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Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849.

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größte Bedrückung des Arbeiters durch den Capitalisten, weil der
Arbeiter hier die wenigste Selbstständigkeit besitzt. Hier ist vor-
nehmlich von den Gemeinderäthen, den Kreisräthen u. s. w. da-
für zu sorgen, daß aus vereinten Kräften Capitalien angeschafft,
Fabrikanlagen auf Actien gegründet und mit Satzungen versehen
werden, um den Fabrikarbeitern für ihre Thätigkeit Mittelpunkte
der Vereinigung zu gewinnen, wo sie für genügenden Lohn ar-
beiten können. Hier ist es denn auch besonders an der Zeit,
nachdem der Versuch bereits gemacht worden, die überflüssigen
Kräfte durch alle Staaten des Bundes zu vertheilen, die dennoch
übrig gebliebenen und durch die höchste Blüthe des Gewerbfleißes
der Städte ins tiefste Elend versunkenen Arbeiter, welche mit dem
erhöhten Kunstfleiß Schritt zu halten nicht im Stande sind, zur
ursprünglichen Beschäftigung, wo die Theilung der Arbeit am
wenigsten vorhanden ist, zum Ackerbau zurückzuführen, in-
dem die noch unbebauten Strecken des Staats ihnen zum Anbau
übergeben, große Staatsgüter getheilt und ihnen in Pacht gege-
ben werden, so daß sie aus Proletariern sich zu Eigenthümern
erheben. Der in die Städte aus dem Lande sich ergießende Men-
schenstrom, welcher daselbst leichtern Erwerb und höhern Genuß
zu finden hoffte, muß, durch Ueberfüllung angestaut, stets befruch-
tend auf das Land zurückgeleitet werden, das sich seine Bebauer
sonst entzogen sähe.

Eine ganz eigenthümliche Theilung der Arbeit zeigt sich end-
lich im Handelsstande, der für sich keine andere Arbeit hat,
als den Tausch aller Waaren zu befördern, und einem Jeden
dazu zu verhelfen, seine Arbeit zu verwerthen. So ist in dieser
Arbeit die Form des Umlaufs von allem Jnhalt abgezweigt und
doch auch wiederum innig mit einem jeden verwoben, weil der
Handel mit allen Arbeitszweigen in Gesellschaftsverhältnissen steht.
Die Theilung der Arbeit ist hier so weit gegangen, zwischen Ver-
käufer, Einkäufer und Kaufmann oft noch den Makler als eine
Zwischenperson einzuschieben. Der Handelsstand ist aber der in-
nerste Mittelpunkt der ganzen Gesellschaft, weil sich in ihm der
Umlauf, den wir als die Lösung der Frage aufstellten, gewisser-
maßen verkörpert. Gegliedert ist dieser Umlauf jedoch keinesweges
in der bisherigen Volkswirthschaft, indem der ganze Gewinn des

größte Bedrückung des Arbeiters durch den Capitaliſten, weil der
Arbeiter hier die wenigſte Selbſtſtändigkeit beſitzt. Hier iſt vor-
nehmlich von den Gemeinderäthen, den Kreisräthen u. ſ. w. da-
für zu ſorgen, daß aus vereinten Kräften Capitalien angeſchafft,
Fabrikanlagen auf Actien gegründet und mit Satzungen verſehen
werden, um den Fabrikarbeitern für ihre Thätigkeit Mittelpunkte
der Vereinigung zu gewinnen, wo ſie für genügenden Lohn ar-
beiten können. Hier iſt es denn auch beſonders an der Zeit,
nachdem der Verſuch bereits gemacht worden, die überflüſſigen
Kräfte durch alle Staaten des Bundes zu vertheilen, die dennoch
übrig gebliebenen und durch die höchſte Blüthe des Gewerbfleißes
der Städte ins tiefſte Elend verſunkenen Arbeiter, welche mit dem
erhöhten Kunſtfleiß Schritt zu halten nicht im Stande ſind, zur
urſprünglichen Beſchäftigung, wo die Theilung der Arbeit am
wenigſten vorhanden iſt, zum Ackerbau zurückzuführen, in-
dem die noch unbebauten Strecken des Staats ihnen zum Anbau
übergeben, große Staatsgüter getheilt und ihnen in Pacht gege-
ben werden, ſo daß ſie aus Proletariern ſich zu Eigenthümern
erheben. Der in die Städte aus dem Lande ſich ergießende Men-
ſchenſtrom, welcher daſelbſt leichtern Erwerb und höhern Genuß
zu finden hoffte, muß, durch Ueberfüllung angeſtaut, ſtets befruch-
tend auf das Land zurückgeleitet werden, das ſich ſeine Bebauer
ſonſt entzogen ſähe.

Eine ganz eigenthümliche Theilung der Arbeit zeigt ſich end-
lich im Handelsſtande, der für ſich keine andere Arbeit hat,
als den Tauſch aller Waaren zu befördern, und einem Jeden
dazu zu verhelfen, ſeine Arbeit zu verwerthen. So iſt in dieſer
Arbeit die Form des Umlaufs von allem Jnhalt abgezweigt und
doch auch wiederum innig mit einem jeden verwoben, weil der
Handel mit allen Arbeitszweigen in Geſellſchaftsverhältniſſen ſteht.
Die Theilung der Arbeit iſt hier ſo weit gegangen, zwiſchen Ver-
käufer, Einkäufer und Kaufmann oft noch den Makler als eine
Zwiſchenperſon einzuſchieben. Der Handelsſtand iſt aber der in-
nerſte Mittelpunkt der ganzen Geſellſchaft, weil ſich in ihm der
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[94/0104] größte Bedrückung des Arbeiters durch den Capitaliſten, weil der Arbeiter hier die wenigſte Selbſtſtändigkeit beſitzt. Hier iſt vor- nehmlich von den Gemeinderäthen, den Kreisräthen u. ſ. w. da- für zu ſorgen, daß aus vereinten Kräften Capitalien angeſchafft, Fabrikanlagen auf Actien gegründet und mit Satzungen verſehen werden, um den Fabrikarbeitern für ihre Thätigkeit Mittelpunkte der Vereinigung zu gewinnen, wo ſie für genügenden Lohn ar- beiten können. Hier iſt es denn auch beſonders an der Zeit, nachdem der Verſuch bereits gemacht worden, die überflüſſigen Kräfte durch alle Staaten des Bundes zu vertheilen, die dennoch übrig gebliebenen und durch die höchſte Blüthe des Gewerbfleißes der Städte ins tiefſte Elend verſunkenen Arbeiter, welche mit dem erhöhten Kunſtfleiß Schritt zu halten nicht im Stande ſind, zur urſprünglichen Beſchäftigung, wo die Theilung der Arbeit am wenigſten vorhanden iſt, zum Ackerbau zurückzuführen, in- dem die noch unbebauten Strecken des Staats ihnen zum Anbau übergeben, große Staatsgüter getheilt und ihnen in Pacht gege- ben werden, ſo daß ſie aus Proletariern ſich zu Eigenthümern erheben. Der in die Städte aus dem Lande ſich ergießende Men- ſchenſtrom, welcher daſelbſt leichtern Erwerb und höhern Genuß zu finden hoffte, muß, durch Ueberfüllung angeſtaut, ſtets befruch- tend auf das Land zurückgeleitet werden, das ſich ſeine Bebauer ſonſt entzogen ſähe. Eine ganz eigenthümliche Theilung der Arbeit zeigt ſich end- lich im Handelsſtande, der für ſich keine andere Arbeit hat, als den Tauſch aller Waaren zu befördern, und einem Jeden dazu zu verhelfen, ſeine Arbeit zu verwerthen. So iſt in dieſer Arbeit die Form des Umlaufs von allem Jnhalt abgezweigt und doch auch wiederum innig mit einem jeden verwoben, weil der Handel mit allen Arbeitszweigen in Geſellſchaftsverhältniſſen ſteht. Die Theilung der Arbeit iſt hier ſo weit gegangen, zwiſchen Ver- käufer, Einkäufer und Kaufmann oft noch den Makler als eine Zwiſchenperſon einzuſchieben. Der Handelsſtand iſt aber der in- nerſte Mittelpunkt der ganzen Geſellſchaft, weil ſich in ihm der Umlauf, den wir als die Löſung der Frage aufſtellten, gewiſſer- maßen verkörpert. Gegliedert iſt dieſer Umlauf jedoch keinesweges in der bisherigen Volkswirthſchaft, indem der ganze Gewinn des

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Zitationshilfe: Michelet, Karl Ludwig: Die Lösung der gesellschaftlichen Frage. Frankfurt (Oder) u. a., 1849, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/michelet_loesung_1849/104>, abgerufen am 25.11.2024.