Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Thaten der Gnade. III. Stück.
abwenden, sie gleich den von denen feurigen
Schlangen gebissenen und halbtodten Jsrae-
liten, auf das an das Creutz erhöhete
Schlänglein, den Heyland richten, und sich
durch alle Hindernisse und Anfechtungen
durchbeten, kämpfen und glauben.

Komme aber jetzt der Versucher, und
wolle in ihr die Absichten GOttes verrucken,
und sie durch allerhand Eingebungen und
Zweifel, von dem HErrn JEsu auf- und
abhalten, gäbe er ihr nun ein, es seye zu
spät, die Sünden seyen zu groß, als daß
noch Hofnung zu ihrem Heil sollte vorhan-
den seyn, da seye nun kein Opfer mehr
übrig für ihre Sünden, sondern ein er-
schrecklich Warten des Gerichts, und Feu-
ereifers, welches sie verzehren werde, weil
sie muthwillig gesündiget, nachdem sie die
Erkänntniß der Wahrheit empfangen habe.
So sollte sie über dieses alles im geringsten
nicht erschrecken, oder sich unruhig machen
lassen, sondern alles kurz abweisen, da sie
doch aus Erfahrung die listigen aber See-
lenverderblichen Ränke des Feindes kenne,
und daß es ihm in allem nur darum zu
thun sey, sie von dem Sündentilger, und
Versöhner aufzuhalten. Endlich betete der
Prediger mit dieser kranken Person, und
truge dem Heyland diese Seele zur völligen
Errettung brünstig an, davon sie ihrer grossen

Schmer-

Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
abwenden, ſie gleich den von denen feurigen
Schlangen gebiſſenen und halbtodten Jſrae-
liten, auf das an das Creutz erhoͤhete
Schlaͤnglein, den Heyland richten, und ſich
durch alle Hinderniſſe und Anfechtungen
durchbeten, kaͤmpfen und glauben.

Komme aber jetzt der Verſucher, und
wolle in ihr die Abſichten GOttes verrucken,
und ſie durch allerhand Eingebungen und
Zweifel, von dem HErrn JEſu auf- und
abhalten, gaͤbe er ihr nun ein, es ſeye zu
ſpaͤt, die Suͤnden ſeyen zu groß, als daß
noch Hofnung zu ihrem Heil ſollte vorhan-
den ſeyn, da ſeye nun kein Opfer mehr
uͤbrig fuͤr ihre Suͤnden, ſondern ein er-
ſchrecklich Warten des Gerichts, und Feu-
ereifers, welches ſie verzehren werde, weil
ſie muthwillig geſuͤndiget, nachdem ſie die
Erkaͤnntniß der Wahrheit empfangen habe.
So ſollte ſie uͤber dieſes alles im geringſten
nicht erſchrecken, oder ſich unruhig machen
laſſen, ſondern alles kurz abweiſen, da ſie
doch aus Erfahrung die liſtigen aber See-
lenverderblichen Raͤnke des Feindes kenne,
und daß es ihm in allem nur darum zu
thun ſey, ſie von dem Suͤndentilger, und
Verſoͤhner aufzuhalten. Endlich betete der
Prediger mit dieſer kranken Perſon, und
truge dem Heyland dieſe Seele zur voͤlligen
Errettung bruͤnſtig an, davon ſie ihrer groſſen

Schmer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0321" n="269"/><fw place="top" type="header">Thaten der Gnade. <hi rendition="#aq">III</hi>. Stu&#x0364;ck.</fw><lb/>
abwenden, &#x017F;ie gleich den von denen feurigen<lb/>
Schlangen gebi&#x017F;&#x017F;enen und halbtodten J&#x017F;rae-<lb/>
liten, auf das an das Creutz erho&#x0364;hete<lb/>
Schla&#x0364;nglein, den Heyland richten, und &#x017F;ich<lb/>
durch alle Hinderni&#x017F;&#x017F;e und Anfechtungen<lb/>
durchbeten, ka&#x0364;mpfen und glauben.</p><lb/>
        <p>Komme aber jetzt der Ver&#x017F;ucher, und<lb/>
wolle in ihr die Ab&#x017F;ichten GOttes verrucken,<lb/>
und &#x017F;ie durch allerhand Eingebungen und<lb/>
Zweifel, von dem HErrn JE&#x017F;u auf- und<lb/>
abhalten, ga&#x0364;be er ihr nun ein, es &#x017F;eye zu<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;t, die Su&#x0364;nden &#x017F;eyen zu groß, als daß<lb/>
noch Hofnung zu ihrem Heil &#x017F;ollte vorhan-<lb/>
den &#x017F;eyn, da &#x017F;eye nun kein Opfer mehr<lb/>
u&#x0364;brig fu&#x0364;r ihre Su&#x0364;nden, &#x017F;ondern ein er-<lb/>
&#x017F;chrecklich Warten des Gerichts, und Feu-<lb/>
ereifers, welches &#x017F;ie verzehren werde, weil<lb/>
&#x017F;ie muthwillig ge&#x017F;u&#x0364;ndiget, nachdem &#x017F;ie die<lb/>
Erka&#x0364;nntniß der Wahrheit empfangen habe.<lb/>
So &#x017F;ollte &#x017F;ie u&#x0364;ber die&#x017F;es alles im gering&#x017F;ten<lb/>
nicht er&#x017F;chrecken, oder &#x017F;ich unruhig machen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern alles kurz abwei&#x017F;en, da &#x017F;ie<lb/>
doch aus Erfahrung die li&#x017F;tigen aber See-<lb/>
lenverderblichen Ra&#x0364;nke des Feindes kenne,<lb/>
und daß es ihm in allem nur darum zu<lb/>
thun &#x017F;ey, &#x017F;ie von dem Su&#x0364;ndentilger, und<lb/>
Ver&#x017F;o&#x0364;hner aufzuhalten. Endlich betete der<lb/>
Prediger mit die&#x017F;er kranken Per&#x017F;on, und<lb/>
truge dem Heyland die&#x017F;e Seele zur vo&#x0364;lligen<lb/>
Errettung bru&#x0364;n&#x017F;tig an, davon &#x017F;ie ihrer gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schmer-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0321] Thaten der Gnade. III. Stuͤck. abwenden, ſie gleich den von denen feurigen Schlangen gebiſſenen und halbtodten Jſrae- liten, auf das an das Creutz erhoͤhete Schlaͤnglein, den Heyland richten, und ſich durch alle Hinderniſſe und Anfechtungen durchbeten, kaͤmpfen und glauben. Komme aber jetzt der Verſucher, und wolle in ihr die Abſichten GOttes verrucken, und ſie durch allerhand Eingebungen und Zweifel, von dem HErrn JEſu auf- und abhalten, gaͤbe er ihr nun ein, es ſeye zu ſpaͤt, die Suͤnden ſeyen zu groß, als daß noch Hofnung zu ihrem Heil ſollte vorhan- den ſeyn, da ſeye nun kein Opfer mehr uͤbrig fuͤr ihre Suͤnden, ſondern ein er- ſchrecklich Warten des Gerichts, und Feu- ereifers, welches ſie verzehren werde, weil ſie muthwillig geſuͤndiget, nachdem ſie die Erkaͤnntniß der Wahrheit empfangen habe. So ſollte ſie uͤber dieſes alles im geringſten nicht erſchrecken, oder ſich unruhig machen laſſen, ſondern alles kurz abweiſen, da ſie doch aus Erfahrung die liſtigen aber See- lenverderblichen Raͤnke des Feindes kenne, und daß es ihm in allem nur darum zu thun ſey, ſie von dem Suͤndentilger, und Verſoͤhner aufzuhalten. Endlich betete der Prediger mit dieſer kranken Perſon, und truge dem Heyland dieſe Seele zur voͤlligen Errettung bruͤnſtig an, davon ſie ihrer groſſen Schmer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/321
Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/321>, abgerufen am 23.11.2024.