Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Thaten der Gnade. III. Stück.
niß, die gewiß manchem armen Menschen
unendlich schwer machen wird in der Ewig-
keit, wenn nicht noch in der Gnadenzeit
durch eine wahre Bekehrung die Versöh-
nung gesucht wird.

Noch mehr aber sucht der Feind die Welt
aufzubringen, und das Werk der Gnade
verdächtig zu machen, wenn ein Mensch,
der einen Anfang zur Bekehrung hatte,
wieder in das wüste Wesen der Welt und
der Sünde eingeflochten und verwickelt wird.
Da geschieht es: daß Menschen, die weder
Licht noch Gnade besitzen, die die Wege des
HErrn nicht kennen, die nicht im Stand
sind, einen Unterschied zwischen denen Vor-
bereitungen und der Bekehrung selber zu
machen, blinder weise darein stürmen, und
alles mit einander verwerfen. Wahrhafte
und rechtschaffene Kinder GOttes müssen
bey der blinden Welt in eine Claße mit de-
nen Heuchlern, Abtrünnigen und Falschen.
Die lauterste Wege und Werke der Gnade
werden verdächtig, verworfen und verlästert.

Am allertraurigsten aber ist es für die
Seele eines solchen Menschen selbsten, der
zwar von der Gnade herzlich gesuchet und
gelocket, aber von dem Feind nach denen
ersten Anfängen der Gnade wieder in den
Koth der vorigen Uebertrettungen geworfen
wird. Da nun ein solcher Mensch dasjeni-

ge,
P 3

Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
niß, die gewiß manchem armen Menſchen
unendlich ſchwer machen wird in der Ewig-
keit, wenn nicht noch in der Gnadenzeit
durch eine wahre Bekehrung die Verſoͤh-
nung geſucht wird.

Noch mehr aber ſucht der Feind die Welt
aufzubringen, und das Werk der Gnade
verdaͤchtig zu machen, wenn ein Menſch,
der einen Anfang zur Bekehrung hatte,
wieder in das wuͤſte Weſen der Welt und
der Suͤnde eingeflochten und verwickelt wird.
Da geſchieht es: daß Menſchen, die weder
Licht noch Gnade beſitzen, die die Wege des
HErrn nicht kennen, die nicht im Stand
ſind, einen Unterſchied zwiſchen denen Vor-
bereitungen und der Bekehrung ſelber zu
machen, blinder weiſe darein ſtuͤrmen, und
alles mit einander verwerfen. Wahrhafte
und rechtſchaffene Kinder GOttes muͤſſen
bey der blinden Welt in eine Claße mit de-
nen Heuchlern, Abtruͤnnigen und Falſchen.
Die lauterſte Wege und Werke der Gnade
werden verdaͤchtig, verworfen und verlaͤſtert.

Am allertraurigſten aber iſt es fuͤr die
Seele eines ſolchen Menſchen ſelbſten, der
zwar von der Gnade herzlich geſuchet und
gelocket, aber von dem Feind nach denen
erſten Anfaͤngen der Gnade wieder in den
Koth der vorigen Uebertrettungen geworfen
wird. Da nun ein ſolcher Menſch dasjeni-

ge,
P 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0281" n="229"/><fw place="top" type="header">Thaten der Gnade. <hi rendition="#aq">III</hi>. Stu&#x0364;ck.</fw><lb/>
niß, die gewiß manchem armen Men&#x017F;chen<lb/>
unendlich &#x017F;chwer machen wird in der Ewig-<lb/>
keit, wenn nicht noch in der Gnadenzeit<lb/>
durch eine wahre Bekehrung die Ver&#x017F;o&#x0364;h-<lb/>
nung ge&#x017F;ucht wird.</p><lb/>
        <p>Noch mehr aber &#x017F;ucht der Feind die Welt<lb/>
aufzubringen, und das Werk der Gnade<lb/>
verda&#x0364;chtig zu machen, wenn ein Men&#x017F;ch,<lb/>
der einen Anfang zur Bekehrung hatte,<lb/>
wieder in das wu&#x0364;&#x017F;te We&#x017F;en der Welt und<lb/>
der Su&#x0364;nde eingeflochten und verwickelt wird.<lb/>
Da ge&#x017F;chieht es: daß Men&#x017F;chen, die weder<lb/>
Licht noch Gnade be&#x017F;itzen, die die Wege des<lb/>
HErrn nicht kennen, die nicht im Stand<lb/>
&#x017F;ind, einen Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen denen Vor-<lb/>
bereitungen und der Bekehrung &#x017F;elber zu<lb/>
machen, blinder wei&#x017F;e darein &#x017F;tu&#x0364;rmen, und<lb/>
alles mit einander verwerfen. Wahrhafte<lb/>
und recht&#x017F;chaffene Kinder GOttes mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
bey der blinden Welt in eine Claße mit de-<lb/>
nen Heuchlern, Abtru&#x0364;nnigen und Fal&#x017F;chen.<lb/>
Die lauter&#x017F;te Wege und Werke der Gnade<lb/>
werden verda&#x0364;chtig, verworfen und verla&#x0364;&#x017F;tert.</p><lb/>
        <p>Am allertraurig&#x017F;ten aber i&#x017F;t es fu&#x0364;r die<lb/>
Seele eines &#x017F;olchen Men&#x017F;chen &#x017F;elb&#x017F;ten, der<lb/>
zwar von der Gnade herzlich ge&#x017F;uchet und<lb/>
gelocket, aber von dem Feind nach denen<lb/>
er&#x017F;ten Anfa&#x0364;ngen der Gnade wieder in den<lb/>
Koth der vorigen Uebertrettungen geworfen<lb/>
wird. Da nun ein &#x017F;olcher Men&#x017F;ch dasjeni-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ge,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0281] Thaten der Gnade. III. Stuͤck. niß, die gewiß manchem armen Menſchen unendlich ſchwer machen wird in der Ewig- keit, wenn nicht noch in der Gnadenzeit durch eine wahre Bekehrung die Verſoͤh- nung geſucht wird. Noch mehr aber ſucht der Feind die Welt aufzubringen, und das Werk der Gnade verdaͤchtig zu machen, wenn ein Menſch, der einen Anfang zur Bekehrung hatte, wieder in das wuͤſte Weſen der Welt und der Suͤnde eingeflochten und verwickelt wird. Da geſchieht es: daß Menſchen, die weder Licht noch Gnade beſitzen, die die Wege des HErrn nicht kennen, die nicht im Stand ſind, einen Unterſchied zwiſchen denen Vor- bereitungen und der Bekehrung ſelber zu machen, blinder weiſe darein ſtuͤrmen, und alles mit einander verwerfen. Wahrhafte und rechtſchaffene Kinder GOttes muͤſſen bey der blinden Welt in eine Claße mit de- nen Heuchlern, Abtruͤnnigen und Falſchen. Die lauterſte Wege und Werke der Gnade werden verdaͤchtig, verworfen und verlaͤſtert. Am allertraurigſten aber iſt es fuͤr die Seele eines ſolchen Menſchen ſelbſten, der zwar von der Gnade herzlich geſuchet und gelocket, aber von dem Feind nach denen erſten Anfaͤngen der Gnade wieder in den Koth der vorigen Uebertrettungen geworfen wird. Da nun ein ſolcher Menſch dasjeni- ge, P 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/281
Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/281>, abgerufen am 10.05.2024.