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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Der grossen und seligen
len zu können, was die Kraft des Blutes
und Geistes JEsu in der Seele dieser Per-
son gethan habe. Jhr Herze ward davon
so gerühret, ihre Bewegungen so lebendig
und empfindlich, daß sie mehr aus allen
ihren Handlungen eine tiefe, aber innere
und geheime Erfahrung zeigen könnte, als
daß sie in dem Stande sollte gewesen seyn,
mit Worten vollständig sich zu erklären,
was bey dieser Offenbarung des HErrn in
ihrer Seele vorgegangen wäre. Es wird
wohl nichts hinlänglicher und vermögender
seyn, einen Abriß von der Gnadenentde-
ckung zu geben, damit der HErr sie so
herrlich heimgesuchet, als wenn wir uns
den Zustand Sauli vorstellen, in welchem
er sich befande, da er auf dem Wege nahe
bey Damascon durch ein Licht vom Himmel
plötzlich umleuchtet, und zitternd und zagend
auf die Erde gleichsam zu denen Füssen
JEsu geworfen wurde. Der HErr JEsus
offenbarte sich also dieser Person in seinem
schmerzhaften Leiden, blutigen Wunden,
und seinem bittern Tode. Durch die Ver-
klärung des Heylandes in dieser Seele,
durch die Hervorbrechung der Sonne der
Gerechtigkeit, und Eindringung ihrer er-
leuchtenden Strahlen in ihr Jnnwendiges
verlohren sich die geistliche Finsternisse, die
sie bis hieher noch benebelt hatten, und das

Licht

Der groſſen und ſeligen
len zu koͤnnen, was die Kraft des Blutes
und Geiſtes JEſu in der Seele dieſer Per-
ſon gethan habe. Jhr Herze ward davon
ſo geruͤhret, ihre Bewegungen ſo lebendig
und empfindlich, daß ſie mehr aus allen
ihren Handlungen eine tiefe, aber innere
und geheime Erfahrung zeigen koͤnnte, als
daß ſie in dem Stande ſollte geweſen ſeyn,
mit Worten vollſtaͤndig ſich zu erklaͤren,
was bey dieſer Offenbarung des HErrn in
ihrer Seele vorgegangen waͤre. Es wird
wohl nichts hinlaͤnglicher und vermoͤgender
ſeyn, einen Abriß von der Gnadenentde-
ckung zu geben, damit der HErr ſie ſo
herrlich heimgeſuchet, als wenn wir uns
den Zuſtand Sauli vorſtellen, in welchem
er ſich befande, da er auf dem Wege nahe
bey Damaſcon durch ein Licht vom Himmel
ploͤtzlich umleuchtet, und zitternd und zagend
auf die Erde gleichſam zu denen Fuͤſſen
JEſu geworfen wurde. Der HErr JEſus
offenbarte ſich alſo dieſer Perſon in ſeinem
ſchmerzhaften Leiden, blutigen Wunden,
und ſeinem bittern Tode. Durch die Ver-
klaͤrung des Heylandes in dieſer Seele,
durch die Hervorbrechung der Sonne der
Gerechtigkeit, und Eindringung ihrer er-
leuchtenden Strahlen in ihr Jnnwendiges
verlohren ſich die geiſtliche Finſterniſſe, die
ſie bis hieher noch benebelt hatten, und das

Licht
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[30/0082] Der groſſen und ſeligen len zu koͤnnen, was die Kraft des Blutes und Geiſtes JEſu in der Seele dieſer Per- ſon gethan habe. Jhr Herze ward davon ſo geruͤhret, ihre Bewegungen ſo lebendig und empfindlich, daß ſie mehr aus allen ihren Handlungen eine tiefe, aber innere und geheime Erfahrung zeigen koͤnnte, als daß ſie in dem Stande ſollte geweſen ſeyn, mit Worten vollſtaͤndig ſich zu erklaͤren, was bey dieſer Offenbarung des HErrn in ihrer Seele vorgegangen waͤre. Es wird wohl nichts hinlaͤnglicher und vermoͤgender ſeyn, einen Abriß von der Gnadenentde- ckung zu geben, damit der HErr ſie ſo herrlich heimgeſuchet, als wenn wir uns den Zuſtand Sauli vorſtellen, in welchem er ſich befande, da er auf dem Wege nahe bey Damaſcon durch ein Licht vom Himmel ploͤtzlich umleuchtet, und zitternd und zagend auf die Erde gleichſam zu denen Fuͤſſen JEſu geworfen wurde. Der HErr JEſus offenbarte ſich alſo dieſer Perſon in ſeinem ſchmerzhaften Leiden, blutigen Wunden, und ſeinem bittern Tode. Durch die Ver- klaͤrung des Heylandes in dieſer Seele, durch die Hervorbrechung der Sonne der Gerechtigkeit, und Eindringung ihrer er- leuchtenden Strahlen in ihr Jnnwendiges verlohren ſich die geiſtliche Finſterniſſe, die ſie bis hieher noch benebelt hatten, und das Licht

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/82>, abgerufen am 27.04.2024.