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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Er überlegte, an welchem Tag, zu welcher Tageszeit er sie sprechen könne, ohne daß es Jemand sah und sie störte, und kam endlich mit sich überein, sie für den nächsten Sonntag Abends zu sich in seinen Garten einzuladen. Sonntag Abends war der Alte regelmäßig im Wirthshaus, der Kasper trieb sich mit seinen Kameraden herum, und die Walpurg benützte sehr häufig die Gelegenheit, mit einer Bäuerin, die einige hundert Schritte weiter ihren Hof hatte, auf der Hausbank zu schwätzen. Der Garten ging, wie die meisten dörflichen, aufs Feld hinaus, hatte eine Hecke und neben alten Obstbäumen eine zu dichtem Buschwerk verwilderte Laube, hinter der man sich wohl verbergen konnte, falls auch Eines auf dem Feldweg vorbeiging, das über die Hecke sah. Gegen die Gasse schützte das eigne Haus und der Stadel des Nachbars, nebst einer kurzen, aber hohen Mauer, die beide verband. Es war freilich hier nicht vollkommen sicher, möglicherweise konnte man sie doch sehen -- aber das mußte eben riskirt werden! -- Den Eingang konnte die Bäbe vom Feld aus durch ein zerrissenes Eck der Hecke nehmen, das man glücklicherweise noch nicht ausgebessert hatte; und sie mußte eben so gescheidt sein und nur hineingehen, wenn Niemand um den Weg war!

Als er sich das Alles ausgedacht hatte und lebhaft vorstellte, wie's gut ging, war er ordentlich erheitert. Er wollte sich um Nichts kümmern, bis er mit der Bäbe gesprochen hatte; denn am Ende -- wurde es anders

Er überlegte, an welchem Tag, zu welcher Tageszeit er sie sprechen könne, ohne daß es Jemand sah und sie störte, und kam endlich mit sich überein, sie für den nächsten Sonntag Abends zu sich in seinen Garten einzuladen. Sonntag Abends war der Alte regelmäßig im Wirthshaus, der Kasper trieb sich mit seinen Kameraden herum, und die Walpurg benützte sehr häufig die Gelegenheit, mit einer Bäuerin, die einige hundert Schritte weiter ihren Hof hatte, auf der Hausbank zu schwätzen. Der Garten ging, wie die meisten dörflichen, aufs Feld hinaus, hatte eine Hecke und neben alten Obstbäumen eine zu dichtem Buschwerk verwilderte Laube, hinter der man sich wohl verbergen konnte, falls auch Eines auf dem Feldweg vorbeiging, das über die Hecke sah. Gegen die Gasse schützte das eigne Haus und der Stadel des Nachbars, nebst einer kurzen, aber hohen Mauer, die beide verband. Es war freilich hier nicht vollkommen sicher, möglicherweise konnte man sie doch sehen — aber das mußte eben riskirt werden! — Den Eingang konnte die Bäbe vom Feld aus durch ein zerrissenes Eck der Hecke nehmen, das man glücklicherweise noch nicht ausgebessert hatte; und sie mußte eben so gescheidt sein und nur hineingehen, wenn Niemand um den Weg war!

Als er sich das Alles ausgedacht hatte und lebhaft vorstellte, wie's gut ging, war er ordentlich erheitert. Er wollte sich um Nichts kümmern, bis er mit der Bäbe gesprochen hatte; denn am Ende — wurde es anders

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[0046] Er überlegte, an welchem Tag, zu welcher Tageszeit er sie sprechen könne, ohne daß es Jemand sah und sie störte, und kam endlich mit sich überein, sie für den nächsten Sonntag Abends zu sich in seinen Garten einzuladen. Sonntag Abends war der Alte regelmäßig im Wirthshaus, der Kasper trieb sich mit seinen Kameraden herum, und die Walpurg benützte sehr häufig die Gelegenheit, mit einer Bäuerin, die einige hundert Schritte weiter ihren Hof hatte, auf der Hausbank zu schwätzen. Der Garten ging, wie die meisten dörflichen, aufs Feld hinaus, hatte eine Hecke und neben alten Obstbäumen eine zu dichtem Buschwerk verwilderte Laube, hinter der man sich wohl verbergen konnte, falls auch Eines auf dem Feldweg vorbeiging, das über die Hecke sah. Gegen die Gasse schützte das eigne Haus und der Stadel des Nachbars, nebst einer kurzen, aber hohen Mauer, die beide verband. Es war freilich hier nicht vollkommen sicher, möglicherweise konnte man sie doch sehen — aber das mußte eben riskirt werden! — Den Eingang konnte die Bäbe vom Feld aus durch ein zerrissenes Eck der Hecke nehmen, das man glücklicherweise noch nicht ausgebessert hatte; und sie mußte eben so gescheidt sein und nur hineingehen, wenn Niemand um den Weg war! Als er sich das Alles ausgedacht hatte und lebhaft vorstellte, wie's gut ging, war er ordentlich erheitert. Er wollte sich um Nichts kümmern, bis er mit der Bäbe gesprochen hatte; denn am Ende — wurde es anders

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:49:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/46>, abgerufen am 24.11.2024.