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Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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erschrak sie dermaßen, daß sie beinahe nicht mehr gehen konnte. Nun, rief sie einer Alten zu, was ist's denn? -- Jetzt ist's wieder ruhig, sagte diese, aber, fügte sie mit einem Schauerton hinzu, da ist's arg hergegangen! Weiß Gott, was du sehen wirst da drinnen! -- Die Walpurg bebte am ganzen Leibe; aber Pflichtgefühl und Neugier siegten über ihre Furcht, und sie ging ins Haus.

Wie sie den Tobias dastehen sah, athmete sie auf: es war wenigstens nicht zum Todtschlag gekommen! Aber sie sah die Zerstörung in der Stube, sie sah Milch und Blut auf dem Boden, sah das Pflaster an der Hand des Tobias -- das Verbrechen des Alten war klar! Und nun mochte es gehen, wie es wollte -- sie mußte reden und dem Alten sagen, was er für ein Mensch sei. Indem sie die tiefste Mißbilligung auf ihrem Gesicht ausdrückte, rief sie: Ist jetzt das auch recht, sein eigenes Kind so zu behandeln -- einen Menschen in dem Alter so zu schlagen, daß das Blut in der Stube herumläuft? Das ist gottvergessen! Und wenn Ihr mich gleich aus dem Haus jagt, so muß ich Euch sagen -- -- Das Angesicht des Tobias hatte sich bei diesen Worten erheitert, und der Alte fiel mit humoristischem Unmuth ein: Sei ruhig mit deinem dummen Geschwätz! Ich bin froh, daß er mich nicht todtgeschlagen hat, der Blitzkerl! -- Ja, ja, Bas', fügte Tobias lächelnd hinzu, dasmal ist's anders gegangen, als Ihr meint. Ich hab' den Spieß umgedreht! -- Ach, das ist nicht möglich! rief sie. --

erschrak sie dermaßen, daß sie beinahe nicht mehr gehen konnte. Nun, rief sie einer Alten zu, was ist's denn? — Jetzt ist's wieder ruhig, sagte diese, aber, fügte sie mit einem Schauerton hinzu, da ist's arg hergegangen! Weiß Gott, was du sehen wirst da drinnen! — Die Walpurg bebte am ganzen Leibe; aber Pflichtgefühl und Neugier siegten über ihre Furcht, und sie ging ins Haus.

Wie sie den Tobias dastehen sah, athmete sie auf: es war wenigstens nicht zum Todtschlag gekommen! Aber sie sah die Zerstörung in der Stube, sie sah Milch und Blut auf dem Boden, sah das Pflaster an der Hand des Tobias — das Verbrechen des Alten war klar! Und nun mochte es gehen, wie es wollte — sie mußte reden und dem Alten sagen, was er für ein Mensch sei. Indem sie die tiefste Mißbilligung auf ihrem Gesicht ausdrückte, rief sie: Ist jetzt das auch recht, sein eigenes Kind so zu behandeln — einen Menschen in dem Alter so zu schlagen, daß das Blut in der Stube herumläuft? Das ist gottvergessen! Und wenn Ihr mich gleich aus dem Haus jagt, so muß ich Euch sagen — — Das Angesicht des Tobias hatte sich bei diesen Worten erheitert, und der Alte fiel mit humoristischem Unmuth ein: Sei ruhig mit deinem dummen Geschwätz! Ich bin froh, daß er mich nicht todtgeschlagen hat, der Blitzkerl! — Ja, ja, Bas', fügte Tobias lächelnd hinzu, dasmal ist's anders gegangen, als Ihr meint. Ich hab' den Spieß umgedreht! — Ach, das ist nicht möglich! rief sie. —

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[0180] erschrak sie dermaßen, daß sie beinahe nicht mehr gehen konnte. Nun, rief sie einer Alten zu, was ist's denn? — Jetzt ist's wieder ruhig, sagte diese, aber, fügte sie mit einem Schauerton hinzu, da ist's arg hergegangen! Weiß Gott, was du sehen wirst da drinnen! — Die Walpurg bebte am ganzen Leibe; aber Pflichtgefühl und Neugier siegten über ihre Furcht, und sie ging ins Haus. Wie sie den Tobias dastehen sah, athmete sie auf: es war wenigstens nicht zum Todtschlag gekommen! Aber sie sah die Zerstörung in der Stube, sie sah Milch und Blut auf dem Boden, sah das Pflaster an der Hand des Tobias — das Verbrechen des Alten war klar! Und nun mochte es gehen, wie es wollte — sie mußte reden und dem Alten sagen, was er für ein Mensch sei. Indem sie die tiefste Mißbilligung auf ihrem Gesicht ausdrückte, rief sie: Ist jetzt das auch recht, sein eigenes Kind so zu behandeln — einen Menschen in dem Alter so zu schlagen, daß das Blut in der Stube herumläuft? Das ist gottvergessen! Und wenn Ihr mich gleich aus dem Haus jagt, so muß ich Euch sagen — — Das Angesicht des Tobias hatte sich bei diesen Worten erheitert, und der Alte fiel mit humoristischem Unmuth ein: Sei ruhig mit deinem dummen Geschwätz! Ich bin froh, daß er mich nicht todtgeschlagen hat, der Blitzkerl! — Ja, ja, Bas', fügte Tobias lächelnd hinzu, dasmal ist's anders gegangen, als Ihr meint. Ich hab' den Spieß umgedreht! — Ach, das ist nicht möglich! rief sie. —

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:49:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:49:07Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Meyr, Melchior: Der Sieg des Schwachen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 47–255. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyr_schwachen_1910/180>, abgerufen am 27.11.2024.