Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Thaten der Gnade. III. Stück.
Name ist in dem Himmel eingeschrieben,
ein Ort in denen Wohnungen der Herrlich-
keit ist würklich für dich bereitet, und du
bist auf eine feyerliche Weise vor allen En-
geln und triumphirenden Seelen als ein
Miterbe und Mitgenoß der Seligkeit erklä-
ret und ausgerufen worden. Aber dieses im
Himmel nun ewig fest bleibende Gnadenur-
theil ist dir noch nicht bekannt gemacht, und
durch das innere Zeugniß des heiligen Gei-
stes in deinem Herzen noch nicht versiegelt.
Du hast die süsse und empfindliche Folgen
desselben noch nicht geschmecket. Dein gu-
ter Vater im Himmel meynt es aber damit
recht gut mit dir. Er sucht dich vor der Ge-
fahr der Selbsterhebung zu bewahren, und
in den sichern Wegen der Demuth zu üben.
Er will dich durch die Entziehung des em-
pfindlichen Geschmacks seiner Liebe, und
durch die Zurückhaltung der Ausflüssen sei-
ner frölich machenden Freundlichkeiten, in
Wachen und Beten, im Hungern, im Su-
chen und immer tiefern Eindringen in seine
Erbarmungen, und in stetem gläubigern
Festhalten an seiner Gnade, und endlich im
Treuseyn bis in den Tod erhalten. Kommst
du aber zu Zeiten, wegen dem Mangel von
der Versicherung der Vergebung deiner
Sünden, und wegen dem Verzug seiner

au-
S 3

Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
Name iſt in dem Himmel eingeſchrieben,
ein Ort in denen Wohnungen der Herrlich-
keit iſt wuͤrklich fuͤr dich bereitet, und du
biſt auf eine feyerliche Weiſe vor allen En-
geln und triumphirenden Seelen als ein
Miterbe und Mitgenoß der Seligkeit erklaͤ-
ret und ausgerufen worden. Aber dieſes im
Himmel nun ewig feſt bleibende Gnadenur-
theil iſt dir noch nicht bekannt gemacht, und
durch das innere Zeugniß des heiligen Gei-
ſtes in deinem Herzen noch nicht verſiegelt.
Du haſt die ſuͤſſe und empfindliche Folgen
deſſelben noch nicht geſchmecket. Dein gu-
ter Vater im Himmel meynt es aber damit
recht gut mit dir. Er ſucht dich vor der Ge-
fahr der Selbſterhebung zu bewahren, und
in den ſichern Wegen der Demuth zu uͤben.
Er will dich durch die Entziehung des em-
pfindlichen Geſchmacks ſeiner Liebe, und
durch die Zuruͤckhaltung der Ausfluͤſſen ſei-
ner froͤlich machenden Freundlichkeiten, in
Wachen und Beten, im Hungern, im Su-
chen und immer tiefern Eindringen in ſeine
Erbarmungen, und in ſtetem glaͤubigern
Feſthalten an ſeiner Gnade, und endlich im
Treuſeyn bis in den Tod erhalten. Kommſt
du aber zu Zeiten, wegen dem Mangel von
der Verſicherung der Vergebung deiner
Suͤnden, und wegen dem Verzug ſeiner

au-
S 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0329" n="277"/><fw place="top" type="header">Thaten der Gnade. <hi rendition="#aq">III</hi>. Stu&#x0364;ck.</fw><lb/>
Name i&#x017F;t in dem Himmel einge&#x017F;chrieben,<lb/>
ein Ort in denen Wohnungen der Herrlich-<lb/>
keit i&#x017F;t wu&#x0364;rklich fu&#x0364;r dich bereitet, und du<lb/>
bi&#x017F;t auf eine feyerliche Wei&#x017F;e vor allen En-<lb/>
geln und triumphirenden Seelen als ein<lb/>
Miterbe und Mitgenoß der Seligkeit erkla&#x0364;-<lb/>
ret und ausgerufen worden. Aber die&#x017F;es im<lb/>
Himmel nun ewig fe&#x017F;t bleibende Gnadenur-<lb/>
theil i&#x017F;t dir noch nicht bekannt gemacht, und<lb/>
durch das innere Zeugniß des heiligen Gei-<lb/>
&#x017F;tes in deinem Herzen noch nicht ver&#x017F;iegelt.<lb/>
Du ha&#x017F;t die &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und empfindliche Folgen<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben noch nicht ge&#x017F;chmecket. Dein gu-<lb/>
ter Vater im Himmel meynt es aber damit<lb/>
recht gut mit dir. Er &#x017F;ucht dich vor der Ge-<lb/>
fahr der Selb&#x017F;terhebung zu bewahren, und<lb/>
in den &#x017F;ichern Wegen der Demuth zu u&#x0364;ben.<lb/>
Er will dich durch die Entziehung des em-<lb/>
pfindlichen Ge&#x017F;chmacks &#x017F;einer Liebe, und<lb/>
durch die Zuru&#x0364;ckhaltung der Ausflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ei-<lb/>
ner fro&#x0364;lich machenden Freundlichkeiten, in<lb/>
Wachen und Beten, im Hungern, im Su-<lb/>
chen und immer tiefern Eindringen in &#x017F;eine<lb/>
Erbarmungen, und in &#x017F;tetem gla&#x0364;ubigern<lb/>
Fe&#x017F;thalten an &#x017F;einer Gnade, und endlich im<lb/>
Treu&#x017F;eyn bis in den Tod erhalten. Komm&#x017F;t<lb/>
du aber zu Zeiten, wegen dem Mangel von<lb/>
der Ver&#x017F;icherung der Vergebung deiner<lb/>
Su&#x0364;nden, und wegen dem <choice><sic>Vorzug</sic><corr type="corrigenda">Verzug</corr></choice> &#x017F;einer<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 3</fw><fw place="bottom" type="catch">au-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0329] Thaten der Gnade. III. Stuͤck. Name iſt in dem Himmel eingeſchrieben, ein Ort in denen Wohnungen der Herrlich- keit iſt wuͤrklich fuͤr dich bereitet, und du biſt auf eine feyerliche Weiſe vor allen En- geln und triumphirenden Seelen als ein Miterbe und Mitgenoß der Seligkeit erklaͤ- ret und ausgerufen worden. Aber dieſes im Himmel nun ewig feſt bleibende Gnadenur- theil iſt dir noch nicht bekannt gemacht, und durch das innere Zeugniß des heiligen Gei- ſtes in deinem Herzen noch nicht verſiegelt. Du haſt die ſuͤſſe und empfindliche Folgen deſſelben noch nicht geſchmecket. Dein gu- ter Vater im Himmel meynt es aber damit recht gut mit dir. Er ſucht dich vor der Ge- fahr der Selbſterhebung zu bewahren, und in den ſichern Wegen der Demuth zu uͤben. Er will dich durch die Entziehung des em- pfindlichen Geſchmacks ſeiner Liebe, und durch die Zuruͤckhaltung der Ausfluͤſſen ſei- ner froͤlich machenden Freundlichkeiten, in Wachen und Beten, im Hungern, im Su- chen und immer tiefern Eindringen in ſeine Erbarmungen, und in ſtetem glaͤubigern Feſthalten an ſeiner Gnade, und endlich im Treuſeyn bis in den Tod erhalten. Kommſt du aber zu Zeiten, wegen dem Mangel von der Verſicherung der Vergebung deiner Suͤnden, und wegen dem Verzug ſeiner au- S 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/329
Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/329>, abgerufen am 27.11.2024.