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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Teutschen Rhetorica.
hervor recke/ mache er bey den Zuhörern Auff-
mercksamkeit.

Item, wenn der Redener den Zeiger aus
einer Hand hervor recke/ doch etwas beuge/ vnd
gegen der Schulter halte/ diene solches ein
Ding zuschelten/ vnd anzuzeigen.

Item, wenn der Zeiger nach der Erden
gerichtet werde/ diene solches etwas besser zu-
bestreiten oder erstreiten.

Item, wenn man vier Finger ein wenig
zusammen halte/ vnd nicht ferne von dem
Munde oder Brust kehre/ darnach sittsam von
einander vnd herunder lasse/ stehe es gar Rede-
männisch. Jst schlecht zugleuben.

Item, es stehe wohl den Schmertzen deß
Gemüths vnd Zorn zubezeugen/ wenn der Re-
dener die drey vntersten Finger zuschlage/ den
Daumen darüber werffe/ vnd oben darauff
den Zeiger außstrecke.

Wer wil/ mag diese besagte weibische
Stücke glauben vnd sein Heyl versuchen: Das
ist gewiß/ daß die alten Redener den Daumen
vnd Mittelfinger zusammen gethan/ vnd die
andern außgestrecket haben.

Es stehet auch artlich/ wenn man den Zei-
ger vnd Mittelfinger zu dem Daumen helt/
vnd die andern zuschleust. Wer aber alle zu-

schleust/

Teutſchen Rhetorica.
hervor recke/ mache er bey den Zuhoͤrern Auff-
merckſamkeit.

Item, wenn der Redener den Zeiger aus
einer Hand hervor recke/ doch etwas beuge/ vnd
gegen der Schulter halte/ diene ſolches ein
Ding zuſchelten/ vnd anzuzeigen.

Item, wenn der Zeiger nach der Erden
gerichtet werde/ diene ſolches etwas beſſer zu-
beſtreiten oder erſtreiten.

Item, wenn man vier Finger ein wenig
zuſammen halte/ vnd nicht ferne von dem
Munde oder Bruſt kehre/ darnach ſittſam von
einander vnd herunder laſſe/ ſtehe es gar Rede-
maͤnniſch. Jſt ſchlecht zugleuben.

Item, es ſtehe wohl den Schmertzen deß
Gemuͤths vnd Zorn zubezeugen/ weñ der Re-
dener die drey vnterſten Finger zuſchlage/ den
Daumen daruͤber werffe/ vnd oben darauff
den Zeiger außſtrecke.

Wer wil/ mag dieſe beſagte weibiſche
Stuͤcke glauben vnd ſein Heyl verſuchen: Das
iſt gewiß/ daß die alten Redener den Daumen
vnd Mittelfinger zuſammen gethan/ vnd die
andern außgeſtrecket haben.

Es ſtehet auch artlich/ weñ man den Zei-
ger vnd Mittelfinger zu dem Daumen helt/
vnd die andern zuſchleuſt. Wer aber alle zu-

ſchleuſt/
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[51/0513] Teutſchen Rhetorica. hervor recke/ mache er bey den Zuhoͤrern Auff- merckſamkeit. Item, wenn der Redener den Zeiger aus einer Hand hervor recke/ doch etwas beuge/ vnd gegen der Schulter halte/ diene ſolches ein Ding zuſchelten/ vnd anzuzeigen. Item, wenn der Zeiger nach der Erden gerichtet werde/ diene ſolches etwas beſſer zu- beſtreiten oder erſtreiten. Item, wenn man vier Finger ein wenig zuſammen halte/ vnd nicht ferne von dem Munde oder Bruſt kehre/ darnach ſittſam von einander vnd herunder laſſe/ ſtehe es gar Rede- maͤnniſch. Jſt ſchlecht zugleuben. Item, es ſtehe wohl den Schmertzen deß Gemuͤths vnd Zorn zubezeugen/ weñ der Re- dener die drey vnterſten Finger zuſchlage/ den Daumen daruͤber werffe/ vnd oben darauff den Zeiger außſtrecke. Wer wil/ mag dieſe beſagte weibiſche Stuͤcke glauben vnd ſein Heyl verſuchen: Das iſt gewiß/ daß die alten Redener den Daumen vnd Mittelfinger zuſammen gethan/ vnd die andern außgeſtrecket haben. Es ſtehet auch artlich/ weñ man den Zei- ger vnd Mittelfinger zu dem Daumen helt/ vnd die andern zuſchleuſt. Wer aber alle zu- ſchleuſt/

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/513>, abgerufen am 07.05.2024.