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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Teutschen Rhetorica.
Wo ist der/ welcher dem HERRn ver-
trawet mit David/ vnd der Hoffnung
gegleubet mit Hiob? Wo ist der welcher
zu dem HErrn sprach: Du bist meine Zu-
versicht vnd Stärcke; vnd zu der Hoff-
nung sagte: Du lessest mich nimmermehr
zuschanden werden. Weil ich auff diese Rede
etwas schamroth werde/ tritt sie näher zu mir/
vnd schreyet: Wo ist die grosse Verheis-
sung/ so dir dein Vatter gelobet? Wo ist
der kräfftige Trost/ so dir dein Erleuchter
eingeben? Wo ist die gnedige Erlösung/
so dir dein Heiland geleistet? Was haben
dir die Threnen auff Erden/ was haben
dir die Gebete gefruchtet im Himmel?
Du hast geflehet/ niemand hat dir geant-
wortet: Du hast geweinet/ niemand hat
sich erbarmet: Du hast GOTt deinem
HErrn geseufftzet/ er hat geschwiegen:
Du hast jhn gebeten/ er hat deiner nicht
geachtet: Alle Menschen hastu vmb Ret-
tung angelanget/ keiner hat sich zu dir ge-
nahet. Schaw vnd siehe/ bistu auch von
der milden Belohnung deß HErrn berei-

chet
B b iij

Teutſchen Rhetorica.
Wo iſt der/ welcher dem HERRn ver-
trawet mit David/ vnd der Hoffnung
gegleubet mit Hiob? Wo iſt der welcher
zu dem HErꝛn ſprach: Du biſt meine Zu-
verſicht vnd Staͤrcke; vnd zu der Hoff-
nung ſagte: Du leſſeſt mich nimmermehr
zuſchanden werden. Weil ich auff dieſe Rede
etwas ſchamroth werde/ tritt ſie naͤher zu mir/
vnd ſchreyet: Wo iſt die groſſe Verheiſ-
ſung/ ſo dir dein Vatter gelobet? Wo iſt
der kraͤfftige Troſt/ ſo dir dein Erleuchter
eingeben? Wo iſt die gnedige Erloͤſung/
ſo dir dein Heiland geleiſtet? Was haben
dir die Threnen auff Erden/ was haben
dir die Gebete gefruchtet im Himmel?
Du haſt geflehet/ niemand hat dir geant-
wortet: Du haſt geweinet/ niemand hat
ſich erbarmet: Du haſt GOTt deinem
HErꝛn geſeufftzet/ er hat geſchwiegen:
Du haſt jhn gebeten/ er hat deiner nicht
geachtet: Alle Menſchen haſtu vmb Ret-
tung angelanget/ keiner hat ſich zu dir ge-
nahet. Schaw vnd ſiehe/ biſtu auch von
der milden Belohnung deß HErꝛn berei-

chet
B b iij
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[389/0409] Teutſchen Rhetorica. Wo iſt der/ welcher dem HERRn ver- trawet mit David/ vnd der Hoffnung gegleubet mit Hiob? Wo iſt der welcher zu dem HErꝛn ſprach: Du biſt meine Zu- verſicht vnd Staͤrcke; vnd zu der Hoff- nung ſagte: Du leſſeſt mich nimmermehr zuſchanden werden. Weil ich auff dieſe Rede etwas ſchamroth werde/ tritt ſie naͤher zu mir/ vnd ſchreyet: Wo iſt die groſſe Verheiſ- ſung/ ſo dir dein Vatter gelobet? Wo iſt der kraͤfftige Troſt/ ſo dir dein Erleuchter eingeben? Wo iſt die gnedige Erloͤſung/ ſo dir dein Heiland geleiſtet? Was haben dir die Threnen auff Erden/ was haben dir die Gebete gefruchtet im Himmel? Du haſt geflehet/ niemand hat dir geant- wortet: Du haſt geweinet/ niemand hat ſich erbarmet: Du haſt GOTt deinem HErꝛn geſeufftzet/ er hat geſchwiegen: Du haſt jhn gebeten/ er hat deiner nicht geachtet: Alle Menſchen haſtu vmb Ret- tung angelanget/ keiner hat ſich zu dir ge- nahet. Schaw vnd ſiehe/ biſtu auch von der milden Belohnung deß HErꝛn berei- chet B b iij

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/409>, abgerufen am 26.05.2024.