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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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erwiderte groß: Darnach frag' ich gar nicht. -- So! meinte der Alte mit ironischer Bewunderung. Aber auf die Art bringt ihr nicht viel über tausend Gulden zusammen, und du bist das nothige Leben nicht gewohnt. -- Noth werden wir nicht leiden, warf Tobias bestimmt ein. -- Wo wollt ihr denn aber hin? fragte der Alte. Im Dorfe ist nichts frei. Und als Dritter könntest du von der bloßen Schneiderei ohne ein ordentliches Anwesen hier gar nicht leben. -- Im Dorfe will ich auch nicht bleiben, versetzte der Sohn. -- Wo denn? fuhr der Alte fort. Weißt du etwas in der Nachbarschaft? Oder, setzte er etwas spöttisch hinzu, im Kesselthal?

Tobias zeigte ein Gesicht, wie Einer, der seiner Sache gewiß ist, und erwiderte: Vater, ich mein', wir haben heut genug mit einander ausgemacht. Lassen wir's dabei bewendet sein, morgen ist auch noch ein Tag. Ich weiß, wo ich hingehör' und wo ich mein Glück machen muß -- und wenn ich das sag', dann ist's genug. -- Der Alte schaute ihn an und schüttelte den Kopf. Darf's der Vater nicht wissen? -- Jetzt noch nicht, versetzte der Bursche, und da er im Gesicht des Alten tiefen Unglauben erkannte, stand er auf und sagte: Vater, vertrau mir! Ich hab' dir heut gezeigt, daß ich etwas kann, was du mir vorher nicht zugetraut hättest (Unverschämter Mensch! dachte der Alte) -- und jetzt soll's immer so fortgehen (Gute Aussichten!). Vom heutigen Tage hebt für mich ein neues Leben an. Ich werde glücklich, ich werde, und das in nicht gar zu langer Zeit,

erwiderte groß: Darnach frag' ich gar nicht. — So! meinte der Alte mit ironischer Bewunderung. Aber auf die Art bringt ihr nicht viel über tausend Gulden zusammen, und du bist das nothige Leben nicht gewohnt. — Noth werden wir nicht leiden, warf Tobias bestimmt ein. — Wo wollt ihr denn aber hin? fragte der Alte. Im Dorfe ist nichts frei. Und als Dritter könntest du von der bloßen Schneiderei ohne ein ordentliches Anwesen hier gar nicht leben. — Im Dorfe will ich auch nicht bleiben, versetzte der Sohn. — Wo denn? fuhr der Alte fort. Weißt du etwas in der Nachbarschaft? Oder, setzte er etwas spöttisch hinzu, im Kesselthal?

Tobias zeigte ein Gesicht, wie Einer, der seiner Sache gewiß ist, und erwiderte: Vater, ich mein', wir haben heut genug mit einander ausgemacht. Lassen wir's dabei bewendet sein, morgen ist auch noch ein Tag. Ich weiß, wo ich hingehör' und wo ich mein Glück machen muß — und wenn ich das sag', dann ist's genug. — Der Alte schaute ihn an und schüttelte den Kopf. Darf's der Vater nicht wissen? — Jetzt noch nicht, versetzte der Bursche, und da er im Gesicht des Alten tiefen Unglauben erkannte, stand er auf und sagte: Vater, vertrau mir! Ich hab' dir heut gezeigt, daß ich etwas kann, was du mir vorher nicht zugetraut hättest (Unverschämter Mensch! dachte der Alte) — und jetzt soll's immer so fortgehen (Gute Aussichten!). Vom heutigen Tage hebt für mich ein neues Leben an. Ich werde glücklich, ich werde, und das in nicht gar zu langer Zeit,

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[0185] erwiderte groß: Darnach frag' ich gar nicht. — So! meinte der Alte mit ironischer Bewunderung. Aber auf die Art bringt ihr nicht viel über tausend Gulden zusammen, und du bist das nothige Leben nicht gewohnt. — Noth werden wir nicht leiden, warf Tobias bestimmt ein. — Wo wollt ihr denn aber hin? fragte der Alte. Im Dorfe ist nichts frei. Und als Dritter könntest du von der bloßen Schneiderei ohne ein ordentliches Anwesen hier gar nicht leben. — Im Dorfe will ich auch nicht bleiben, versetzte der Sohn. — Wo denn? fuhr der Alte fort. Weißt du etwas in der Nachbarschaft? Oder, setzte er etwas spöttisch hinzu, im Kesselthal? Tobias zeigte ein Gesicht, wie Einer, der seiner Sache gewiß ist, und erwiderte: Vater, ich mein', wir haben heut genug mit einander ausgemacht. Lassen wir's dabei bewendet sein, morgen ist auch noch ein Tag. Ich weiß, wo ich hingehör' und wo ich mein Glück machen muß — und wenn ich das sag', dann ist's genug. — Der Alte schaute ihn an und schüttelte den Kopf. Darf's der Vater nicht wissen? — Jetzt noch nicht, versetzte der Bursche, und da er im Gesicht des Alten tiefen Unglauben erkannte, stand er auf und sagte: Vater, vertrau mir! Ich hab' dir heut gezeigt, daß ich etwas kann, was du mir vorher nicht zugetraut hättest (Unverschämter Mensch! dachte der Alte) — und jetzt soll's immer so fortgehen (Gute Aussichten!). Vom heutigen Tage hebt für mich ein neues Leben an. Ich werde glücklich, ich werde, und das in nicht gar zu langer Zeit,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:49:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/185>, abgerufen am 24.11.2024.