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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Vorrede.
hat es in unsern Zeiten so weit ge-
bracht, daß man sich schämet, der-
selben Erwehnung zu thun. Wie
viele Menschen giebt es nicht aller
Orten! die mit Thorheiten und un-
würdigen Kleinigkeiten ihre Zeit ver-
derben, die nicht nur für sich kaum
einen Augenblick an die Gnade, die
die Seele zu ihrer Errettung so nö-
thig hätte, gedenken, die es ihrer
hochmüthigen aber stockblinden Ein-
bildung nach, ihrem Stand und
Geist für nachtheilig halten, mit so
niederträchtigen Sachen (so sind die
Wege der Gnade bey der heutigen
Welt angeschrieben) sich zu schlep-
pen, sondern die es auch für einen
Mangel des Verstandes, oder für
einen Fehler, der wider die Regeln
der Wohlanständigkeit begangen
wird, ja für eine dumme und Ver-
achtungs- würdige Sache halten,
wenn andere die Thaten der Gnade
in ihrem Umgang erheben und rüh-
men. Menschen! die sich durch Mit-

tel,
b 4

Vorrede.
hat es in unſern Zeiten ſo weit ge-
bracht, daß man ſich ſchaͤmet, der-
ſelben Erwehnung zu thun. Wie
viele Menſchen giebt es nicht aller
Orten! die mit Thorheiten und un-
wuͤrdigen Kleinigkeiten ihre Zeit ver-
derben, die nicht nur fuͤr ſich kaum
einen Augenblick an die Gnade, die
die Seele zu ihrer Errettung ſo noͤ-
thig haͤtte, gedenken, die es ihrer
hochmuͤthigen aber ſtockblinden Ein-
bildung nach, ihrem Stand und
Geiſt fuͤr nachtheilig halten, mit ſo
niedertraͤchtigen Sachen (ſo ſind die
Wege der Gnade bey der heutigen
Welt angeſchrieben) ſich zu ſchlep-
pen, ſondern die es auch fuͤr einen
Mangel des Verſtandes, oder fuͤr
einen Fehler, der wider die Regeln
der Wohlanſtaͤndigkeit begangen
wird, ja fuͤr eine dumme und Ver-
achtungs- wuͤrdige Sache halten,
wenn andere die Thaten der Gnade
in ihrem Umgang erheben und ruͤh-
men. Menſchen! die ſich durch Mit-

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[0027] Vorrede. hat es in unſern Zeiten ſo weit ge- bracht, daß man ſich ſchaͤmet, der- ſelben Erwehnung zu thun. Wie viele Menſchen giebt es nicht aller Orten! die mit Thorheiten und un- wuͤrdigen Kleinigkeiten ihre Zeit ver- derben, die nicht nur fuͤr ſich kaum einen Augenblick an die Gnade, die die Seele zu ihrer Errettung ſo noͤ- thig haͤtte, gedenken, die es ihrer hochmuͤthigen aber ſtockblinden Ein- bildung nach, ihrem Stand und Geiſt fuͤr nachtheilig halten, mit ſo niedertraͤchtigen Sachen (ſo ſind die Wege der Gnade bey der heutigen Welt angeſchrieben) ſich zu ſchlep- pen, ſondern die es auch fuͤr einen Mangel des Verſtandes, oder fuͤr einen Fehler, der wider die Regeln der Wohlanſtaͤndigkeit begangen wird, ja fuͤr eine dumme und Ver- achtungs- wuͤrdige Sache halten, wenn andere die Thaten der Gnade in ihrem Umgang erheben und ruͤh- men. Menſchen! die ſich durch Mit- tel, b 4

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/27>, abgerufen am 28.03.2024.