdamer die andere Hälfte durchaus nicht in Stand setzen
wollen! Jndem aber, wie wir sagten, auf den freien Welthan-
del des Erdballs auch die staatliche Freiheit desselben, das Ver-
schwinden der Eifersucht, der Zwietracht und des bewaffneten Frie-
dens, der großen stehenden Heere und Kriegsflotten sehr bald fol-
gen würde: so würden die hunderte von Millionen Thalern, welche
jetzt alle Völker ganz unfruchtbar in Kriegsrüstungen anlegen,
blos um sich bis an die Zähne zu bewaffnen, den Künsten des
aufrichtigen Friedens zugeführt werden; und diese einzige Umge-
staltung würde schon die gesellschaftliche Frage lösen, und die durch
jene Eisenmänner hervorgebrachte Stockung des Umlaufs heben.

unter allen Producenten vollbringt, die Bilanz von Geſellſchaft zu
Geſellſchaft beſteht. Laſſe man den Einzelnen, der ſich nicht den
Handelsgeſellſchaften angeſchloſſen hat, auch ganz freie Aus- und
Einfuhr, die Unternehmungen der Handelsgeſellſchaften und Bun-
desräthe (die Preußiſche Seehandlung iſt vielleicht im Begriffe,
in dieſer Weiſe aufzutreten) werden die nöthigen Ausgleichungen
von Volk zu Volk ſchon machen, an die Stelle von Ausfuhr-Be-
lohnungen und Eingangs-Verboten freie Handelsgeſchäfte im Ein-
und Verkauf machen, und ſo die Handelsbilanz wiederher-
ſtellen; ja dieſe Ausgleichung wird ſich ſchon dadurch machen,
daß es ſich überhaupt von ſelbſt verbietet, zwiſchen Kauf und
Verkauf ein Mißverhältniß eintreten zu laſſen. Wenn aber Alles
eingeführt werden kann, fremde Erzeugniſſe der Natur ſowohl als
des Gewerbfleißes, ſo vernichtet man, wird geſagt, den inländiſchen
Gewerbfleiß. Aber Arbeitszweige müſſen nur da getrieben wer-
den, wo ihre Bedingungen am günſtigſten ſind. Und die Arbeits-
kräfte, die ſich quälten, um der widerſpenſtigen Natur einen Ge-
winn auf ungeeignetem Boden zu entlocken, gehen auf einen an-
dern Zweig des Gewerbfleißes über, oder bewegen ſich ohne Er-
ſchütterungen dahin, wo ſie günſtigere Bedingungen und gewinn-
reichere Arbeit finden. Rohe Erzeugniſſe müſſen nicht nothwen-
dig da, wo ſie gewonnen werden, verarbeitet werden, wie Fourier
will, ſondern wo ihre Verarbeitung die günſtigſten Bedingungen
findet. Aber ſollen wir Gegenſeitigkeit üben und uns nicht gegen
einen Staat verſperren, der ſich noch uns verſperrt? Als wenn
es nicht beſſer wäre, zwiſchen Berlin und Potsdam wenigſtens
den halben Weg von Berlin aus fahrbarer zu machen, wenn die
Potsdamer die andere Hälfte durchaus nicht in Stand ſetzen
wollen! Jndem aber, wie wir ſagten, auf den freien Welthan-
del des Erdballs auch die ſtaatliche Freiheit deſſelben, das Ver-
ſchwinden der Eiferſucht, der Zwietracht und des bewaffneten Frie-
dens, der großen ſtehenden Heere und Kriegsflotten ſehr bald fol-
gen würde: ſo würden die hunderte von Millionen Thalern, welche
jetzt alle Völker ganz unfruchtbar in Kriegsrüſtungen anlegen,
blos um ſich bis an die Zähne zu bewaffnen, den Künſten des
aufrichtigen Friedens zugeführt werden; und dieſe einzige Umge-
ſtaltung würde ſchon die geſellſchaftliche Frage löſen, und die durch
jene Eiſenmänner hervorgebrachte Stockung des Umlaufs heben.

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[107/0117] unter allen Producenten vollbringt, die Bilanz von Geſellſchaft zu Geſellſchaft beſteht. Laſſe man den Einzelnen, der ſich nicht den Handelsgeſellſchaften angeſchloſſen hat, auch ganz freie Aus- und Einfuhr, die Unternehmungen der Handelsgeſellſchaften und Bun- desräthe (die Preußiſche Seehandlung iſt vielleicht im Begriffe, in dieſer Weiſe aufzutreten) werden die nöthigen Ausgleichungen von Volk zu Volk ſchon machen, an die Stelle von Ausfuhr-Be- lohnungen und Eingangs-Verboten freie Handelsgeſchäfte im Ein- und Verkauf machen, und ſo die Handelsbilanz wiederher- ſtellen; ja dieſe Ausgleichung wird ſich ſchon dadurch machen, daß es ſich überhaupt von ſelbſt verbietet, zwiſchen Kauf und Verkauf ein Mißverhältniß eintreten zu laſſen. Wenn aber Alles eingeführt werden kann, fremde Erzeugniſſe der Natur ſowohl als des Gewerbfleißes, ſo vernichtet man, wird geſagt, den inländiſchen Gewerbfleiß. Aber Arbeitszweige müſſen nur da getrieben wer- den, wo ihre Bedingungen am günſtigſten ſind. Und die Arbeits- kräfte, die ſich quälten, um der widerſpenſtigen Natur einen Ge- winn auf ungeeignetem Boden zu entlocken, gehen auf einen an- dern Zweig des Gewerbfleißes über, oder bewegen ſich ohne Er- ſchütterungen dahin, wo ſie günſtigere Bedingungen und gewinn- reichere Arbeit finden. Rohe Erzeugniſſe müſſen nicht nothwen- dig da, wo ſie gewonnen werden, verarbeitet werden, wie Fourier will, ſondern wo ihre Verarbeitung die günſtigſten Bedingungen findet. Aber ſollen wir Gegenſeitigkeit üben und uns nicht gegen einen Staat verſperren, der ſich noch uns verſperrt? Als wenn es nicht beſſer wäre, zwiſchen Berlin und Potsdam wenigſtens den halben Weg von Berlin aus fahrbarer zu machen, wenn die Potsdamer die andere Hälfte durchaus nicht in Stand ſetzen wollen! Jndem aber, wie wir ſagten, auf den freien Welthan- del des Erdballs auch die ſtaatliche Freiheit deſſelben, das Ver- ſchwinden der Eiferſucht, der Zwietracht und des bewaffneten Frie- dens, der großen ſtehenden Heere und Kriegsflotten ſehr bald fol- gen würde: ſo würden die hunderte von Millionen Thalern, welche jetzt alle Völker ganz unfruchtbar in Kriegsrüſtungen anlegen, blos um ſich bis an die Zähne zu bewaffnen, den Künſten des aufrichtigen Friedens zugeführt werden; und dieſe einzige Umge- ſtaltung würde ſchon die geſellſchaftliche Frage löſen, und die durch jene Eiſenmänner hervorgebrachte Stockung des Umlaufs heben.

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Zitationshilfe: Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelet_loesung_1849/117>, abgerufen am 22.11.2024.