Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Thaten der Gnade. IV. Stück.
nem Löwen und Bären entgegen zu gehen,
sie zu schlagen, und das Schaaf aus ihren
Klauen und Rachen zu erretten; so hat ge-
wiß dein Heyland noch weit mehr Liebe ge-
gen seine Schaafe, für die er seinen letzten
Blutstropfen an dem Creutze vergossen; er
besitzet unendlich viel mehr Macht, sie aus
den äussersten Gefahren zu erretten; er läs-
set neun und neunzig dahinten, lauft einem
einigen verirrten nach, wendet alle Bemü-
hungen an, sucht und lässet nicht nach, bis
ers gefunden hat. Warte also in der Stil-
le, halte in deinem Kämpfen an, und seye
versichert, dein JEsus wird auch gegen dich
Thaten seiner Macht und Liebe offenbaren.

Da nun diese Seele die Hülfe JEsu so
mächtig erfahren, durch sein Erbarmen von
Sünde und Tod errettet, zu dem Leben der
Gnade und göttlichen Frieden durchgedrun-
gen, und nun unter die Zahl der Gnaden-
kindern aufgenommen worden; so wiedme-
te sie sich von dieser Zeit an herzlich dem
HErrn JEsu, suchte dem aufrichtig und
treue zu dienen, und sich mit Leib und See-
le aufzuopfern, der sie durch seine Liebe
unter dem grossen Haufen der Verlohrnen
auserlesen, und in seine Liebesvereinigungen
gezogen hatte. Sie liebte den HErrn JE-
sum innig, und liesse sich willig von seinem

Geist
Z 2

Thaten der Gnade. IV. Stuͤck.
nem Loͤwen und Baͤren entgegen zu gehen,
ſie zu ſchlagen, und das Schaaf aus ihren
Klauen und Rachen zu erretten; ſo hat ge-
wiß dein Heyland noch weit mehr Liebe ge-
gen ſeine Schaafe, fuͤr die er ſeinen letzten
Blutstropfen an dem Creutze vergoſſen; er
beſitzet unendlich viel mehr Macht, ſie aus
den aͤuſſerſten Gefahren zu erretten; er laͤſ-
ſet neun und neunzig dahinten, lauft einem
einigen verirrten nach, wendet alle Bemuͤ-
hungen an, ſucht und laͤſſet nicht nach, bis
ers gefunden hat. Warte alſo in der Stil-
le, halte in deinem Kaͤmpfen an, und ſeye
verſichert, dein JEſus wird auch gegen dich
Thaten ſeiner Macht und Liebe offenbaren.

Da nun dieſe Seele die Huͤlfe JEſu ſo
maͤchtig erfahren, durch ſein Erbarmen von
Suͤnde und Tod errettet, zu dem Leben der
Gnade und goͤttlichen Frieden durchgedrun-
gen, und nun unter die Zahl der Gnaden-
kindern aufgenommen worden; ſo wiedme-
te ſie ſich von dieſer Zeit an herzlich dem
HErrn JEſu, ſuchte dem aufrichtig und
treue zu dienen, und ſich mit Leib und See-
le aufzuopfern, der ſie durch ſeine Liebe
unter dem groſſen Haufen der Verlohrnen
auserleſen, und in ſeine Liebesvereinigungen
gezogen hatte. Sie liebte den HErrn JE-
ſum innig, und lieſſe ſich willig von ſeinem

Geiſt
Z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0407" n="355"/><fw place="top" type="header">Thaten der Gnade. <hi rendition="#aq">IV</hi>. Stu&#x0364;ck.</fw><lb/>
nem Lo&#x0364;wen und Ba&#x0364;ren entgegen zu gehen,<lb/>
&#x017F;ie zu &#x017F;chlagen, und das Schaaf aus ihren<lb/>
Klauen und Rachen zu erretten; &#x017F;o hat ge-<lb/>
wiß dein Heyland noch weit mehr Liebe ge-<lb/>
gen &#x017F;eine Schaafe, fu&#x0364;r die er &#x017F;einen letzten<lb/>
Blutstropfen an dem Creutze vergo&#x017F;&#x017F;en; er<lb/>
be&#x017F;itzet unendlich viel mehr Macht, &#x017F;ie aus<lb/>
den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Gefahren zu erretten; er la&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et neun und neunzig dahinten, lauft einem<lb/>
einigen verirrten nach, wendet alle Bemu&#x0364;-<lb/>
hungen an, &#x017F;ucht und la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et nicht nach, bis<lb/>
ers gefunden hat. Warte al&#x017F;o in der Stil-<lb/>
le, halte in deinem Ka&#x0364;mpfen an, und &#x017F;eye<lb/>
ver&#x017F;ichert, dein JE&#x017F;us wird auch gegen dich<lb/>
Thaten &#x017F;einer Macht und Liebe offenbaren.</p><lb/>
        <p>Da nun die&#x017F;e Seele die Hu&#x0364;lfe JE&#x017F;u &#x017F;o<lb/>
ma&#x0364;chtig erfahren, durch &#x017F;ein Erbarmen von<lb/>
Su&#x0364;nde und Tod errettet, zu dem Leben der<lb/>
Gnade und go&#x0364;ttlichen Frieden durchgedrun-<lb/>
gen, und nun unter die Zahl der Gnaden-<lb/>
kindern aufgenommen worden; &#x017F;o wiedme-<lb/>
te &#x017F;ie &#x017F;ich von die&#x017F;er Zeit an herzlich dem<lb/>
HErrn JE&#x017F;u, &#x017F;uchte dem aufrichtig und<lb/>
treue zu dienen, und &#x017F;ich mit Leib und See-<lb/>
le aufzuopfern, der &#x017F;ie durch &#x017F;eine Liebe<lb/>
unter dem gro&#x017F;&#x017F;en Haufen der Verlohrnen<lb/>
auserle&#x017F;en, und in &#x017F;eine Liebesvereinigungen<lb/>
gezogen hatte. Sie liebte den HErrn JE-<lb/>
&#x017F;um innig, und lie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich willig von &#x017F;einem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Gei&#x017F;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0407] Thaten der Gnade. IV. Stuͤck. nem Loͤwen und Baͤren entgegen zu gehen, ſie zu ſchlagen, und das Schaaf aus ihren Klauen und Rachen zu erretten; ſo hat ge- wiß dein Heyland noch weit mehr Liebe ge- gen ſeine Schaafe, fuͤr die er ſeinen letzten Blutstropfen an dem Creutze vergoſſen; er beſitzet unendlich viel mehr Macht, ſie aus den aͤuſſerſten Gefahren zu erretten; er laͤſ- ſet neun und neunzig dahinten, lauft einem einigen verirrten nach, wendet alle Bemuͤ- hungen an, ſucht und laͤſſet nicht nach, bis ers gefunden hat. Warte alſo in der Stil- le, halte in deinem Kaͤmpfen an, und ſeye verſichert, dein JEſus wird auch gegen dich Thaten ſeiner Macht und Liebe offenbaren. Da nun dieſe Seele die Huͤlfe JEſu ſo maͤchtig erfahren, durch ſein Erbarmen von Suͤnde und Tod errettet, zu dem Leben der Gnade und goͤttlichen Frieden durchgedrun- gen, und nun unter die Zahl der Gnaden- kindern aufgenommen worden; ſo wiedme- te ſie ſich von dieſer Zeit an herzlich dem HErrn JEſu, ſuchte dem aufrichtig und treue zu dienen, und ſich mit Leib und See- le aufzuopfern, der ſie durch ſeine Liebe unter dem groſſen Haufen der Verlohrnen auserleſen, und in ſeine Liebesvereinigungen gezogen hatte. Sie liebte den HErrn JE- ſum innig, und lieſſe ſich willig von ſeinem Geiſt Z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/407
Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/407>, abgerufen am 05.05.2024.