abwenden, sie gleich den von denen feurigen Schlangen gebissenen und halbtodten Jsrae- liten, auf das an das Creutz erhöhete Schlänglein, den Heyland richten, und sich durch alle Hindernisse und Anfechtungen durchbeten, kämpfen und glauben.
Komme aber jetzt der Versucher, und wolle in ihr die Absichten GOttes verrucken, und sie durch allerhand Eingebungen und Zweifel, von dem HErrn JEsu auf- und abhalten, gäbe er ihr nun ein, es seye zu spät, die Sünden seyen zu groß, als daß noch Hofnung zu ihrem Heil sollte vorhan- den seyn, da seye nun kein Opfer mehr übrig für ihre Sünden, sondern ein er- schrecklich Warten des Gerichts, und Feu- ereifers, welches sie verzehren werde, weil sie muthwillig gesündiget, nachdem sie die Erkänntniß der Wahrheit empfangen habe. So sollte sie über dieses alles im geringsten nicht erschrecken, oder sich unruhig machen lassen, sondern alles kurz abweisen, da sie doch aus Erfahrung die listigen aber See- lenverderblichen Ränke des Feindes kenne, und daß es ihm in allem nur darum zu thun sey, sie von dem Sündentilger, und Versöhner aufzuhalten. Endlich betete der Prediger mit dieser kranken Person, und truge dem Heyland diese Seele zur völligen Errettung brünstig an, davon sie ihrer grossen
Schmer-
Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
abwenden, ſie gleich den von denen feurigen Schlangen gebiſſenen und halbtodten Jſrae- liten, auf das an das Creutz erhoͤhete Schlaͤnglein, den Heyland richten, und ſich durch alle Hinderniſſe und Anfechtungen durchbeten, kaͤmpfen und glauben.
Komme aber jetzt der Verſucher, und wolle in ihr die Abſichten GOttes verrucken, und ſie durch allerhand Eingebungen und Zweifel, von dem HErrn JEſu auf- und abhalten, gaͤbe er ihr nun ein, es ſeye zu ſpaͤt, die Suͤnden ſeyen zu groß, als daß noch Hofnung zu ihrem Heil ſollte vorhan- den ſeyn, da ſeye nun kein Opfer mehr uͤbrig fuͤr ihre Suͤnden, ſondern ein er- ſchrecklich Warten des Gerichts, und Feu- ereifers, welches ſie verzehren werde, weil ſie muthwillig geſuͤndiget, nachdem ſie die Erkaͤnntniß der Wahrheit empfangen habe. So ſollte ſie uͤber dieſes alles im geringſten nicht erſchrecken, oder ſich unruhig machen laſſen, ſondern alles kurz abweiſen, da ſie doch aus Erfahrung die liſtigen aber See- lenverderblichen Raͤnke des Feindes kenne, und daß es ihm in allem nur darum zu thun ſey, ſie von dem Suͤndentilger, und Verſoͤhner aufzuhalten. Endlich betete der Prediger mit dieſer kranken Perſon, und truge dem Heyland dieſe Seele zur voͤlligen Errettung bruͤnſtig an, davon ſie ihrer groſſen
Schmer-
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Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
abwenden, ſie gleich den von denen feurigen
Schlangen gebiſſenen und halbtodten Jſrae-
liten, auf das an das Creutz erhoͤhete
Schlaͤnglein, den Heyland richten, und ſich
durch alle Hinderniſſe und Anfechtungen
durchbeten, kaͤmpfen und glauben.
Komme aber jetzt der Verſucher, und
wolle in ihr die Abſichten GOttes verrucken,
und ſie durch allerhand Eingebungen und
Zweifel, von dem HErrn JEſu auf- und
abhalten, gaͤbe er ihr nun ein, es ſeye zu
ſpaͤt, die Suͤnden ſeyen zu groß, als daß
noch Hofnung zu ihrem Heil ſollte vorhan-
den ſeyn, da ſeye nun kein Opfer mehr
uͤbrig fuͤr ihre Suͤnden, ſondern ein er-
ſchrecklich Warten des Gerichts, und Feu-
ereifers, welches ſie verzehren werde, weil
ſie muthwillig geſuͤndiget, nachdem ſie die
Erkaͤnntniß der Wahrheit empfangen habe.
So ſollte ſie uͤber dieſes alles im geringſten
nicht erſchrecken, oder ſich unruhig machen
laſſen, ſondern alles kurz abweiſen, da ſie
doch aus Erfahrung die liſtigen aber See-
lenverderblichen Raͤnke des Feindes kenne,
und daß es ihm in allem nur darum zu
thun ſey, ſie von dem Suͤndentilger, und
Verſoͤhner aufzuhalten. Endlich betete der
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/321>, abgerufen am 23.11.2024.
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