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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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scheint und der Stand der Saaten eine ergiebige Ernte verheißt.

Tobias war in guter, ja heiterer Stimmung. Das allgemeine Vergnügen der Natur und der Menschen wirkte magisch auf ihn, und eine Hoffnung belebte sein Herz, die zur förmlichen Zuversicht wurde. Des Abends ging Alles nach Wunsch. Man aß früher als gewöhnlich, und Kasper eilte sogleich hinweg. Als die Walpurg mit dem Geschirr in die Küche gegangen war, sah der Alte den Erstgeborenen mit einem eigenen Lächeln an und sagte: Nun, gehst du nicht auch ins Wirthshaus? -- Tobias, die Frage verstehend, zeigte sich der Situation gerecht und erwiderte mit einem täuschend schlauen Ausdruck: Vorderhand nicht; ich hab' erst noch ein Geschäft abzumachen. Der Vater, der nichts Anderes denken konnte, als daß er sich bei dem Weber das Jawort holen wollte, meinte mit freundlichem Gesicht: So so! Nach einer Pause setzte er hinzu: Nun, ich wünsch' viel Glück, und verließ behaglich das Haus. Die Walpurg folgte ihm, nachdem sie noch den Kühen etwas aufgesteckt hatte, wenige Minuten später -- und Tobias war allein.

In der Einsamkeit überkam ihn ein wundersames Gefühl. Es begann in ihm zu beben, erst leise, dann stärker; aber dieses Beben hatte etwas Süßes, das Bangen vor dem Unternehmen war gepaart mit der Lust der Heimlichkeit und mit dem Reiz der lieblichen Erwartung. Er hätte ordentlich noch länger so dasitzen

scheint und der Stand der Saaten eine ergiebige Ernte verheißt.

Tobias war in guter, ja heiterer Stimmung. Das allgemeine Vergnügen der Natur und der Menschen wirkte magisch auf ihn, und eine Hoffnung belebte sein Herz, die zur förmlichen Zuversicht wurde. Des Abends ging Alles nach Wunsch. Man aß früher als gewöhnlich, und Kasper eilte sogleich hinweg. Als die Walpurg mit dem Geschirr in die Küche gegangen war, sah der Alte den Erstgeborenen mit einem eigenen Lächeln an und sagte: Nun, gehst du nicht auch ins Wirthshaus? — Tobias, die Frage verstehend, zeigte sich der Situation gerecht und erwiderte mit einem täuschend schlauen Ausdruck: Vorderhand nicht; ich hab' erst noch ein Geschäft abzumachen. Der Vater, der nichts Anderes denken konnte, als daß er sich bei dem Weber das Jawort holen wollte, meinte mit freundlichem Gesicht: So so! Nach einer Pause setzte er hinzu: Nun, ich wünsch' viel Glück, und verließ behaglich das Haus. Die Walpurg folgte ihm, nachdem sie noch den Kühen etwas aufgesteckt hatte, wenige Minuten später — und Tobias war allein.

In der Einsamkeit überkam ihn ein wundersames Gefühl. Es begann in ihm zu beben, erst leise, dann stärker; aber dieses Beben hatte etwas Süßes, das Bangen vor dem Unternehmen war gepaart mit der Lust der Heimlichkeit und mit dem Reiz der lieblichen Erwartung. Er hätte ordentlich noch länger so dasitzen

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[0049] scheint und der Stand der Saaten eine ergiebige Ernte verheißt. Tobias war in guter, ja heiterer Stimmung. Das allgemeine Vergnügen der Natur und der Menschen wirkte magisch auf ihn, und eine Hoffnung belebte sein Herz, die zur förmlichen Zuversicht wurde. Des Abends ging Alles nach Wunsch. Man aß früher als gewöhnlich, und Kasper eilte sogleich hinweg. Als die Walpurg mit dem Geschirr in die Küche gegangen war, sah der Alte den Erstgeborenen mit einem eigenen Lächeln an und sagte: Nun, gehst du nicht auch ins Wirthshaus? — Tobias, die Frage verstehend, zeigte sich der Situation gerecht und erwiderte mit einem täuschend schlauen Ausdruck: Vorderhand nicht; ich hab' erst noch ein Geschäft abzumachen. Der Vater, der nichts Anderes denken konnte, als daß er sich bei dem Weber das Jawort holen wollte, meinte mit freundlichem Gesicht: So so! Nach einer Pause setzte er hinzu: Nun, ich wünsch' viel Glück, und verließ behaglich das Haus. Die Walpurg folgte ihm, nachdem sie noch den Kühen etwas aufgesteckt hatte, wenige Minuten später — und Tobias war allein. In der Einsamkeit überkam ihn ein wundersames Gefühl. Es begann in ihm zu beben, erst leise, dann stärker; aber dieses Beben hatte etwas Süßes, das Bangen vor dem Unternehmen war gepaart mit der Lust der Heimlichkeit und mit dem Reiz der lieblichen Erwartung. Er hätte ordentlich noch länger so dasitzen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:49:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/49>, abgerufen am 24.11.2024.