Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849.I. Einleitung. Die Hoffnung, die ich sechs Wochen nach der März-Umwäl- Wenn uns die letzten Juni-Tage in Paris einen grausigen *) Jn der Einleitung meiner Schrift: "Zur Verfassungsfrage." 1
I. Einleitung. Die Hoffnung, die ich ſechs Wochen nach der März-Umwäl- Wenn uns die letzten Juni-Tage in Paris einen grauſigen *) Jn der Einleitung meiner Schrift: „Zur Verfaſſungsfrage.‟ 1
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I.
Einleitung.
Die Hoffnung, die ich ſechs Wochen nach der März-Umwäl-
zung ausſprach *), daß in brüderlicher Eintracht ganz Deutſchland
und ſeine einzelnen Bundesſtaaten ſich auf friedlichem Wege zu
einem mächtigen gegliederten Ganzen geſtalten und demnächſt durch
Löſung der geſellſchaftlichen Frage auch die Wohlfahrt der Fami-
lien allſeitig herſtellen würden, hat ſich bis jetzt nicht verwirklicht.
Durch den Anſtoß unſerer weſtlichen Nachbarn, wo eine mißver-
ſtandene Menſchenfreundlichkeit in der Errichtung der Staatswerk-
ſtätten Hoffnungen bei den Arbeitern erregte, welche bitter ge-
täuſcht werden mußten, hat die Rückſchritts-Partei allmählig auch
bei uns das verlorene Land wieder gewonnen. Wenn ich nun
den Faden der Erzählung unſerer inneren Zuſtände da wieder
aufnehme, wo ich ihn am angeführten Orte fallen ließ, ſo fragt
ſich: Wie haben die Zuſtände Europa’s auf uns zurückgewirkt?
denn hier hängt Alles auf’s Jnnigſte zuſammen.
Wenn uns die letzten Juni-Tage in Paris einen grauſigen
viertägigen Kampf der Beſitzenden und Beſitzloſen gegen einander
darbieten, in Frankfurth, Peſth, Wien und Rom der Mord in Ge-
ſtalt der Volks-Gerichtsbarkeit uns entgegengrinzt, ſo empört ſich
auf der andern Seite unſer Rechtsgefühl nicht minder über künſt-
lich hervorgerufene Belagerungszuſtände, über den feineren Mord,
der unter der Form des Rechts ebenſo allem Rechte Hohn ſpricht,
*) Jn der Einleitung meiner Schrift: „Zur Verfaſſungsfrage.‟
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