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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Thaten der Gnade. III. Stück.
gründeten Versicherung der Gnade kommen
möchtest; so antworte ich dir: Nimm die
leichtesten und gewissesten Kennzeichen der
Seligkeit, die der Geist GOttes in dem
Worte des Heils dir geoffenbahret; prüfe
und untersuche deinen Seelenzustand nach
denselben. Frage dich zu diesem Ende:
1. Ob du, durch Aufdeckung deiner Sün-
den und aller betrübten Folgen derselben,
und durch eine innere Ueberzeugung von
der Unzulänglichkeit aller eigener Gerech-
tigkeit recht arm im Geist worden seyest.
2. Ob alle Entschuldigungen und Ausflüch-
te wegen deinen Sünden in dir überwun-
den und vertrieben, und ob dein Herze
durch die göttliche Reue und Traurigkeit
nun wahrhaftig leidtragend sey. 3. Ob
dir der Heyland und seine blutige Versöh-
nung der einige Grund zu deinem Leben
sey, und ob du nach seiner Gerechtig-
keit recht innig hungerst und dürstest
.
4. Ob du den Ausspruch Johannis 1. Epist.
3:9. auch in dir durch die Gnade gewirket
findest: Ein jeglicher der aus GOtt
gebohren ist, der befleisset sich der
Sünde nicht
, sondern hasset, verfluchet
und meidet alle vorsetzlichen und muthwilli-
gen Sünden, und suchet hingegen alle Tage
über seine noch überbliebene Schwachheits-

sün-
S 5

Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
gruͤndeten Verſicherung der Gnade kommen
moͤchteſt; ſo antworte ich dir: Nimm die
leichteſten und gewiſſeſten Kennzeichen der
Seligkeit, die der Geiſt GOttes in dem
Worte des Heils dir geoffenbahret; pruͤfe
und unterſuche deinen Seelenzuſtand nach
denſelben. Frage dich zu dieſem Ende:
1. Ob du, durch Aufdeckung deiner Suͤn-
den und aller betruͤbten Folgen derſelben,
und durch eine innere Ueberzeugung von
der Unzulaͤnglichkeit aller eigener Gerech-
tigkeit recht arm im Geiſt worden ſeyeſt.
2. Ob alle Entſchuldigungen und Ausfluͤch-
te wegen deinen Suͤnden in dir uͤberwun-
den und vertrieben, und ob dein Herze
durch die goͤttliche Reue und Traurigkeit
nun wahrhaftig leidtragend ſey. 3. Ob
dir der Heyland und ſeine blutige Verſoͤh-
nung der einige Grund zu deinem Leben
ſey, und ob du nach ſeiner Gerechtig-
keit recht innig hungerſt und duͤrſteſt
.
4. Ob du den Ausſpruch Johannis 1. Epiſt.
3:9. auch in dir durch die Gnade gewirket
findeſt: Ein jeglicher der aus GOtt
gebohren iſt, der befleiſſet ſich der
Suͤnde nicht
, ſondern haſſet, verfluchet
und meidet alle vorſetzlichen und muthwilli-
gen Suͤnden, und ſuchet hingegen alle Tage
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[281/0333] Thaten der Gnade. III. Stuͤck. gruͤndeten Verſicherung der Gnade kommen moͤchteſt; ſo antworte ich dir: Nimm die leichteſten und gewiſſeſten Kennzeichen der Seligkeit, die der Geiſt GOttes in dem Worte des Heils dir geoffenbahret; pruͤfe und unterſuche deinen Seelenzuſtand nach denſelben. Frage dich zu dieſem Ende: 1. Ob du, durch Aufdeckung deiner Suͤn- den und aller betruͤbten Folgen derſelben, und durch eine innere Ueberzeugung von der Unzulaͤnglichkeit aller eigener Gerech- tigkeit recht arm im Geiſt worden ſeyeſt. 2. Ob alle Entſchuldigungen und Ausfluͤch- te wegen deinen Suͤnden in dir uͤberwun- den und vertrieben, und ob dein Herze durch die goͤttliche Reue und Traurigkeit nun wahrhaftig leidtragend ſey. 3. Ob dir der Heyland und ſeine blutige Verſoͤh- nung der einige Grund zu deinem Leben ſey, und ob du nach ſeiner Gerechtig- keit recht innig hungerſt und duͤrſteſt. 4. Ob du den Ausſpruch Johannis 1. Epiſt. 3:9. auch in dir durch die Gnade gewirket findeſt: Ein jeglicher der aus GOtt gebohren iſt, der befleiſſet ſich der Suͤnde nicht, ſondern haſſet, verfluchet und meidet alle vorſetzlichen und muthwilli- gen Suͤnden, und ſuchet hingegen alle Tage uͤber ſeine noch uͤberbliebene Schwachheits- ſuͤn- S 5

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/333>, abgerufen am 14.05.2024.